Gelsenkirchen. Neue NRW-Krankenhausplanung ab 1. April: Was die Patienten in Gelsenkirchen, Buer, Erle erwartet. Und warum der Träger sich als Gewinner sieht.

Nur noch wenige Wochen, dann tritt sie zum 1. April in Kraft, die NRW-Krankenhausplanung. Als Minister Josef Laumann die Ergebnisse dieser größten Strukturreform im Gesundheitswesen seit Jahrzehnten Ende 2024 verkündete, war der Aufschrei in etlichen Städten groß. Auch Gelsenkirchens Hospital-Träger hatten im Verlauf der Gespräche einige Kröten serviert bekommen. Nachdem das Land Nachbesserungen in Aussicht gestellt hatte, sind die Entscheidungen nun endgültig gefallen. Diese Neuerungen erwarten die Patienten von Marienhospital Gelsenkirchen (MHG), St.-Marien-Hospital Buer (MHB) und Erler St.-Elisabeth-Krankenhaus. Die Trägerin sieht sich dabei als Gewinnerin im Wettbewerb vor Ort.

Was diese drei Häuser der Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH (KERN-Gruppe) angeht, so gibt Sprecher Wolfgang Heinberg insgesamt Entwarnung: Die Gelsenkirchener Standorte „behalten alle bisherigen Leistungsangebote“, sodass auch alle bekannten Ansprechpartner erhalten blieben. Patienten bestimmter Leistungsgruppen werden sich allerdings trotzdem umgewöhnen und womöglich längere Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen, wenn auch teils erst ab 2029 oder 2031.

Gelsenkirchens einzige Urologie wechselt zum Marienhospital in Ückendorf

Denn vom MHG wechseln zum 1. April zwei Abteilungen zum (einstigen) Bergmannsheil-Krankenhaus, das seit Anfang Januar unter „Knappschaft Kliniken Gelsenkirchen-Buer“ firmiert: die Hals-Nasen-Ohren-Klinik (HNO) sowie die Thoraxchirurgie. Während bei Letzterer noch einige Details zu klären seien, steht in Bezug auf die Urologie fest: Sie wechselt (trotz massiver Kritik) mit ihrem gesamten Team vom Schernerweg zum MHG. In Ückendorf - dem dann einzigen Krankenhausstandort mit einer Klinik für Urologie in Gelsenkirchen - soll dann ein Männergesundheitszentrum entstehen, kündigt Heinberg an.

Es wird - Stand heute - nicht das einzige Zentrum mit zertifizierter Spezialisierung bleiben, das die KERN-Gruppe in Gelsenkirchen plant. So soll sich das MHG durch die größte Gastroenterologie und Bauchchirurgie (inklusive Bauchspeicheldrüsen-Chirurgie) zum Bauch- und Darmkrebszentrum entwickeln.

Gelsenkirchener Marienhospitäler sollen als Gefäßzentrum etabliert werden

Das Marienhospital in Gelsenkirchen-Ückendorf bietet künftig als einziges Krankenhaus in der Emscherstadt die Leistungsgruppe Urologie an. Dafür muss es die Hals-Nasen-Ohren-Klinik an die Knappschaft Kliniken Gelsenkirchen-Buer abgeben.
Das Marienhospital in Gelsenkirchen-Ückendorf bietet künftig als einziges Krankenhaus in der Emscherstadt die Leistungsgruppe Urologie an. Dafür muss es die Hals-Nasen-Ohren-Klinik an die Knappschaft Kliniken Gelsenkirchen-Buer abgeben. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

„Durch die Hauptabteilung Onkologie in Kombination mit vielen tumorchirugischen Leistungsgruppen planen wir auch die Stärkung als Krebszentrum“, so Heinberg weiter. Gemeinsam mit dem MHB wird am MHG zudem das Frauengesundheitszentrum/Mutter-Kind-Zentrum etabliert, da die notwendigen Leistungsgruppen (Gynäkologie/Geburtshilfe, Ovarialkarzinom, Pädiatrie, Neonatologie) zukünftig exklusiv den KERN-Kliniken zugeordnet sind. „Geburten können weiterhin in Buer und in Ückendorf stattfinden“, stellt er klar.

Durch die gesamte Bandbreite der kardiologischen und gefäßmedizinischen Leistungsgruppen will die KERN-Gruppe darüber hinaus das MHG und das MHB „in Kürze“ als Gefäßzentrum etablieren. Dass die Gefäßchirurgie ab 2031 in Buer nicht mehr angeboten werden kann und sich dann nur noch auf Ückendorf konzentriert: Dem sieht der Sprecher gelassen entgegen. „Wir gehen davon aus, dass die Krankenhausplanung nach einigen Jahren noch angepasst wird. Dann werden die Karten neu gemischt.“

St.-Marien-Hospital Buer und St.- Elisabeth-Krankenhaus Erle erhalten Zuschlag für große Altersmedizin

Am St.-Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen soll ab 2029 die Hüft- und Knie-Endoprothetik konzentriert werden. Bis dahin darf auch das Marienhospital Gelsenkirchen derartige komplexe Eingriffe vornehmen.
Am St.-Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen soll ab 2029 die Hüft- und Knie-Endoprothetik konzentriert werden. Bis dahin darf auch das Marienhospital Gelsenkirchen derartige komplexe Eingriffe vornehmen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ähnlich entspannt wertet er auch die Vorgabe, die Hüft- und Knie-Endoprothetik nur noch bis 2029 sowohl in Buer als auch in Ückendorf abrechnen zu dürfen. Danach wird sie ausschließlich am MHB konzentriert. Die Standorte sollen zum Endoprothetikzentrum ausgebaut und zertifiziert werden.

Zufrieden ist der Träger auch, den Zuschlag für die große Geriatrie (Altersmedizin), angesiedelt in Buer und im Erler St.-Elisabeth-Krankenhaus, erhalten zu haben. Damit ist dieser Bereich nur noch im Stadtnorden etabliert, was die Stadt Gelsenkirchen in einer Stellungnahme gegenüber der Bezirksregierung Münster im Sommer 2024 kritisiert hatte. Bislang hielt dieses Angebot auch das Evangelische Klinikum (EVK) im Stadtsüden vor.

KERN-Sprecher Heinberg wertet es derweil positiv, dass „in Erle die sogenannte ,Sprechende Medizin‘ gestärkt wird – die relevanten Leistungsgruppen Geriatrie, Innere Medizin und Psychiatrie/Psychosomatik/Psychotherapie finden sich nur dort.“

(Nicht nur) für Patienten im Stadtnorden auch interessant: Die Klinik für Geriatrie wird innerhalb der nächsten vier oder fünf Jahre vom Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt zum Marien-Hospital Marl verlagert. Die dortige Klinik für Chirurgie, minimal-invasive Chirurgie und Unfallchirurgie, die besonders in der Operation von Hernien (Gefäßausstülpungen) nach Angaben Heinbergs starke Leistungszahlen auch im überregionalen Vergleich ausweist, bleibt unter der Leitung von Chefärztin Dr. Elisabeth Winkelmann bestehen.

Vor diesem Hintergrund fühlt sich der Betreiber von insgesamt elf Krankenhäusern in acht Städten gut „vorbereitet für die vorgegebene Transformations- und Übergangsphase“ - und hält sich für einen besonders attraktiven Arbeitgeber. „Als Verbund haben wir den Vorteil, gemeinsam Weiter- und Fortbildungen anbieten zu können“, betont Heinberg in Bezug auf Medizinerinnen und Mediziner, aber auch auf spezialisierte Pflegefachkräfte und andere Berufsgruppen.

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