Gladbeck. Busfahren wird in Gladbeck wohl 2021 nicht teurer werden. Der Vestischen kommt das gerade Recht. Das Unternehmen hat nämlich andere Pläne.

In verlässlicher Regelmäßigkeit ist das Busfahren im Ruhrgebiet von Jahr zu Jahr teurer geworden – teilweise um bis zu vier Prozent. Im kommenden Jahr wird der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) allerdings wohl auf eine Preiserhöhung verzichten. Hintergrund sind die deutlich zurückgegangenen Fahrgastzahlen im Zuge der Corona-Pandemie.

Normalerweise wird im Sommer die Preiserhöhung entschieden

Normalerweise wird im Sommer in den VRR-Gremien entschieden, in welchem Umfang Anfang des folgenden Jahres an der Preisschraube gedreht wird. Diesmal hat es keine entsprechende Vorlage gegeben, wie eine VRR-Sprecherin bestätigt.

Die Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet haben in der Corona-Krise tatsächlich wenig Interesse daran, dass das Fahren mit Bus und Bahn teurer wird. Auch der Geschäftsführer der Vestischen Straßenbahnen GmbH, Martin Schmidt, würde es begrüßen, wenn die Preisrunde 2021 ersatzlos gestrichen würde. „Jetzt geht es darum, das Vertrauen in den öffentlichen Personennahverkehr wieder zu stärken und die Fahrgastzahlen zu steigern“, sagt er.


Covid-19 hat auch die Vestische arg gebeutelt. Das Fahrgastaufkommen liegt nach Angaben von Sprecherin Ewelin Reclik im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit nur bei etwas mehr als 60 Prozent – Stand Juni. Das Nahverkehrsunternehmen hofft, bis zum Ende des Jahres etwa 80 Prozent zu erreichen. Allein zwischen März und Mai hat die Vestische ein Minus von 3,6 Millionen Euro gemacht. Die Verluste in diesem Jahr werden allerdings durch ein Förderprogramm des Bundes zu 90 Prozent ausgeglichen.

Die Kunden wanderten in Scharen ab


Auch in „normalen“ Zeiten hat die Vestische, die den Nahverkehr im Übergangsbereich zwischen dem Ruhrgebiet und dem Münsterland organisiert, die jährlichen Preiserhöhungen stets mit Argwohn betrachtet. Denn Tarifsteigerungen, die – wie im Vest jahrelang praktiziert – auch noch mit Angebotsstreichungen einhergingen, hatten das erwartbare Ergebnis: Die Kunden wanderten in Scharen ab. Im Gegensatz zu Großstädten, wo die Citys verstopft und Parkplätze rar und teuer sind, haben die Menschen in den Städten im Vest nämlich noch die Alternative Auto.

In den Städten im Kreis Recklinghausen sind nach Erkenntnissen der Vestischen durchschnittlich zehn Prozent der Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Um diese Quote zu erhöhen, hat das Nahverkehrsunternehmen die massive Ausweitung seines Angebots angekündigt. Der Aufsichtsrat hat für die „Verkehrswende“, die ab 2021 umgesetzt werden soll und die die kommunalen Gesellschafter im Jahr rund 7,2 Millionen Euro zusätzlich kosten wird, grünes Licht gegeben. Das Maßnahmenpaket sieht unter anderem eine Verdichtung und Ausweitung des regionalen Schnellbusnetzes vor. Der Verzicht des VRR auf eine Preissteigerung bei den Tickets würde der Vestischen bei der Umsetzung der „Verkehrswende“ passgenau in die Karten spielen.