Gladbeck. Florian Nienerza aus Gladbeck erlebte einen unvergesslichen Moment. Musik ist die Leidenschaft des Erziehers. Er erzählt vom großen Auftritt.
Den Moment, als Florian Nienerza mit Apache 207 auf der Bühne stand, den wird der Gladbecker wohl nie mehr vergessen. Auch, wenn er den Auftritt gar nicht so sehr genießen konnte, wie er es sich im Nachhinein gewünscht hätte: „Der Moment danach war Wahnsinn.“ Vor 22.000 Menschen zu singen – ein toller Erfolg für den Musiker. „Der Auftritt war verdient und hart erarbeitet.“ Die vergangenen zehn Jahre habe er musikalisch schließlich viel gemacht. Der 26-Jährige, der hauptberuflich als Erzieher in einer Kita in Gladbeck arbeitet, sagt aber auch: „Mit Kindern Musik zu machen, ist wertvoller, als auf der großen Bühne zu stehen.“
Dabei stand der Gladbecker nicht mit irgendjemandem auf der großen Bühne, sondern mit dem Sänger, der gemeinsam mit Udo Lindenberg das Lied „Komet“ singt und damit einen großen Hit landete. 2023 war es der erfolgreichste Song des Jahres: 21 Wochen ganz oben in den deutschen Charts, Streaming-Bester bei Spotify und gleichzeitig das meistgeklickte Musikvideo.
Der Gladbecker übernahm beim Apache-Konzert den Part von Udo Lindenberg
Und Florian Nienerza durfte bei einem Konzert von Apache 207 Udo Lindenbergs Part übernehmen und das Stück vor vielen Menschen singen. Der Gladbecker hatte an einem Online-Casting des Rappers teilgenommen, um „Komet“ gemeinsam mit ihm auf seiner neuen Tour zu singen. Das Bewerbungsvideo dazu nahm er in der Unterführung am Oberhof auf. Vom Apache-Team bekam Nienerza schnell eine Antwort, und schon bald konnte er mit ihm beim Open-Air-Konzert am Baldeneysee in Essen auftreten. „Ich war der einzige Mann, der bei einem Konzert seiner Tour mit ihm das Lied singen durfte, sonst waren es nur Frauen.“
Seine Erfahrungen mit dem Sänger waren sehr positiv. „Er ist null überheblich.“ Fotos durfte Florian Nienerza mit ihm hinter der Bühne aber nicht machen und auch nicht erzählen, was er hinter den Kulissen erlebt hat. Aber: „Ich hab das Gefühl, dass Apache es genossen hat, mit mir zu singen. Auch, weil ich die gleiche Tonhöhe wie Udo Lindenberg singen konnte.“
Der Gladbecker spielt regelmäßig in der Innenstadt und begeistert dabei viele Menschen
Florian Nienerza macht seit 2010 Musik, entdeckte seine Leidenschaft während eines Familienurlaubs in Österreich. Anfangs nahm er Lieder nur für seine Mama auf, die die Stücke ihres Sohnes dann während der Autofahrten hören konnte. Irgendwann coverte er „Grenade“ von Bruno Mars und stellte das Video bei Facebook online. Erste bekam Nienerza viele negative Kommentare. Doch auch wenn sie den damals Jugendlichen ordentlich herunterzogen, ließ er sich nicht von seiner Leidenschaft abbringen.
Er verfolgte weiterhin sein Ziel, wollte berühmt werden, nahm auch an der Castingshow „Voice of Germany“ teil, scheiterte aber. In Gladbeck trat er bei Konzerten wie „Umsonst und draußen“ auf, spielt bis heute regelmäßig in der Fußgängerzone und begeistert dabei viele Menschen. „Bei Straßenmusik gibt es das ehrlichste Feedback, das man bekommen kann.“ Oft blieben Kinder bei seinen Auftritten in der City stehen, fingen an zu tanzen. „Es sind vor allem die Kleinen, die das genießen, das mag ich sehr.“ Etwa einmal im Monat, vor allem samstags, steht der 26-Jährige in der Stadt, um seine Songs zu spielen. Aber auch bei Hochzeiten oder Geburtstagen tritt er auf, kann gebucht werden. Alle seine Stücke schreibt Nienerza selbst, aktuell arbeitet er an seinem zweiten Album „Demut“.
Auch in der Kita bringt der Erzieher viele musikalische Aspekte ein
Die Musik Menschen näherzubringen, ist für den jungen Mann Herzensangelegenheit. Gemeinsam mit einem Freund hat er das Projekt „Poesie-Kinder“ gestartet. Gemeinsam gehen die beiden in Jugendzentren, um in mehreren Projekttagen Musikvideos mit den Mädchen und Jungen zu erarbeiten. Die Texte für die Lieder dürfen die Kinder selbst schreiben. „Es geht darum, dass sie Selbstreflexion betreiben. Denn Gefühle sind sehr wichtig“, sagt der Musiker.
Und auch in seiner Kita, der städtischen Einrichtung Ringeldorfer Straße, bringt er viel Musik ein. Regelmäßig übt er mit den Kindern Lieder für Feste ein, spielt mit den Jungen und Mädchen Gitarre. „Ich habe früh gemerkt, dass ich mit Menschen zusammenarbeiten möchte. Ich möchte auch Mentor sein“, so der junge Mann. Inzwischen arbeite er nicht mehr darauf hin, berühmt zu sein. „Wenn es klappt, wäre das zwar schön. Aber mir ist wichtiger, Menschen zu berühren.“
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