Gladbeck. Die in Not geratene Gladbecker Tafel versorgte gut 1000 Bedürftige. Die Ausgabe könne parallel zu Neugründung laufen, kritisieren Ehrenamtliche.

Einige, der oft seit vielen Jahren engagiert mithelfenden Ehrenamtlichen des in Not geratenen Gladbecker Tafel e.V., freuen sich über das Engagement der Stadt Gladbeck, das Hilfsangebot neu aufzubauen. Zugleich sind sie aber enttäuscht und sagen, dass unnötig Zeit vergeudet wurde. Aus ihrer Sicht hätte die Lebensmittelausgabe für Bedürftige längst wieder anlaufen können.

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Wolfgang Dreiers und Jennifer Bartschat hatten mit weiteren Ehrenamtlichen den jüngsten Sozialausschuss als Besucher verfolgt. Einige hatten dabei teils laut ihren Unmut kundgetan, etwa, als von Sozialdezernent Rainer Weichelt mitgeteilt wurde, dass es mit dem Neustart wohl noch bis Frühjahr 2022 dauern werde. „Wir verstehen ja, dass es wichtig ist, die Buchführung wieder in den Griff zu bekommen und den Verein wieder auf ein festes Fundament zu stellen“, sagt Bartschat. „Wir meinen aber auch, dass die Lebensmittelausgabe schneller hätte wieder anlaufen können.“

Ehrenamtliche vom Chaos in der Geschäftsführung selbst geschockt

Das bisherige Domizil der Gladbecker Tafel an der Bülser Straße ist derzeit geschlossen. Der Mietvertrag läuft noch bis Juni 2022.
Das bisherige Domizil der Gladbecker Tafel an der Bülser Straße ist derzeit geschlossen. Der Mietvertrag läuft noch bis Juni 2022. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Es habe die Ehrenamtlichen selbst geschockt, als durch den um Hilfe gebetenen Tafel-Landesverband und die Stadtverwaltung bei der ersten Büroerkundung entdeckt worden sei, dass der verstorbene Vorsitzende Dietmar Tervooren mit der Geschäfts- und Vereinsführung offensichtlich überfordert gewesen sei. „Das hat von uns keiner gewusst“, so Bartschat. Sie versichert: „Dietmar Tervooren war eine Seele von Mensch, der Motor der Tafel, der von allen Ehrenamtlichen sehr geschätzt wurde“. Nach seinem Tod habe man sich bemüht, die Lebensmittelausgabe am Laufen zu halten, bis der Landesverband Ende September empfohlen habe, den Tafelbetrieb zunächst einzustellen, da mit dem Tod beider Vorsitzenden die rechtliche Handlungsfähigkeit erloschen sei.

Er habe die Vertreterin des Landesverbandes gefragt, was er tun könne, „um schnell mit einer neuen Tafel weitermachen zu können“, erzählt Wolfgang Dreiers, der ehrenamtlich als Fahrer mit dem Tafel-Transporter Lebensmittelspenden besorgte. „Denn unsere Kunden fragen bei Begegnungen immer, wann es denn endlich mit der Tafel weiter geht“. Ebenso Ehrenamtliche aus dem bislang festen Stamm von gut 20 Helfenden, die man doch auch künftig brauche und bei der Stange halten müsse, „um weitermachen zu können“. Für ein wirtschaftliches Fundament sei es wichtig, Sponsoren und ebenso rechtlichen Beistand zu haben, sei die Empfehlung gewesen. Darum habe er sich gekümmert, so Dreiers, „die Sparkasse, Volksbank und Energieversorger Ele sagten ihre Unterstützung zu, der Lionsclub notarielle und juristische Hilfe“. Nachdem er dann aber erfahren hätte, dass die Stadt einen Notvorstand installiert, habe er seine Bemühungen eingestellt.

Von der Stadt nach ersten Gesprächen nichts mehr gehört

Er hätte sich gewünscht, in diese Pläne mehr eingebunden zu werden, sagt Dreiers. Denn er habe mit Sozialdezernent Weichelt am 7. Oktober gesprochen und über sein Engagement berichtet, dann aber von der Stadt nichts mehr gehört. Bartschat, Dreiers und weitere Ehrenamtliche meinen, dass es mit Hilfe der Stadt doch möglich gewesen, beziehungsweise sein müsste, „parallel zu der Neugründung der Tafel eine Lebensmittelausgabe für die berechtigten Tafel-Kunden zu organisieren und aufrecht zu halten“. Der Mietvertrag für den Tafelladen laufe erst zum Juni 2022 aus, so dass die Räume an der Bülser Straße dafür weiter genutzt werden könnten.