Gladbeck. Für die Kommunalwahl am 13. September haben SPD und CDU in Gladbeck erstmals mehrere junge Kandidaten aufgestellt. Das sind ihre Ziele und Pläne.

Die beiden großen Parteien SPD und CDU haben sich vorgenommen, sich zu verjüngen – und so stellen sie für die Kommunalwahl am 13. September erstmals gleich mehrere Ratskandidaten auf, die im Alter der Jugendorganisationen der beiden Parteien sind. Die WAZ sprach mit einigen von ihnen über ihre Ziele, darüber, was sich in Gladbeck ändern muss, und warum sie sich in der Kommunalpolitik engagieren.


SPD


„Ich bin stolz, dass die SPD eine Kandidatenliste hat, die so jung ist wie schon lange nicht mehr“, sagt Dustin Tix, Mitglied der Jusos, und einer der sechs Ratskandidaten aus ihren Reihen. Sie haben sich ein Ziel gesetzt: „Wir wollen die jungen Menschen in Gladbeck halten“, sagt der 24-Jährige. So seien auch viele Ideen der Jusos ins SPD-Wahlprogramm eingeflossen. „Es ist fast zur Hälfte auf Themen ausgerichtet, die junge Menschen betreffen“, sagt Tix, der bei der Ele im Bereich Vertrieb arbeitet.

Nina Krüger (26), stellvertretende Juso-Vorsitzende, sieht einen Schwerpunkt in der Verbesserung der Mobilität. So müsse der ÖPNV besser und kostengünstiger werden, aber auch sichere und gute Radwege gehörten dazu. „Es muss eine echte Alternative zum Auto geben.“ Sie weiß, wovon sie spricht, als Studentin der politischen Soziologie pendelt sie regelmäßig nach Bielefeld. Als Kandidatin für den Kreistag hat sie nicht nur den ganzen Kreis, sondern auch die Region darüber hinaus im Blick. „Auch dass es kein gutes Nachtbus-Netz gibt, ist ein Problem.“

Juso-Vorsitzender: Gute Arbeitsplätze sind ein Schlüssel, um junge Menschen in der Regio zu halten

Viele Prozesse in der Politik seien langwierig. „Dazu braucht man Biss. Das kann mit einem Team aus älteren und jungen Ratskandidaten gut funktionieren“, meint Juso-Vorsitzender und Ratskandidat Benedikt Kapteina (26). Er promoviert derzeit in Wirtschaftswissenschaften. Um junge Menschen in der Stadt zu halten, seien gute Arbeitsplätze ein Schlüssel. So wolle er den Ausbau des Innovationszentrums Wiesenbusch vorantreiben sowie Start-ups und Gründer fördern.

Anspruch der jungen Kandidaten ist es, die Bürger mitzunehmen und zu erklären, was sie im Rat tun. Sie wollen die lokale Politik auch weiterhin in den sozialen Medien fokussieren. „Die Menschen schreiben keine Briefe mehr, sondern kontaktieren uns beispielsweise über Facebook. Da müssen wir ansprechbar sein“, so Krüger. Zudem: „Wir sind ein Team, das antritt. Da kann die Partei noch was von uns lernen. Einzelkämpfer werden es schwerer haben, politisch etwas umzusetzen“, ist sich Kapteina sicher.



CDU

Kathrin Wischnewski ist die einzige Frau in der Jungen Union (JU), die nun für den Einzug in den Rat kandidiert. Die 23-Jährige hat eine klare Einstellung: „Nur meckern reicht nicht, man muss sich einbringen.“ Darum engagiert sie sich seit 2017. „Junge Leute in Gladbeck könnten mehr Beachtung finden“, sagt die Jura-Studentin. Daher wolle sie sich dafür einsetzen, die Stadt für junge Menschen attraktiver zu machen. „Es fehlen Treffpunkte. Man könnte etwa Spielplätze so umfunktionieren, dass sie auch für junge Erwachsene als Treffpunkt dienen können.“

Die CDU-Mitglieder Robert Ernst, Maximilian Krügerke und Kathrin Wischnewski kandidieren erstmals bei der Kommunalwahl für den Rat der Stadt Gladbeck.
Die CDU-Mitglieder Robert Ernst, Maximilian Krügerke und Kathrin Wischnewski kandidieren erstmals bei der Kommunalwahl für den Rat der Stadt Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Maximilian Krügerke kennt politische Themen gut von zuhause aus, auch sein Vater ist in der CDU aktiv und kandidiert für den Rat. „Mir macht es Spaß, zu diskutieren“, sagt der 20-Jährige. Für ihn ist Mobilität eines der Themen, die er in seiner Ratsarbeit angehen möchte. „Man muss das Thema ganzheitlich und ideologiefrei betrachten“, sagt Krügerke, der ebenso wie Kathrin Wischnewski in Bochum Jura studiert. Die Fahrradwege seien in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden, zur Uni Bochum sei er mit Bus und Bahn fast eineinhalb Stunden unterwegs. „Zu lange.“ Zudem plädiert er beim Ausbau der A52 für eine Volltunnellösung, damit Gladbeck angebunden bleibe.

JU-Vorsitzender strebt Verbesserung der Digitalisierung an

Das Hauptanliegen von Robert Ernst, JU-Vorsitzender, ist die Verbesserung der Digitalisierung in Schulen und der Verwaltung. Der Ur-Gladbecker kritisiert, dass es in Gladbeck für junge Menschen keine Möglichkeiten gebe, etwas zu unternehmen. „Das muss sich ändern.“ Vorstellbar sei etwa ein Band-Contest auf dem Jovyplatz. Im Rat habe er die Möglichkeit, Dinge anzustoßen. „Nur wer aktiv ist, kann auch gestalten“, sagt der junge Familienvater. Dem 33-Jährigen ist bei einem möglichen Einzug in den Stadtrat die Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen wichtig. „Wir müssen alle begreifen, dass es um unsere Stadt geht.“

Die jungen Ratskandidaten der CDU haben bereits einen genauen Plan, falls es mit dem Einzug in den Rat klappen sollte: „Wir möchten Workshops planen, und in diesen etwa schauen, welche Freizeitmöglichkeiten fehlen. Diese Impulse wollen wir für unsere Ratsarbeit nutzen“, sagt Wischnewski. In einem Punkt sind sich die drei jungen CDU-Kandidaten sicher: Die Transparenz im Rathaus sei in den vergangenen Jahren schlecht gewesen. Wenn selbst Ratsmitglieder schon Schwierigkeiten hätten, den städtischen Haushalt zu durchblicken, wie solle man dann die Jugend für Politik begeistern können.