Gelsenkirchen-Buer. Schülerinnen und Schüler eines Gelsenkirchener Gymnasiums haben eine internationale Klimakonferenz nachgespielt. Das Ergebnis hat sie überrascht.
Dass der Klimawandel eine ernsthafte Bedrohung ist: Das wissen die Schülerinnen und Schüler des Leibniz-Gymnasiums in Gelsenkirchen-Buer. Wie schwierig aber der Kampf gegen den Klimawandel auf politischer Ebene ist, das erfuhren 46 von ihnen jetzt am eigenen Leib. Bei der „Klimakonferenz-Simulation“ schlüpften sie in die Rolle von internationalen Politikern.
An diesem Montagmorgen hat sich die Aula des altehrwürdigen Leibniz-Gymnasiums in einen internationalen Konferenzsaal verwandelt. An mehreren Tischen verteilt sitzen die Schülerinnen und Schüler, vor ihnen liegen einige Papiere – und jeweils eine Flagge. Unter anderem sieht man das US-amerikanische Sternenbanner, die rote chinesische sowie die EU-Flagge. Die Aufgabe der Schüler: Den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 Grad zu begrenzen, und das mit den Mitteln, die die jeweiligen Länder zur Verfügung haben. So viel schon einmal vorweg: Selbst in der Simulation erwies sich das als deutlich schwieriger als gedacht.
46 Gelsenkirchener Schülerinnen und Schüler nehmen am Projekt teil

Bereits in den Wochen zuvor hatten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Klimawandel auseinandergesetzt. Die 46, die an diesem Tag an dem Projekt teilnehmen, sind im 11. Jahrgang (EF) und haben alle das Fach Erdkunde. Ihre Lehrerinnen und Lehrer sind mit von der Partie, geleitet wird die Veranstaltung aber von Laura Bergs von „Multivision“. Der Verein ist mit der „Klimakonferenz-Simulation“ in ganz Deutschland unterwegs und hat bereits 50 Schulen in zehn Bundesländern besucht.
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
Laura Bergs erklärt zu Beginn den Ablauf: Per Los werden die Schüler einem Land zugeteilt („Im richtigen Leben kann man sich ja auch nicht aussuchen, wo man geboren wird“) und finden sich an Tischen zusammen. Sie erhalten Informationen und Daten zu ihrem Land, und dann geht es auch schon los: Ihre Aufgabe ist es, ein eigenes Emissionsziel für fossile Brennstoffe festzulegen, zu entscheiden, wie dieses Ziel im eigenen Land erreicht werden kann, und gegebenenfalls einen Klimafonds einzurichten. Die notierten Ziele der Gruppen werden in ein Programm eingegeben, das anzeigt, welche Auswirkungen sie auf die globale Erwärmung haben. Anschließend wird – wie im richtigen Leben – mit den anderen Ländern verhandelt. „Die Schüler erfahren dadurch sehr schnell, warum es in der Politik oft nur langsam und mühsam vorangeht – und dass man dem Klimawandel nur als globale Gemeinschaft begegnen kann“, sagt Laura Bergs.
Dieses Ziel haben die Teilnehmer am Ende erreicht
Die Schüler Alexander, Lasse und Timo sitzen am Tisch der USA und verschaffen sich gerade einen Überblick über den Haushalt der Vereinigten Staaten. „Wir müssen auf jeden Fall weniger Geld in die Verteidigung stecken“, sagt Lasse, „weniger Wälder abholzen und fossile Energieträger wie Kohle und Gas herunterfahren.“ Dass es in der ersten Runde der Klimakonferenz nicht immer ganz realistisch zugeht, davon berichtet Lehrerin Christina Kersten anschließend. „Die Schüler, die Kanada repräsentierten, haben erst einmal beschlossen, keine Bäume mehr abzuholzen. Dann haben sie erfahren, dass die Forstwirtschaft einer der Haupt-Wirtschaftszweige von Kanada ist – und dass ihr Plan deshalb im richtigen Leben gar nicht funktionieren kann.“
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Alles nicht so einfach also, mit dem Klimaschutz – dass man, um gemeinsame Ziele zu erreichen, auch schon einmal Kompromisse schließen muss, das wussten die Schüler zwar womöglich schon vorher, an diesem Tag erfuhren sie es durch eigenes Handeln. Am Ende, nach mehreren Verhandlungsrunden, erreichten sie eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2,6 Grad Celsius – immer noch deutlich über den maximal 2 Grad, die das Pariser Klimaabkommen eigentlich festgelegt hat.
„Erschreckend“ hätten das die Schüler gefunden, berichtet Lehrerin Christina Kersten nach der Konferenz. Und, um noch einen deprimierenden Fakt hinzuzufügen: Die Konferenz fand unter der Bedingung statt, dass in Washington noch Joe Biden im Amt des US-Präsidenten war. Dessen Nachfolger Donald Trump ist bekanntlich aus dem Pariser Klimaabkommen schon wieder ausgestiegen.