Gladbeck. Ordnungsamt und Kreis-Veterinäramt beschäftigt nach wie vor ein Fall von schlechter Hundehaltung in Gladbeck. Das sagt ein Kangal-Experte dazu.
Gladbecker Tierschützer machen sich nach wie vor große Sorgen um ein Rudel anatolischer Hirtenhunde. Die Kangals, wohl fünf Junghunde und die ältere Mutterhündin, leben auf einem Firmengelände an der Haldenstraße in Gladbeck-Rentfort. Doch mit artgerechter Haltung haben die Umstände, unter denen die Tiere gehalten werden, so gar nichts zu tun. Und obwohl den Behörden dieser Fall von schlechter Tierhaltung bekannt ist, hat sich bislang noch nichts geändert für die Kangals.
Die Kangals stehen an der Haldenstraße in ihrem Kot und Urin
Das Kreisveterinäramt, das städtische Ordnungsamt und auch die Polizei sind mit dem Fall von der Haldenstraße beschäftigt. Mitte Dezember hat die WAZ Gladbeck erstmals über die Hunde berichtet, die nach Auskunft der Tierschützer in einem Zwinger gehalten werden. Auf einem komplett matschigen Untergrund sollen die Kangals dort in ihrem Kot und Urin stehen.
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„Den Hunden muss endlich geholfen werden“, fordern die Tierschützer, die regelmäßig nach den Kangals schauen. Was übrigens nicht einfach ist, weil die Hirtenhunde auf einem Grundstück gehalten werden, das von der Straße kaum einsehbar ist. Darüber hinaus, so Stadtsprecher David Hennig, haben die Besitzer jetzt wohl den Zaun auch noch weiter erhöht. Das erschwere es auch dem KOD, weitere Feststellungen im Hinblick auf die Hunde treffen zu können. Hennig: „Die Stadt ist aber nach wie vor an der Sache dran. Es handelt sich aber um laufende Verfahren, bei denen auch Fristen einzuhalten sind.“
Ständiges Jaulen, Geruchsbelästigung: Es gibt massive Beschwerden von Anwohnern
Massive Beschwerden von Anwohnern über das ständige Bellen und Jaulen der Tiere, aber auch über die extreme Geruchsbelästigung durch das verschmutzte Gelände beschäftigen das Ordnungsamt schon seit geraumer Zeit. „In letzter Zeit gab es keine Anrufe von Anwohnern bei der Stadt mehr. Das kann aber auch daran liegen, dass wir die Betroffenen gebeten haben, über einen längeren Zeitraum ein Lärmprotokoll zu führen“, so Hennig weiter.
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Auch die Kreisverwaltung Recklinghausen bestätigt auf erneute Anfrage, das Veterinäramt habe sowohl die schlechte Haltung als auch den Gesundheitszustand der Kangals weiterhin im Blick. „Wir sind nach wie vor tätig in diesem Fall“, betont Kreissprecherin Svenja Küchmeister. Ins Detail könne sie zu diesem Zeitpunkt in dieser Sache allerdings noch nicht gehen.
Auch ein Kangal-Experte aus Gladbeck schaut regelmäßig nach den Hunden
Der Kreis der Tierfreunde, die sich um die Kangals sorgen, wird derweil immer größer. Auch Rufin Hallasch schaut regelmäßig an der Haldenstraße vorbei und versucht, sich einen Eindruck vom Zustand der Tiere zu verschaffen. Er hat die Überzeugung gewonnen: „Den Tieren geht es echt schlecht. Sie müssen endlich dort weggeholt werden!“
Für verbotene Hundekämpfe missbraucht
Gelsenkirchen aber auch Gladbeck, sagt Rufin Hallasch, seien so etwas wie Kangal-Hochburgen. Es gebe in der Umgebung sehr viele illegal agierende Züchter dieser großen Herdenschutz-Hunde. Sehr oft, so Hallasch weiter, kommen die Tiere bei verbotenen Hundekämpfen zum Einsatz. Und entsprechend viele Kangals landen auch im Tierheim in Gelsenkirchen.Der Kangal stammt aus Anatolien. Dort wurde er schon immer als Hirtenhund eingesetzt, der oft tagelang und ohne Kontakt zu Menschen allein auf seine Herde aufpasst. Entsprechend schwierig ist es, ihn in der Stadt artgerecht zu halten. Offiziell als Rasse anerkannt ist der Kangal seit 1989.
Der 70-jährige Gladbecker ist so etwas wie ein Kangal-Experte. Er hält seit Jahren nicht nur selbst Hunde dieser Rasse, sondern engagiert sich auch im Tierschutz speziell für diese Herdenschutzhunde aus schlechter Haltung.
So hat er z.B. einige Jahre im Tierheim Gelsenkirchen, in dem auch Fundtiere aus Gladbeck aufgenommen werden, daran mitgearbeitet, die Kangals dort auf eine Vermittlung vorzubereiten. „Die Hunde haben oft Schlimmes erlebt und müssen erst sozialisiert werden, bevor sie an neue Besitzer abgegeben werden können“, sagt Hallasch.
Im Fall der Kangals von der Haldenstraße hat sich der Gladbecker sogar bereits über einen Hilfsverein für Herdenschutzhunde um neue Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere bemüht – in der Hoffnung, die Hunde möglichst rasch gemeinsam mit dem Veterinäramt von der Haldenstraße wegbringen zu können.
Es gab bereits fünf Plätze für die Hunde aus Gladbeck
„Fünf Plätze hatte ich bereits. Die sind jetzt aber schon wieder vergeben“, sagt Hallasch. Die Hoffnung, dass den Hunde möglichst schnell geholfen werden kann, gibt er aber dennoch nicht auf. Und er weist auch auf Probleme hin, die sich in nächster Zeit zusätzlich ergeben könnten: „Kangals sind sehr früh geschlechtsreif. Wenn die Junghunde auf dem Gelände sich jetzt auch noch vermehren, wird es richtig übel.“