Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchenerin Cathrin Börstinghaus lebt in der Schweiz und hatte große Probleme, rechtzeitig an ihre Briefwahlunterlagen zu kommen.

Manchmal verrät schon ein einziger Satz, wie wichtig manche Dinge für einen Menschen sind. „Zur Not wäre ich auch ins Flugzeug gestiegen, um wählen zu können“, sagt Cathrin Börstinghaus. Die 41-Jährige lebt zwar bereits seit 2017 in Zürich, doch im Herzen und meldetechnisch ist nach wie vor Gelsenkirchen ihr Zuhause. Bei der Beantragung und Versendung der Briefwahlunterlagen lief es dann aus ihrer Sicht beim städtischen Wahlamt jedoch so gar nicht nach Wunsch. Derzeit hofft sie aber noch auf genügend Tempo bei der Deutschen Post.

Briefwahlunterlagen frühzeitig per E-Mail an die Stadt Gelsenkirchen beantragt

„Ich hatte bereits am 7. Januar per E-Mail meine Briefwahlunterlagen bei der Stadt Gelsenkirchen beantragt. Zu diesem frühen Zeitpunkt waren selbst die Wahlbenachrichtigungen noch gar nicht verschickt“, erzählt die Ückendorferin, die als Projektmanagerin bei einer Schweizer Privatbank arbeitet. Doch ihre Wahlunterlagen wollten und wollten nicht eintreffen.

„Natürlich habe ich mitbekommen, dass die Stimmzettel erst am 8. Februar zur Verfügung standen und auch dann erst meine Unterlagen verschickt werden konnten“, erzählt die Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Doch normalerweise brauche die Post zwei Tage für Sendungen von Gelsenkirchen in die Schweizer Bankenmetropole, das wisse sie aus ihrem Alltag. Aber auch im Verlauf der gesamten letzten Woche trudelte die sehnlichst erwartete Post nicht ein. „Das war merkwürdig. Zahlreiche meiner Nachbarn in Zürich, die ebenfalls deutsche Staatsbürger, aber in anderen Städten als ich gemeldet sind, hatten ihre Unterlagen da bereits längst erhalten.“

Telefon-Kontakt mit dem Wahlamt sorgte für die Auflösung des Rätsels

Erst am vergangenen Montag, 17. Februar, habe Börstinghaus dann endlich telefonischen Kontakt zum Wahlamt bekommen. Die Dame am anderen Ende der Leitung habe erst behauptet, dass die Sendung bereits am 10. Februar auf den Weg gebracht worden sei. Als Börstinghaus ihr sagte, dass nichts angekommen sei, schaute die Bedienstete noch einmal genauer in ihren Listen nach und sagte dann ganz plötzlich: „Oh, ich sehe gerade, die Post an Sie ist erst heute rausgegangen.“

Am Mittwoch, 19. Februar, lagen die Briefwahlunterlagen dann tatsächlich im Züricher Briefkasten. Doch die Zeit wurde langsam knapp. „Bei Post aus dem Ausland weiß man ja nie, wie lang sie wirklich braucht“, so Börstinghaus. Deshalb setzte sie sich kurzerhand in ihr Auto, fuhr über eine Stunde nach Jestetten - ein Örtchen, das kurz hinter der Grenze auf deutschem Boden liegt. Dort warf sie die Rücksendung in einen Briefkasten. „Denn die Post hat ja gesagt, dass es ausreicht, bis Donnerstag zur letzten Leerung die Unterlagen eingeworfen zu haben“, sagt die überzeugte Gelsenkirchenerin.

In ihren Fußball-Adern fließt natürlich königsblaues Schalke-Blut

„Mir ist es immens wichtig, zu wählen“, erzählt die Frau, in deren Fußball-Adern natürlich auch königsblaues Schalke-Blut fließt. Bislang habe sie fast keine einzige Wahl verpasst. Einzige Ausnahme sei eine Landtagswahl gewesen. „Damals habe ich in Singapur gearbeitet - und meine Briefwahlunterlagen sind dort leider erst einen Tag nach dem Wahlsonntag eingetroffen.“

Hätte es mit der Briefwahl nun nicht pünktlich geklappt, wäre sie an diesem Sonntag wie gesagt auch persönlich nach Gelsenkirchen gereist. Denn jede Stimme zähle diesmal noch mehr als sonst. „Ich finde diesen Ruck nach Rechts in unserer Gesellschaft ganz fürchterlich und einfach nur beängstigend“, sagt Börstinghaus. Die AfD verspritze nur Hass und biete keinerlei konstruktive Lösungen. Dass dies ausreiche, um für gewisse Wählerschichten interessant zu sein, sei „verstörend und macht mir Angst“.

Um dem etwas entgegenzusetzen, wollte Cathrin Börstinghaus alles tun, damit ihre Stimme aus dem Ausland auch wirklich noch pünktlich in Gelsenkirchen eintrudelt.