Gladbeck. Der Zentrale Betriebshof Gladbeck reagiert auf Entwicklungen im Bestattungswesen. Manches wird teurer, anderes günstiger: die geplanten Tarife.

Wenn René Hilgner etwas gerne hätte, wäre es eine Glaskugel – um vorhersehen zu können, wie sich die Zahlen im Bestattungswesen entwickeln. Dieses Hilfsmittel hält der erste Leiter des Betriebshofs Gladbeck aber nun einmal nicht in Händen. Also plant der Fachmann auf lange Sicht. Die Gebührensätze 2025 für die drei städtischen Friedhöfe legte Hilgner jetzt dem Betriebsausschuss vor. Die Tarife mögen Laien überraschen. Hilgner erklärt den Hintergrund.

Auch interessant

Der erste Betriebsleiter, der um die 750 Bestattungen für das kommende Jahr auf den kommunalen Friedhöfen in der Stadtmitte, in Rentfort und Brauck prognostiziert, machte keinen Hehl daraus, dass die Friedhofsgebühren den Fachleuten Kopfzerbrechen bereiten: „Das Bestattungswesen ist unser Dauerpatient.“ Das gelte nicht nur für Gladbeck, sondern für „die gesamte kommunale Branche“. Grund, so Hilgner: „Die Menschen wollen nicht mehr auf dem Friedhof bestattet werden.“

Die Nachfrage nach manchen Bestattungsformen steigt in Gladbeck

Alternative Beisetzungsformen, beispielsweise im Wald, werden immer gefragter. Große Gruften, die Angehörige in Ordnung halten, hingegen dürften ein allmählich aussterbendes Modell sein. Der Beweggrund dafür kann sein, dass Familienmitglieder ein Grab nicht pflegen wollen oder können.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! +++

Viele Menschen bevorzugen daher Grabstellen, die keinen (großen) Pflegeaufwand erfordern. Auf dieser Erkenntnis fußt die Tarifberechnung für das Jahr 2025. Hilgner: „Wir nutzen die Lenkungsfunktion von Gebühren. Unsere Strategie ist die Belegung von Flächen ohne Pflegeaufwand.“

Manche Tarife sollen unverändert bleiben

Unverändert bleibt die Bestattung von Tot- und Fehlgeburten bei 0 Euro. Tarifsenkungen sind bei Reihen- und Wahlgräbern vorgesehen, ebenso bei der Belegung der Aufbahrungsräume – von aktuell 203 Euro auf 150 Euro (minus 53 Euro). Erhöht werden sollen hingegen die Sätze für pflegefreie Grabformen. Ein Urnen-Baumwahlgrab (vierstellig) ist künftig für 2911 Euro vorgesehen, 230 Euro mehr als zurzeit.

Leistungen der Friedhofsverwaltung

Unverändert will die Verwaltung in Gladbeck die Gebühren für sonstige Leistungen der Friedhofsverwaltung lassen. So soll es im Jahr 2025 zum Beispiel bei 70 Euro für den Grabmalantrag bleiben. Gebührenaufkommen für diesen Posten: 18.480 Euro.

Angesetzt ist ein Gebührenbedarf von 2.303.660,37 Euro. Das Aufkommen an diesen Einnahmen ist mit 2.303.515 Euro berechnet. Aufgrund der Tarife für 2025 sei „bei planmäßigem Verlauf der Fallzahlen“ von einer kostendeckenden Kalkulation auszugehen.

Als Erfolgsmodell habe sich eine „Gladbecker Erfindung“ erwiesen: das Gemeinschaftsgrab mit Grabmal, das es im kommenden Jahr wieder in drei Varianten geben wird. Im fast beendeten Jahr 2024 rief der ZBG dafür, mit Stein-Typ A, 3976 Euro auf. Im kommenden Jahr sollen es 746 Euro mehr sein, also 4722 Euro. „Damit bezahlt man einmalig das Nutzungsrecht für 30 Jahre“, erläutert Hilgner. Die Pflege übernimmt das ZBG-Team. Jede Grabart, so Hilgner, löse andere Kosten aus: „Unser Ziel ist, zu einer Form zu kommen, die wir nicht pflegen.“

Grabstätten ohne persönlichen Pflegeaufwand werden in Gladbeck immer stärker nachgefragt.
Grabstätten ohne persönlichen Pflegeaufwand werden in Gladbeck immer stärker nachgefragt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Wer zum Beispiel ein Reihengrab wählt und eigenhändig die Betreuung übernimmt, bekommt derzeit eine Rechnung über 1664 Euro. Fürs kommende Jahr sind 459 Euro weniger vorgeschlagen, 1205 Euro. Auch die Gebühr für ein Urnen-Reihengrab soll sinken: von derzeit 601 Euro um 17 Euro auf 584 Euro.

René Hilgner, Zweiter Betriebsleiter der ZBG. Der Trauerhalle auf dem Friedhof Mitte am Donnerstag, 20. April 2023 in Gladbeck. Ein Wasserschaden and der Rückwand des Gebäude ist festgestellt worden. Foto : Ant Palmer / FUNKE Foto Services

„Wir nutzen die Lenkungsfunktion von Gebühren. Unsere Strategie ist die Belegung von Flächen ohne Pflegeaufwand“

René Hilgner
Erster Betriebsleiter des ZBG

„Der günstigste Einstiegstarif“ ist das anonyme Urnengemeinschaftsgrab: In diesem Jahr liegt er bei 416 Euro. Ein Plus von 36 Euro auf 452 Euro ist für kommendes Jahr geplant.

Der Experte erkennt eine weitere Entwicklung: „Die aktuellen Zahlen bestätigen den allgemeinen Trend im Bestattungswesen zu steigenden Aschebeisetzungen. So ist festzustellen, dass der Urnenanteil in Gladbeck mit 63,25 Prozent zwar noch nicht die Dimensionen anderer Kommunen erreicht hat, wo Urnenbeisetzungen bereits mehr als 80 Prozent ausmachen. Der Planansatz von 58,14 Prozent wird jedoch deutlich überschritten, was insgesamt zu Mindererlösen geführt hat.“

Verwahrlost: Manche Verstorbene haben keine Angehörigen, die das Grab pflegen, oder diese können die Arbeit nicht übernehmen.
Verwahrlost: Manche Verstorbene haben keine Angehörigen, die das Grab pflegen, oder diese können die Arbeit nicht übernehmen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Als Grundtarife gestaltet sind die Gebühren für das anonyme Gemeinschaftsgrab und das Urnen-Gemeinschaftsgrab. Dieser Ansatz solle eine Entscheidung zugunsten einer Beisetzung in Gladbeck anstelle außerorts erleichtern: „Damit wird eine Bestattung auf einem städtischen Friedhof möglich ab 452 Euro (anonym) beziehungsweise ab 584 Euro zuzüglich jeweils 251 Euro für die Grabbereitung, wenn keine Trauerhalle in Anspruch genommen wird“, so die Verwaltung.

Der Rat fällt die Entscheidung im Dezember

Hilgner hat die Erfahrung gemacht: „Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Städten. Bottrop hat seine Tarife im Bestattungswesen seit 2019 nicht erhöht, viele Fälle sind aus Gladbeck dorthin abgewandert. Ich habe festgestellt, dass Bestatter unter Umständen nach der günstigsten Möglichkeit gefragt werden.“

Die Mitglieder des Betriebsausschusses sprachen sich einstimmig für die vorgeschlagenen Friedhofsgebühren 2025 aus. Der Stadtrat entscheidet darüber am 12. Dezember.

[Gladbeck-Newsletter: hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook | Hier gibt‘s die aktuellen Gladbeck-Nachrichten einmal am Tag bei WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehrartikel | Alle Artikel aus Gladbeck]