Gladbeck. Brandstiftungen im Umfeld einer Gladbecker Großbaustelle beschäftigen die Polizei. Baufirmen berichten auch von Diebstahl und Vandalismus.
Eine Reihe von Brandstiftungen in Gladbeck beschäftigt die Kriminalpolizei. Die jüngsten Fälle waren der Einsatz der Feuerwehr an der Trauerhalle des Friedhofes Brauck Ende November und Mitte Oktober an der Sporthalle der Gesamtschule in Rentfort-Nord. Darüber hinaus haben die Ermittler den Gladbecker Süden besonders im Fokus, denn dort ereigneten sich auffällig viele Brandstiftungen im Umfeld der Großbaustelle an der Wiesmannstraße. Bauunternehmen berichten zudem von Diebstählen und Vandalismus.
„Allein in dem Bereich der unteren Horster-, der Wiesmann- und Breuker Straße ereigneten sich dieses Jahr mehr als ein Dutzend Brände“, sagt Polizei-Pressesprecherin Annette Achenbach. Ob es sich um verschiedene Brandstifter, einen Täter oder eine Tätergruppe handelt, das sei noch unklar. An dortigen Baustellen und im Wohngebiet waren Einsätze der Feuerwehr nötig, nachdem Baumaterial oder andere Gegenstände angezündet wurden.
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Bauunternehmen versuchen ihr Hab und Gut zu sichern
Die Polizistin zählt einigen Fälle auf: So brannte Material am 1. Januar auf einer Baustelle an der Breuker Straße, am 5. Februar wurde ein mobiles Dixie-Klo auf der Kreisverkehr-Baustelle an der Horster-Wiesmannstraße angesteckt. Im selben Monat, am 19. Februar, brannte ein Müllcontainer an der Breuker Straße, am 24. August stand wieder ein Dixie-Klo in Flammen, dieses Mal am Rohbau Breuker Straße. Am 13. Oktober wurden gelagerte Plastikrohre auf der Baustelle Wiesmannstraße angesteckt, die Flammen griffen auf einen daneben abgestellten Bagger über. Ende September brannten Sperrmüll und ein Baum, Mitte November ein Müll- und ein Altkleidercontainer an der Breuker Straße. Die jüngste Brandstiftung erfolgte am 14. Dezember, ein Container an der Kreisverkehr-Baustelle stand in Flammen.
Die häufigen Brandstiftungen im Baustellenbereich seien auffällig, sagt auch der für den neuen Kreisverkehr an der unteren Horster Straße zuständige Bauleiter der Stadt Gladbeck, Lars Neubauer. Generell habe in den vergangenen Jahren der Vandalismus zugenommen, auch Diebstähle von Baustellen seien an der Tagesordnung. „Man muss leider davon ausgehen, dass alles, was nicht niet- und nagelfest ist, gestohlen wird.“ Dem entsprechend würden sich auch die Bauunternehmen verhalten und ihr Hab und Gut sichern. „Das haben bestimmt schon viele Bürger beobachtet, dass beispielsweise zum Feierabend der Tisch mit der Steintrennmaschine am Kran angehängt, in die Höhe gezogen und so geschützt wird.“ Und schwere Bagger würden dicht vor den Werkzeugcontainern abgestellt, „damit deren Türen von Dieben nicht geöffnet werden können“.
Gut organisierte Banden haben es auf lukrative Beute abgesehen
Dass das notwendig ist, bestätigt Bauunternehmer Markus Dume auf Anfrage. „Uns ist zum Beispiel auf einer Baustelle in Gelsenkirchen über Nacht ein Werkzeugcontainer aufgebrochen und daraus Gerät im Wert von rund 25.000 Euro gestohlen worden.“ Man habe sich auf die Situation eingestellt, „so dass wir jetzt alles von größerem Wert am Abend auf Lkw laden und von den Baustellen zum besser gesicherten Lagerplatz unserer Firma fahren“. Er habe den Eindruck, sagt Markus Dume, „dass das mit den Diebstählen von Baustellen immer schlimmer und zudem sehr professionell wird“. Gut organisierte Banden seien offenbar aktiv, die sich bestens auskennen würden „und es auf spezielle Beute abgesehen haben“. So hätten Diebe auf einer Baustelle einen Bagger aufgebrochen und dessen Wegfahrsperre überbrückt, „um unser dort abgestelltes schweres Verbau-System und Stahlplatten für die Baugrubensicherung auf einen mitgebrachten Spezialtransporter aufzuladen und damit unerkannt zu entkommen“.
Baustellen-Überwachung ist kostspielig
Baustellen können von Sicherheitspersonal vor Ort oder Videokamerasystemen, die auf eine Leitstelle aufgeschaltet sind, überwacht werden. In der Kalkulation werde aber genau überlegt, wo diese zusätzliche Sicherheit eingesetzt werde, sagt der Gladbecker Bauunternehmer Markus Dume. Denn der Einsatz eines Videosystems zur Baustellenüberwachung schlage mit rund 1000 Euro pro Monat zu Buche. Dies sei schon ein deutlicher finanzieller Aufwand für ein Bauunternehmen sagt Markus Dume, „wenn man wie wir zwölf bis 15 Baustellen gleichzeitig laufen hat“. Zudem müsse bedacht werden, dass diese Zusatzkosten bei einer Ausschreibung dazu führen könnten, „dass die Firma dann teurer ist als knapper kalkulierende Mitkonkurrenten und nicht berücksichtigt wird“.
Ähnliches berichtet Achim Glombitza, Bauleiter der beauftragten Firma Lüllmann auf der Kreisverkehr-Großbaustelle im Gladbecker Süden. „Eine Bande hat vor einiger Zeit einen unserer Bagger von einer Baustelle gestohlen.“ Die Maschine war glücklicherweise mit einem GPS-Gerät ausgestattet. „So dass wir via Computer und Ortungssoftware auf einer Landkarte nachvollziehen konnten, wie unser Bagger über die A2 nach Polen gebracht wurde.“ Die dort verständigte Polizei konnte unter der angezeigten Adresse zuschlagen und den gestohlenen Bagger sicherstellen. Glombitza: „Die professionelle Bande hatte bereist die Fahrgestellnummer weggeflext und eine neue für den Verkauf eingestanzt.“
Die Polizei bittet um Anruf bei Beobachtung von verdächtigen Personen
Auf der Kreisverkehrbaustelle in Brauck ist noch kein Lüllmann-Bagger verschwunden, aber eine Maschine durch eine der Brandstiftungen schwer beschädigt worden. „Der Bagger stand unmittelbar neben dem Container, in dem Abfallmaterial angesteckt worden war.“ Die Feuerwehr habe ein Ausbrennen des kompletten Geräts verhindern können. Die Hydraulik am Ausleger und auch GPS-Technik sei durch die enorme Hitze aber weggeschmort, „so dass uns hier ein Brandschaden von rund 30.000 Euro entstanden ist“, so Glombitza.
Um die Brandstifter im Gladbecker Süden zu erwischen, fahre die Polizei dort häufiger Streife, sagt Annette Achenbach. Da das Gebiet freilich nicht ständig überwacht werden könne, bittet die Kriminalpolizei um Mithilfe aus der Bevölkerung. Annette Achenbach: „Sobald verdächtige Personen beobachtet werden, sollte umgehend die Polizei unter dem Notruf 110 angerufen werden“.