Gladbeck. In Gladbeck wurde Jörg Nienhaus als neuer Schiedsmann vereidigt. Der 61-Jährige tritt bei Nachbarschaftsstreitigkeiten in Aktion.
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Nach fünf Jahren als Schiedsmann für den Bezirk III (Butendorf/Brauck) in Gladbeck ist für Rüdiger Stahlhut Schluss. Eine zweite Amtszeit wollte er nicht anhängen. Der 65-Jährige wurde am Donnerstag von Torsten Dostal, dem stellvertretenden Amtsgerichtsdirektor, verabschiedet. Doch seine Nachfolge ist bereits geregelt.
Jörg Nienhaus übernimmt den Bezirk III. Der 61-Jährige legte den Amtseid ab und hat gleich von seinem Vorgänger seinen ersten Fall übernommen: einen Nachbarschaftsstreit um wucherndes Efeu. Die Hecke, die zu weit ins Nachbargrundstück ragt, ständiges Hundegebell, der krähende Hahn – überwiegend mit alltäglichen Bagatellfällen haben es Schiedsmänner und -frauen zu tun, um die Gerichte zu entlasten.
Das Ziel der Gladbecker Schiedsleute ist, einen Vergleich zu erzielen
Rüdiger Stahlhut hat in seiner Amtszeit etwa 50 Fälle verhandelt. In ungefähr der Hälfte habe er das Ziel erreicht, die zerstrittenen Parteien zu einem Vergleich zu bewegen, erzählt er – die übliche Quote. Ein ungewöhnlicher Vergleich ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: „Es war die einzige Strafsache, mit der ich befasst war, eine Beleidigung. Der Beschuldigte hat sich nach unserem Gespräch bereiterklärt, 200 Euro für das noch ungeborene Baby des Klägers zu zahlen und das Ehepaar nach der Geburt zum Essen einzuladen.“
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Warum bewirbt man sich um das Amt einer Schiedsperson? Die Antworten beider Männer klingen ähnlich. „Als ehemaliger Maschinenbauingenieur wollte ich mich im Ruhestand ehrenamtlich engagieren und etwas für die Gesellschaft tun“, sagt Rüdiger Stahlhut. Jörg Nienhaus hat im Bergbau gearbeitet und ging mit 49 Jahren in den Vorruhestand. „Ich will der Gesellschaft etwas zurückgeben. Als ich hörte, dass die Stadt eine neue Schiedsperson sucht, habe ich mich spontan beworben und bin unter fünf Kandidaten ausgewählt worden.“
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Torsten Dostal erklärt: „Schiedsleute arbeiten ehrenamtlich, bekommen eine geringe Aufwandsentschädigung. Sie werden auf Vorschlag der Stadtverwaltung vom Rat der Stadt gewählt. Die Amtsgerichte haben die Dienstaufsicht.“ Der Amtsrichter ist am Amtsgericht Gladbeck der Ansprechpartner der Schiedsleute in allen fachlichen Fragen. Einige wird Jörg Nienhaus zu Beginn seiner Amtszeit sicherlich haben. Vieles über seine künftige Tätigkeit hat sein Vorgänger ihm schon erzählt, vieles hat er selbst recherchiert. In Kürze steht seine erste Schulung an, angeboten vom Bund deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen. „Die Teilnahme ist freiwillig, aber natürlich nehme ich am Grundkurs und an Fortbildungen teil.“
Der 61-Jährige charakterisiert sich selbst als „eher spontan und manchmal auch impulsiv“. In seinem neuen Amt sei eher Diplomatie gefragt, weiß er – und hat auch schon ein bisschen „geübt“. Als Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Buterhof hat er es auch hin und wieder mit Zwistigkeiten unter Nachbarn zu tun. „Deshalb weiß ich, wie es einem gelingen kann, Streithähne wieder zu versöhnen.“