Hattingen. Bei Notfällen und Krisen in der Schule bedarf es wohlüberlegten Handelns. Was den Schulen in Hattingen dabei im Fall der Fälle hilft:

Notfälle und Krisen in der Schule sind zum Glück nicht alltäglich. Doch wenn sie vorkommen – wie in der vergangenen Woche an der Realschule Grünstraße, als ein Schüler eine Schreckschusswaffe bei sich führte –, bedarf es wohlüberlegten Handelns. Die Schulen in Hattingen haben daher Notfallordner für verschiedenste Szenarien vor Ort.

Potenzielle Notfälle mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet

Mit unterschiedlichen Farben sind potenzielle Notfälle und Krisen an Schulen und im schulischen Umfeld in dem „Notfallordner NRW“ versehen, sagt Thorsten Köhne, der Leiter des Gymnasiums Holthausen. Unter „gelb“ etwa stünden Empfehlungen zum Umgang mit Schülern, in dessen Familie jemand gestorben ist, unter „orange“ Empfehlungen bei einem Todesfall in der Schulgemeinde. Und ein mit Rot gekennzeichnetes Ereignis könne, zum Beispiel, ein Amoklauf in der Schule sein. „In so einem Fall ist immer sofort die Polizei zu verständigen, das Heft des Handelns wird uns dann abgenommen“, so Köhne.

Am Gymnasium Holthausen, so der Schulleiter, sei der Notfallordner des NRW-Schulministeriums ergänzt um Maßnahmen, die die Schule bei einer Vor-Ort-Begehung mit Vertretern des Ennepe-Ruhr-Kreises und der Polizei erarbeitet habe. Ein Krisenteam, dem neben der Schulleitung unter anderen auch das Sekretariat, der Hausmeister, die Schulsozialarbeiterin angehören, frische Erkenntnisse im Umgang mit möglichen Krisen regelmäßig auf. Köhne sagt: „Wir sind für Notfälle und Krisen vorbereitet. Aber wir hoffen trotzdem, dass wir unser Wissen niemals brauchen werden - und wenn doch, dass alles gut ausgeht“.

Notfallordner für das Kollegium schnell greifbar

Über ein Krisenteam – unter anderem mit einem speziellen Sicherheitsbeauftragten – verfügt auch das Gymnasium Waldstraße, mehrere Exemplare des Notfallordners „Hinsehen und Handeln“ des NRW-Schulministeriums hat Schulleiterin Anette Christiani zudem für das Kollegium schnell greifbar an verschiedenen Stellen im Schulgebäude platziert. „Mindestens ein Mal im Jahr sprechen wir zudem über ausgewählte Notfall-Lagen, spielen durch, was im Fall der Fälle zu tun wäre.“

Den Fall der Fälle: Holger Hoffmann, Leiter des Berufskollegs Hattingen, und mehrere hundert Schüler glaubten vor einem Jahr zunächst, an der Schule sei ein Amokläufer unterwegs, nachdem an der Einrichtung an der Raabestraße der Amokalarm ausgelöst worden war. Die Polizei rückte mit 60 Einsatzkräften an, am Busbahnhof sammelten sich zeitgleich mehrere Rettungswagen. Per lange zuvor erstellter Bandaufnahme erhielten die damals im Gebäude befindlichen Schüler und Lehrer Verhaltensanweisungen Hoffmanns. Kurze Zeit später gab es dann Entwarnung: „Ein Elektriker“, so Hoffmann, „hatte versehentlich ein Kabel durchgeschnitten und so den Fehlalarm ausgelöst.“

Regelmäßige Fortbildungen und Schulungen zum Umgang mit Krisensituationen

Dass das im Notfallordner verschriftlichte Konzept des Berufskollegs für Amoklagen sowie die Zusammenarbeit mit der Polizei gut funktionieren, stellte Hoffmann nach dem Fehlalarm indes erleichtert fest; dass die regelmäßigen Fortbildungen und Schulungen zum Umgang mit Krisensituationen also greifen, ebenso die Zusammenarbeit mit dem schulpsychologischen Dienst. Dennoch werde im Krisenteam der Schule regelmäßig erörtert, „wo wir im Umgang mit Krisen in puncto Verhalten, aber auch der Gebäudesicherheit noch besser werden können“, so Hoffmann.

Dazu gehört nicht zuletzt auch dies: Im Zuge der Sanierung des Berufskollegs in der Südstadt baut der Ennepe-Ruhr-Kreis auch ein spezielles Amokwarmsystem in die Unterrichtsräume ein. „Details“, so Kreissprecher Ingo Niemann, „werden wir aus Sicherheitsgründen aber nicht verraten.“