Gelsenkirchen. Nach dieser Erfahrung reagieren auch Schüler verwundert und begeistert: Künstler Roman Pilgrim lädt in eine Mixed-Reality-Ausstellung.

Seit drei Wochen läuft in Gelsenkirchen-Scholven eine besondere Ausstellung, die sich auch an Schüler und Jugendliche wendet. Die WAZ war dabei, als Siebtklässler der Gesamtschule Ückendorf zu Gast waren. Das ist unser Bericht:

Als Baran (13) die VR-Brille wieder abgesetzt hat und zurück in der Realität ist, da stehen ihm Verwunderung und Begeisterung ins Gesicht geschrieben. „Was für ein schönes Erlebnis! Das ist ja fast wie Zauberei“, sagt der Siebtklässler der Gesamtschule Ückendorf nach seinem beeindruckenden Ausflug in virtuelle Kunstwelten.

Konzept gemeinsam mit der Kunstschule Gelsenkirchen erarbeitet

Dieses Mixed-Reality-Werk, das der Schüler da soeben ausprobiert hat, ist Teil der Ausstellung „Changing Memories“ und wurde vom Gelsenkirchener Künstlers Roman Pilgrim geschaffen. Er hat gemeinsam mit der in Erle beheimateten Kunstschule auch das didaktische Konzept für diese Werkschau erarbeitet, die seit Ende Januar im Kunstraum Norten in Scholven zu besichtigen ist. Angesprochen werden sollen damit vornehmlich Jugendliche und junge Erwachsene. Denn Pilgrim will ihnen präsentieren, wie mithilfe von neuer Technologie Einfluss auf die Kunst genommen werden kann.

Vor dem Hauptwerk seiner Ausstellung erklärt  Künstler Roman Pilgrim den Siebtklässlern der Gesamtschule Ückendorf wissenswerte Details.
Vor dem Hauptwerk seiner Ausstellung erklärt Künstler Roman Pilgrim den Siebtklässlern der Gesamtschule Ückendorf wissenswerte Details. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Bei uns läuft gerade eine Projektwoche. Und diese Gruppe hier hat sich für das Thema Kunst entschieden“, berichtet Viktoira Kostareva. Die Lehrerin für Englisch und Italienisch begleitet die Schülergruppe an diesem sonnigen Wintervormittag in die Ausstellung. Und dort wartet auch der Künstler auf die Siebtklässler, um seine Arbeiten, sich selbst, aber auch den Einfluss der digitalen Technik auf seine Kunst zu erklären.

Blaue Quadrate sind der rote Faden, der sich durch die gesamte Ausstellung zieht

Schnell stellen die jungen Besucher fest, dass in jedem der ausgestellten Werke blaue Quadrate zu finden sind. „Sie waren für mich der rote Faden, der sich durch die gesamte Ausstellung zieht“, erklärt Pilgrim. Bei seinen abstrakten Malereien sind sie Symbole für Erinnerungen, die sich bekanntlich im Laufe der Jahre auch bewegen und sogar verändern können.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Das Hauptkunstwerk dieser Schau besteht aus insgesamt 480 kleinen Quadraten, allesamt über- und nebeneinander aufgereiht und 15 x 15 Zentimeter groß. „Jedes einzelne von ihnen steht für einen Monat meines Lebens“, sagt der Mann, der am Sonntag seinen 40. Geburtstag feiert. Ein einziges Quadrat hat er in Feuerrot bemalt. „Das steht für die Geburt meiner Tochter im Oktober 2022“, verrät der Kreativkopf seinen staunenden Zuhörern.

Effekte der VR-Brille versetzen die jungen Besucher ins Staunen

Die Technik kommt ins Spiel, als Pilgrim ein Tablet zückt. Dieses richtet er auf eines jener vier Quadrate, auf die er jeweils ein altes Handy geklebt hat. Richtet der Besucher nun das Tablet auf das Handy, erklingen dort alte Textnachrichten. Eine stammt von Pilgrims inzwischen verstorbenem Vater. Auch das sei für ihn eine Erinnerung, die ihn zu dieser Kunst inspiriert hat.

Der Gelsenkirchener Künstler Roman Pilgrim nahm sich viel Zeit für den Rundgang mit der Schülergruppe durch seine Ausstellung.
Der Gelsenkirchener Künstler Roman Pilgrim nahm sich viel Zeit für den Rundgang mit der Schülergruppe durch seine Ausstellung. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Eine Virtual-Reality-Brille gilt es dann an besagtem Mixed-Reality-Kunstwerk überzustülpen. Asil (12) traut sich, muss nach dieser Ersterfahrung aber spürbar ihre Gedanken ordnen. „Ich mag das“, sagt sie schließlich und schmunzelt. Aus Lehrerin Kostareva sprudelt es hingegen nur so heraus. „Einfach super. Man verliert völlig das Gefühl für die Realität. Richtig, richtig cool.“

Und Tabita (14) staunt, dass der Ausstellungsraum, in dem sie steht, plötzlich auch unter der Brille auftaucht. Doch ihre Mitschüler und alle anderen Menschen dort waren im virtuellen Raum plötzlich verschwunden. „Als wären die unsichtbar geworden“, beschreibt die Schülerin ihre Eindrücke.

Es können sich noch weitere Schulklassen

Sieben Klassen aus ganz Gelsenkirchen haben sich bereits für einen Besuch dieser interaktiven Ausstellung angemeldet, betont Brigitta Blömeke, die Vorsitzende der Kunstschule Gelsenkirchen. Es sei aber noch Platz für weitere Führungen. Das gelte aber nicht nur für Schulklassen, sondern auch für andere kunst- und kulturinteressierte Gruppen. Das Grundthema eigne sich übrigens nicht nur für den Kunstunterricht, sondern auch für Deutsch-, Religions- oder Philosophiekurse.

Geöffnet ist die Ausstellung für alle Interessierten immer samstags von 14 bis 17 Uhr sowie nach vorheriger Absprache. Kontakt und Terminabsprache unter 0177 713 41 19.