Gladbeck. . Rüdiger Stahlhut ist neuer Schiedsmann für den Bezirk Butendorf/Brauck in Gladbeck. Der 60-Jährige setzt auf den gesunden Menschenverstand.
- Rüdiger Stahlhut aus Gladbeck-Butendorf will als Schiedsmann zwischen Parteien vermitteln
- Der 60-Jährige wird sich ehrenamtlich vor allem mit Nachbarschadtsstreitigkeiten befassen
- Juristisch nicht vorgebildete Schiedsleute sollen mit unverstelltem Blick Lösungen bei Konflikten anstreben
Rüdiger Stahlhut ist kein Mensch, der sich so schnell auf die Palme bringen lässt. Der 60-Jährige vertraut auf die Wirkung des Wortes und den gesunden Menschenverstand seiner Zeitgenossen. Darauf setzt er, wenn er ab sofort als frisch vereidigter Schiedsmann versucht, Lösungen für Konflikte zu finden.
Häufiges Thema: Streit am Gartenzaun
Dabei ist Stahlhut durchaus bewusst, was ihm in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit blüht: Mal fliegen Beleidigungen über den Gartenzaun. Ein anderes Mal sind sich Nachbarn nicht grün, weil ein alter Apfelbaum seine Zweige über die Grundstücksgrenzen hinweg ausbreitet. Und ein weiteres Mal ist das Thema „Sauberkeit“ der Zankapfel zwischen Menschen, die Tür an Tür wohnen.
Insgesamt sechs Schiedsleute in Gladbeck
Der Butendorfer Stahlhut ist in Gladbeck groß geworden, machte eine Lehre als Schlosser, bildete sich weiter, wurde Ingenieur und wechselte schließlich in die Erwachsenenbildung. Der sportliche 60-Jährige – Wasserball ist sein Metier – fand jetzt im Ruhestand: „Es ist an der Zeit, sich gesellschaftlich zu engagieren.“ Für ihn sei es das „A und O, der Gesellschaft etwas zurück zu geben“. Und das will er im Schiedswesen tun, für das er sich „sehr bewusst“ entschieden habe. Rüdiger Stahlhut wirkt als einer von insgesamt sechs Ehrenamtlichen in drei Gladbecker Bezirken.
Zuständig für Butendorf/Brauck
Der Stadtrat wählte ihn einstimmig, nun tritt Stahlhut die Nachfolge von Wolfgang Krämer an, der zehn Jahre lang den Schiedsamtsbezirk III (Butendorf/Brauck) betreute. Elisabeth Hopmann, die stellvertretende Direktorin, erklärt: „Die hauptsächlichen Anliegen, die an die Schiedsleute herangetragen werden, sind Nachbarschaftskonflikte. Voraussetzung dafür, dass eine solche Klage vor Gericht zulässig ist, dass die Beteiligten vorher bei einer Schiedsperson waren.“
Komme es im Gespräch bei Leuten wie Stahlhut zu einer Beilegung des Konfliktes, profitieren davon auch die Gerichte, so Sabine Wilmsmann, Ansprechpartnerin für die Gladbecker Schiedsleute. Die Justizrätin: „Es ist schon ein Erfolg, beide Parteien an einen Tisch zu bekommen.“ Sie sagt: „Wir sind froh, wenn wir Persönlichkeiten im Amt haben, die ausgleichend wirken.“
Angestrebt ist der „goldene Mittelweg“
Für den Butendorfer Neuling, der sich als Moderator in den Gesprächen zwischen Kontrahenten versteht, ist es wichtig, „einen gangbaren Weg“ für beide Seiten zu finden. Den „goldenen Mittelweg“ sieht er als Lösungsansatz für Auseinandersetzungen. Er selbst sei noch nie mit der Justiz in Berührung gekommen, sagt der 60-Jährige. Und das ist auch gut so.
Zehn bis 20 Fälle pro Jahr
Hopmann unterstreicht: „Die Intention eines Schiedsamtes ist, ohne juristischen Blick eine Lösung anzustreben.“ Die stellvertretende Direktorin betont: Die Wahrheitsfindung oder Beweisaufnahme gehören nicht zum Aufgabengebiet der Schiedsleute. Aber Verschwiegenheit ist Pflicht.
Auf zehn bis 20 Fälle pro Jahr könne sich Stahlhut einstellen, meint Wilmsmann. Ohne zeitlichen Druck sollen sich die Schiedsleute mit den Fällen, die an sie herangetragen werden, auseinandersetzen können. Den Kontakt zwischen „Moderator“ und Konfliktparteien stellen in der Regel das Amtsgericht oder Anwälte, die auch bei der Schiedsverhandlung dabei sind, her.