Gladbeck. Laut der IG BAU hat der Kreis großes Potential für den Wohnungsbau. Doch die Politik, Fachkräftemangel, knappe Materialien und Co ständen im Weg.

Im Kreis Recklinghausen wurden im vergangenen Jahr 810 neue Wohnungen gebaut. Das berichtet die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dafür sollen rund 223 Millionen Euro geflossen sein.

„Zusätzliche Wohnungen sind ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten“, betont Georg Nießing, Bezirksvorsitzender der IG BAU Emscher-Lippe-Aa. Der Wohnungsbau in der Region könne jedoch nur dann Power zeigen, wenn in Berlin und Düsseldorf die richtigen Weichen gestellt würden. „Die Bundesregierung hat 400.000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Ein Viertel davon sollen Sozialwohnungen sein. Von diesem Ziel ist die Ampel-Koalition noch weit entfernt“, so Nießing.

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So seien im Jahr 2021 lediglich 293.400 neue Wohnungen in Deutschland entstanden – 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen erschweren den Neubau. Hinzu kämen der Fachkräftemangel und unzureichende staatliche Förderungen. Die Gewerkschaft schlägt deshalb ein „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“ vor, bei dem die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden solle. Außerdem sollten Bund und Länder das Baurecht vereinfachen.

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Im Kreis Recklinghausen schlummere ein großes Potential in der Umnutzung von Altbauten. So ließen sich bei vielen Wohngebäuden, Büro-, Geschäfts- und Parkhäusern Dachetagen aufstocken. Dazu käme – durch mehr Homeoffice – der Umbau von Büros zu Wohnungen. „Viele Firmen suchen dringend Fachkräfte. Aber qualifizierte Handwerker gewinnt nur, wer anständige Löhne und gute Arbeitsbedingungen bietet“, appelliert Nießing an die Bauunternehmen.