Gladbeck. Wer aus dem letzten G8-Jahrgang in der 10. Klasse sitzenbleibt, muss sein Gymnasium verlassen. Diese Lösung gibt es nun für Schüler in Gladbeck.
Quasi doppelt schwer wird es für Schülerinnen und Schüler der Gladbecker Gymnasien, die den letzten G8-Jahrgang besuchen und in der 10. Klasse sitzenbleiben. Sie können nämlich nicht an ihrer Schule und auch an keinem anderen Gladbecker Gymnasium bleiben. Eigentlich müsste der Wechsel an ein Gymnasium nach Recklinghausen erfolgen. Das Bildungsamt der Stadtverwaltung hat aber eine andere Lösung gesucht und gefunden.
Hintergrund ist die landesweite Bildungsgangumstellung von G8 auf G9 in der gymnasialen Oberstufe. Um die Umstellung anzupassen, werden die bisherigen G8-Schüler, die mit dem Schuljahr 2023/24 automatisch in G9 wechseln, dann erstmals ein zusätzliches Schuljahr in der Sekundarstufe I (Klasse 10) absolvieren, sodass einmalig kein Jahrgang in die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe nachrückt. Für die Sitzenbleiber dieses Jahrgangs existiert so keine reguläre 10. Jahrgangsstufe an ihrer Schule, die sie auffangen kann.
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Auffanggymnasium für den Kreis ist in Recklinghausen
Um den Wiederholerinnen und Wiederholern des letzten G8-Jahrgangs, die weiterhin an einem Gymnasium ihren Abschluss bzw. das Abitur anstreben, eine Zukunft zu bieten, wurde eine Lösung gesucht. Sie trägt auch, um den Bedarf an gymnasialen Schulplätzen für Quereinsteiger anderer Schulformen, die in die gymnasiale Oberstufe wechseln wollen, decken zu können. Das Ergebnis: In allen Kreisen und kreisfreien Städten des Landes werden sogenannte „Bündelungsgymnasien“ bestimmt, die außerplanmäßig eine entsprechende Jahrgangsstufe einrichten werden.
Für den Kreis Recklinghausen wurde das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium am Westerholter Weg in Recklinghausen ausgewählt. Das liegt vom Gladbecker Stadtzentrum in Luftlinie fast 15 Kilometer entfernt. Die Schule kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn nicht auf direktem Weg ab Gladbeck City erreicht werden. Umsteigen und ein entsprechend zeitlicher Aufwand wären für den Schulweg einzuplanen. Die Option, für betroffene Zehntklässler eine zusätzliche Jahrgangsstufe an einem Gladbecker Gymnasium einzurichten, sei nicht möglich, sagt Silke Döding, Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung.
Eine andere Lösung für Gladbeck gesucht und gefunden
Denn es werde ein Gymnasium benötigt, dass Kapazitäten hat, die zusätzlichen Schüler aufzunehmen. Aufgrund der Statistik der zurückliegenden Jahre sei mit Wiederholern und Seiteneinsteigern im Schnitt „von einem Platzbedarf für 28 Schülerinnen und Schüler in Gladbeck auszugehen“, sagt die Amtsleiterin. Die Gladbecker Gymnasien seien keine Option, da das Heisenberg als erstes Ganztags-Gymnasium, das Rats und ebenso das Riesener (aufgrund der aktuellen Raumsperrungen) nicht genügend Kapazität hätten. „Uns war aber von vornherein klar, dass Recklinghausen etwas weit weg ist, so dass wir eine anderen Lösung gesucht haben“, so Döding.
Das Ergebnis ist eine nun angestrebte Kooperation mit einem Gymnasium in Bottrop, „das von Gladbeck aus deutlich näher und besser zu erreichen ist“. Konkret ins Auge gefasst ist das Heinrich-Heine-Gymnasium an der Gustav-Ohm-Straße am Rande der Innenstadt.
Schulwechsel auch innerhalb Gladbecks möglich
Schülerinnen und Schüler, die beim Wechsel zu G9 nicht die 10. Klasse am Gymnasium schaffen, können zwar nicht an ihrem (oder einem anderen Gladbecker) Gymnasium bleiben. Der Wechsel zu einer anderen weiterführenden Schule in Gladbeck ist aber möglich.Das Abitur oder ein anderer höherer Abschluss kann an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule angestrebt werden, die G9 nicht verlassen hatte. Die Hochschul- oder Fachhochschulreife kann auch am Berufskolleg in Gladbeck erreicht werden.
Das von der Stadt Bottrop ausgewählte Bündelungsgymnasium, für das ebensoviele Sitzenbleiber und Quereinsteiger aus Bottroper Schulen erwartet werden, verfüge über die Kapazität, auch Gladbecker Betroffene aufzunehmen. Es liegt mit 7,5 Kilometern Luftlinie auch nur halb so weit entfernt wie das Bündelungsgymnasium des Kreises in Recklinghausen.
Die Lokalpolitik muss die Kooperation noch beschließen
„Das Heinrich-Heine-Gymnasium ist außerdem direkt und gut von Gladbeck mit der Schnellbuslinie 91 zu erreichen“, unterstreicht Silke Döding. Die Chefin des Amtes für Bildung und Erziehung informierte am Mittwoch in der Schulleiterkonferenz über die angestrebte Kooperation. Letztendlich entschieden wird über die Bottroper Option von der Lokalpolitik nach Beratung und Empfehlung des Schulausschusse im Rat der Stadt Gladbeck.
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