Gelsenkirchen. Die 1500 Wahlhelfer in Gelsenkirchen für die Bundestagswahl waren diesmal schnell gefunden - das sind die Gründe für den Boom.
Rund 1500 Wahlhelfer sind vonnöten, wenn am 23. Februar die vorgezogene Bundestagswahl in Gelsenkirchen möglichst reibungslos über die Bühne gehen soll. Es habe in den vergangenen Jahren mehrmals die Situation gegeben, in denen die Stadt reichlich Geduld und Energie aufbringen musste, um diese Zahl rechtzeitig zusammenzubekommen. „Diesmal ist hingegen alles sehr glattgelaufen“, berichten Referatsleiter Matthias Hapich und Abteilungsleiterin Delia Rosanski vom städtischen Wahlamt. „Bereits Anfang Januar hatten wir genügend Interessenten beisammen.“
Erfrischungsgeld für die Wahlhelfer wurde spürbar erhöht
Einen Grund für diesen Wahlhelfer-Boom sieht das Duo in der Bereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger, einen aktiven Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten zu wollen. Eine nicht zu unterschätzende Tatsache sei aber auch die Erhöhung des sogenannten Erfrischungsgeldes. Dies ist die Bezeichnung für die Aufwandsentschädigung, die ein Wahlhelfer für sein Engagement am Wahlsonntag erhält. Lag dieser Betrag bei der Europawahl 2024 noch bei 85 Euro für den Wahlvorsteher sowie 70 Euro für seinen Stellvertreter, den Schriftführer und die Beisitzer, so wurde er nun erstmals auf 115 Euro für den Vorsteher und 100 Euro für die übrigen Ämter erhöht.

Insgesamt 209 Wahlvorstände werden in Gelsenkirchen bei der Bundestagswahl benötigt, gibt es doch ebenso viele Wahlbezirke im Wahlkreis Gelsenkirchen (der hat diesmal übrigens die Kennziffer 122). „Wir haben 156 Urnenwahlbezirke, wo die Bürger in einem Wahllokal wählen gehen können, sowie 53 Briefwahl-Bezirke“, nennt Referatsleiter Hapich konkrete Zahlen. Für jeden dieser 209 Bezirke werden insgesamt sieben Helfer benötigt - macht in Summe 1463.
Ein Pool an Reserve-Helfern steht für kurzfristige Ausfälle bereit
Hinzu kämen laut Rosanski noch ein 60- bis 80-köpfiger Reserve-Pool. Diese Personen stünden in Horst, Buer und der Altstadt auf Abruf bereit, sollte es am Wahlsonntag irgendwo im Stadtgebiet zu kurzfristigen Wahlhelfer-Ausfällen kommen. „Zuletzt waren es immer ein knappes Dutzend, die am Wahlsonntag ersetzt werden mussten, meistens wegen Krankheit“, so Rosanski, die in Herten lebt und bereits seit 1992 für die hiesige Stadtverwaltung arbeitet.

Die Stimmzettel der 53 Briefwahl-Bezirke werden am 23. Februar nach 18 Uhr zentral im Berufskolleg an der Goldbergstraße in Buer ausgezählt. Vorher sei das Rathaus Buer der Standort dafür gewesen. „Doch das Berufskolleg bietet uns noch bessere räumliche Bedingungen“, betont Rosanski.
Zudem habe sich der dortige Schulleiter Ralf Niebisch als sehr hilfsbereiter Gastgeber erwiesen. „Und seine Schüler hat er im Rahmen einer Projektwoche gleich mit eingebunden“, erzählt Rosanski. So hätten sich bei der Europawahl 2024 zahlreiche Berufskolleg-Schüler als Wahlhelfer gemeldet. „Diese vielen jungen Leute haben den Altersdurchschnitt unseres Helfer-Teams spürbar gesenkt“, so Rosanski.
Viele der 1500 Wahlhelfer waren schon bei der Europawahl 2024 dabei
Frauen und Männer seien ungefähr gleich viele im Kreise der 1500 Wahlhelfer zu finden. Auch die Altersklassen reichen vom jungen Erwachsenen bis zum routinierten Senior, so Referatsleiter Hapich. Die vier Beisitzer in jedem Team kämen meistens aus der Bürgerschaft. „Mehr als die Hälfte hatte auch schon bei der letzten Europawahl mitgeholfen. Und diese Leute hatten bereits damals schriftlich erklärt, dass sie bei der nächsten Wahl wieder antreten würden“, so Hapich. Dass diese nun aber so schnell kommt, konnte damals im Juli noch keiner ahnen.
Der vorgezogene Wahltermin komme Hapich und seinem Wahlamts-Team aber gar nicht mal so ungelegen. Die eigentliche Planung hatte vorgesehen, dass am 14. September 2025 die Kommunalwahl und am 28. September die Bundestagswahl parallel mit einer möglichen Stichwahl des Oberbürgermeisters stattfinden sollte. Diese Termindichte hätte aus organisatorischer Sicht einen Kraftakt bedeutet. „Die nun entstandene Entzerrung macht die Sache für uns ein wenig leichter - obwohl durch das Vorziehen der Bundestagswahl für uns natürlich anderer Stress entsteht“, stellt das Duo klar.
Die 209 Wahlvorsteher sind durchweg städtische Bedienstete
Zurück zu den Wahlhelfern: Die Ämter des stellvertretenden Wahlvorstehers würden sehr oft Lehrer oder Mitarbeiter der Sparkasse oder der Agentur für Arbeit übernehmen, zählt Hapich auf. „Bei den Wahlvorstehern setzen wir aber ausschließlich auf städtische Bedienstete“. Diese kämen querbeet aus allen Ämtern.
Die 156 Urnenwahllokale werden auch diesmal wieder in Schulen, Kindertagesstätten und Jugendzentren untergebracht. Wichtig sei eine gute Erreichbarkeit im jeweiligen Stadtteil. 42 dieser Wahllokale seien nicht barrierefrei. Welche dies sind, finden alle Wahlberechtigten in ihrer Wahlbenachrichtigung, die seit Dienstag von der Deutschen Post an die über 170.000 Wahlberechtigten verteilt wird.
In den beiden Wahlscheinstellen kann schon im Vorfeld gewählt werden
Ganz wichtig ist es Hapich und Rosanski noch zu betonen, dass jene Menschen, die am 23. Februar nicht in einem Wahllokal abstimmen können, dann doch bitte im Vorfeld eine der beiden Wahlscheinstellen im Stadtgebiet aufzusuchen. Eine befindet sich im Hans-Sachs-Haus, die andere an der Horster Straße in Buer direkt neben dem „Schauburg“-Filmpalast. Dort können alle Verhinderten nicht nur ihre Briefwahlunterlagen persönlich abholen, sondern auf Wunsch auch sofort vor Ort wählen. „Somit entlasten wir die Postwege“, sagt Rosanski mit Blick auf die zeitliche Knappheit beim üblichen Briefwahl-Prozedere.
Sowohl Hapich als auch Rosanski zeigen sich zudem überzeugt, dass Gelsenkirchen diesmal eine höhere Wahlbeteiligung verzeichnen wird. Bei der Bundestagswahl 2021 hatten von den 168.496 Wahlberechtigten 112.317 ihre Stimmen abgegeben, was einer Beteiligung von 66,7 Prozent - einer der schwächsten Werte in der gesamten Bundesrepublik. „Ich bin aber optimistisch“, schließt Hapich das Gespräch, „dass sich dieser Wert trotz des Termins im Winter spürbar verbessert“.
Wer bis zum 2. Februar noch keine Wahlbenachrichtigung erhalten hat, sollte sich beim Wahlamt melden unter: 0209 169 40 25.