Gladbeck. Endlich wieder ohne Einschränkung ins Konzert, zum Sport. Der März ist der Monat der Corona-Lockerungen. Worauf die Gladbecker sich freuen.

Am 25. Februar 2020 wurde in NRW zum ersten Mal eine Corona-Infektion nachgewiesen. Ausgangspunkt war eine Karnevalssitzung in Gangelt im Kreis Heinsberg. Dieser Tag jährte sich am vergangenen Freitag zum zweiten Mal. Seitdem haben wir gelernt, mit dem Virus zu leben. Das Studium der Inzidenzzahlen gehört für viele Menschen mittlerweile zu einem gewohnten Ritual und der Mund-Nasen-Schutz wurde alltägliche Notwendigkeit.

Nachdem im Sommer 2021 die Inzidenz-Werte enorm gesunken waren, kam im Herbst mit der Omikron-Variante ein böses Erwachen. Inzwischen sind wir bei Werten zwischen 1.300 bis 1.600 angekommen. Dennoch sollen ab Ende März 2022 weitgehend alle Maßnahmen zurückgenommen werden. Das sagen Gladbeckerinnen und Gladbecker dazu.

In der Pandemie sind dem TV Gladbeck viele Mitglieder abgesprungen

Im Rückblick bezeichnet Karsten Krügerke, Vorsitzender des TV Gladbeck, die zurückliegenden zwei Jahre als eine „anspruchsvolle Zeit“. Mitglieder seien abgesprungen, gleichwohl habe man versucht, einen Notbetrieb aufrecht zu erhalten. Krügerke blickt hoffnungsvoll in die nahe Zukunft: „Wir gehen davon aus, dass wir wieder zur alten Mitgliederstärke zurückfinden werden“, ist er überzeugt. Er sei optimistisch, dass „alle wieder mit Spaß zu ihrem Training gehen und ihren sportlichen Wettstreit vor Publikum austragen können.“ Außerhalb des Sports freue er sich sehr darauf, wieder unbesorgter Kulturveranstaltungen besuchen zu können: „Das wäre schön“, sagt Karsten Krügerke.

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Ähnliche Hoffnungen hegt Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist. Sie, seit Kinder- und Jugendzeiten aktive Sportlerin, baut zukünftig darauf, die Vereine und ihre Ehrenamtlichen „noch besser kennenzulernen.“ Sie freue sich auf „unbefangenere Begegnungen“ als bisher, und „dass die Leichtigkeit“ wieder zurückkehren möge. Allerdings dürfe der freudige Blick auf mehr Bewegungsfreiheit nicht dazu verführen, unvorsichtig zu sein: „Corona ist immer noch da.“

Viele Konzerte der Musikschule mussten in Gladbeck coronabedingt ausfallen

Im März kommen die Lockerungen

Bund und Länder haben am 16. Februar ein dreistufiges Modell für das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beschlossen. Die wesentlichen Punkte:1. Private Zusammenkünfte für Geimpfte und Genesene wieder ohne Begrenzung der Teilnehmendenzahl. Zugang zum Einzelhandel bundesweit ohne Kontrollen.2. Ab dem 4. März 2022 gilt beim Besuch einer Gastronomie die 3G Regel.3. Ab 20. März 2022 sollen alle tiefgreifenden Schutzmaßnahmen, bis auf die allgemeinen Hygienevorschriften und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Innenräumen, Bus und Bahn, entfallen.

Die Gefühlswelt von Martin Greif, Jazzmusiker und Lehrer an der Musikschule Gladbeck, dreht sich zum großen Teil um die Musik, wurden doch häufig geplante Konzerte, wie das letztjährige Weihnachtskonzert, kurzfristig abgesagt. „Wir haben so intensiv geprobt und zwei Tage vorher bekamen wir die Nachricht von der Absage.“ Doch jetzt freut er sich auf „echte“ Konzerte. „Stellen Sie sich vor, wir haben in der Stadthalle vor 90 Menschen gespielt.“

Dr. Gregor Nagel vom Hausarztzentrum Butendorf in Gladbeck freut sich darauf, wieder etwas mehr Zeit zu haben.
Dr. Gregor Nagel vom Hausarztzentrum Butendorf in Gladbeck freut sich darauf, wieder etwas mehr Zeit zu haben. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

So blickt Greif hoffnungsvoll darauf, bald wieder vor größerem Publikum auftreten zu können: „Ich gehe davon aus, dass der Wunsch der Bevölkerung ebenso groß ist, wie der Wunsch der Musiker.“ Für Martin Greif ist 2022 auch insofern ein besonderes Jahr, hat er doch einen runden Geburtstag zu feiern und kann diesen Tag nun auch wieder richtig genießen.

Dr. Gregor Nagel arbeitet als Allgemeinmediziner im Hausarztzentrum Butendorf und ist Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes. Als Impfarzt war und ist er stark gefordert. Aus medizinischer Sicht ist Nagel mit der Rücknahme der Coronamaßnahmen einverstanden. Seine Wünsche an „die Zeit danach“ sind sehr bescheiden, aber nachvollziehbar: „Ich würde mich sehr darüber freuen, mehr Zeit zu haben.“

Endlich wieder Freunde treffen, das wünscht sich Hans Nimphius vom Seniorenbeirat Gladbeck

Durchs Homeoffice habe man einen großen Fortschritt bei der Digitalisierung gemacht, sagt Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck.
Durchs Homeoffice habe man einen großen Fortschritt bei der Digitalisierung gemacht, sagt Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Auch für Hans Nimphius, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats in Gladbeck, spielt das Thema Zeit eine große Rolle. „Zeit zu haben, Freunde wieder zu treffen, unseren Stammtisch mit 15 bis 16 Leuten wieder zu beleben, die persönlichen Kontakte zu intensivieren.“ Er hat festgestellt, dass in der Coronazeit „viele soziale Defizite“ aufgetreten seien.

Alrun ten Have leitet die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck. „Wie hätten wir uns jemals isolieren können?“ fragt sie mit Blick auf ihren täglichen Umgang mit so vielen Schülern aller Jahrgangsstufen. Dennoch habe man die Hygiene-Konzepte immer besser anwenden können, sagt die Pädagogin. Auch die Ausstattung mit Informationen, mit Testkits und Masken sei zunehmend besser geworden.

Ten Have kann auch der Coronapandemie etwas Positives abgewinnen: „In der Homeoffice-Zeit haben wir einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht.“ Was empfindet sie persönlich, wenn sie nach zwei Jahren, wieder so etwas wie ihr „normales“ Leben zurückerhält? „Freiheit im Gefühl und in den Gedanken.“

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