Gelsenkirchen. Kürzung durch NRW-Krankenhausplanung in Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen trifft besonders ältere Menschen. So will das Haus sie wettmachen.

Abschiednehmen heißt es bei den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen (EVK), wenn zum 1. April die Krankenhausplanung des Landes in Kraft tritt: Das Haus an der Munckelstraße muss sich nach langen Jahren von der Geriatrie trennen - was sich besonders auf das Angebot einer spezialisierten stationären Versorgung älterer Menschen im Stadtsüden auswirken wird. (Fast) alle anderen beantragten Leistungsgruppen hat das EVK zugewiesen bekommen, darunter auch die, mit der es vor Ort über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt. Darüber hinaus setzt es auf weitere Fokussierung.

Da auch das Marienhospital Gelsenkirchen (MHG) ab dem Frühjahr auf die Altersmedizin verzichten muss, ist diese in der Emscherstadt künftig nur noch nördlich des Rhein-Herne-Kanals (am St.-Marien-Hospital Buer und St.-Elisabeth-Krankenhaus Erle) angesiedelt. Die Stadt hatte diese Konzentration bereits im vergangenen Jahr kritisiert, allerdings erfolglos: Es bleibt dabei, dass Seniorinnen und Senioren, die wegen altersbedingter Krankheiten ganzheitlich von entsprechenden Experten behandelt werden wollen, im Gelsenkirchener Süden keine Anlaufstelle mehr zur Verfügung haben.

Gelsenkirchener EVK setzt bei Leistungsangebot auf Verzahnung im Verbund der sieben Krankenhäuser

EVK-Sprecher Benjamin Brinkmann verweist Betroffene da freilich auf die standortübergreifende Zusammenarbeit mit den sechs weiteren Kliniken des Evangelischen Verbundes Augusta Ruhr (EVA Ruhr), zu dem das Haus am Rande der Gelsenkirchener City seit 2024 gehört.

„Unsere Leistungen werden so organisiert, dass die Kapazitäten und Potenziale aller sieben Krankenhausstandorte optimal genutzt werden. Dies kann bedeuten, dass Leistungen von stärker ausgelasteten Standorten an andere Häuser im Verbund verlagert werden. Dabei bleibt die Behandlung für alle Patienten an jedem Standort im EVA Ruhr nahtlos und zuverlässig. Sollte eine spezielle Behandlung an einem Standort nicht mehr verfügbar sein, wird diese innerhalb des Verbunds – durch die vertrauten Expertinnen und Experten - sichergestellt“, betont Brinkmann.

Evangelische Kliniken punkten mit einziger Stroke Unit für Schlaganfall-Patienten in Gelsenkirchen

Ohnehin machten die speziellen Leistungsgruppen nach Schätzung der Ärztekammer Westfalen-Lippe nur etwa 15 Prozent aller Leistungen aus, die Hospitäler erbringen. „Die übrigen 85 Prozent, die auch maßgeblich entscheidend für Arbeit und Überleben der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen sind, bleiben davon unberührt.“

Auf weitere größere Einschnitte braucht sich das EVK mit dem Start der NRW-Strukturreform also nicht einzustellen. Das heißt: Auch künftig kann es etwa mit seiner Stroke Unit und der Neuro-Frühreha zum Beispiel bei Schlaganfallpatienten als Alleinstellungsmerkmal in der Stadt punkten, ebenso mit der (stadtweit einzigen) Klinik für Augenheilkunde.

Aus Gelsenkirchener Department für Gefäßchirurgie wird eigenständige EVK-Klinik

Fortgeführt werden auch weitere Bereiche, mit denen sich das Haus einen Namen gemacht hat, etwa dem Brustzentrum Ruhrgebiet. Die Klinik für Seelische Gesundheit ist auch in Zukunft als „Brot- und Butter-Versorgung im psychiatrischen Bereich für den Stadtsüden“ angelegt. Die Hüft- und Knie-Endoprothetik ist ebenfalls weiterhin vor Ort im Angebot. Eine Ausnahme bilden - und das ist neu - endoprothetische Revisionen, also der Wechsel eines künstlichen Gelenks.

Derweil setzt das EVK in einigen Bereichen auf (weitere) Spezialisierungen: So wird aus dem bisherigen „Department für Gefäßchirurgie“ innerhalb der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie eine eigenständige Klinik für Gefäßchirurgie. Und auch der Bereich der neurologischen Früh-Reha soll, so Sprecher Brinkmann, ausgebaut werden.

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