Gelsenkirchen-Buer. 31 Jahre lang haben Marion und Thomas Dirks in Gelsenkirchen ein Hotel betrieben. Als sie anfingen, hatte keiner von ihnen Gastronomie-Erfahrung.

Diesen Satz hat Thomas Dirks in den vergangenen Jahrzehnten ganz oft gehört. „Das ist ja hier viel, viel grüner, als wir es uns vorgestellt haben!“ Mit auswärtigen Gästen, die ihre Vorurteile über Gelsenkirchen korrigieren mussten, kennt Dirks sich aus. 31 Jahre lang hat er gemeinsam mit seiner Frau Marion das Hotel Buerer Hof geleitet. Seit dem Jahreswechsel sind die beiden im Ruhestand.

Gelsenkirchener Hotelier: „Aus heutiger Sicht war das ganz schön mutig“

Dirks sitzt am Wohnzimmertisch in seinem Haus in Buer, nicht weit vom Hotel entfernt. Vor ihm liegt ein alter Zeitungsausschnitt aus der WAZ vom 2. Oktober 1993: Überschrieben ist er mit „Willkommen im Hotel Buerer Hof“, das Foto zeigt Marion und Thomas Dirks vor dem damals neuen Gebäude. „Ich hatte damals überhaupt keine Erfahrung als Hotelmanager, hatte noch nie in der Gastronomie gearbeitet“, sagt er. „Ich war allerdings viel in der Welt herumgekommen und wusste genau, was mir in Hotels gefiel – und was nicht.“

Das Hotel Buerer Hof in Gelsenkirchen
Das Hotel Buerer Hof in Gelsenkirchen-Buer. © WAZ | Matthias Heselmann

Thomas Dirks ist gebürtiger Gelsenkirchener, Schalker, um genau zu sein. Für die gymnasiale Oberstufe wechselte er an eine Schule in Buer, das zu seiner zweiten Heimat wurde. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst im kaufmännischen Bereich, war im Rahmen seiner Tätigkeit viel auf Reisen, in Europa und den USA. Anfang der 1990er-Jahre wurde ihm dann die Führung eines Hotels in Buer angeboten. „Die Idee dazu stammte von der Familie Berkel, die damals die Gaststätte Rohmann hatten – heute befindet sich dort das Restaurant Vitali“, erzählt er. Auf der Fläche des Gemüsegartens der Gaststätte wurde ein zweistöckiges Gebäude errichtet, das dann Jörg und Jürgen Marten übernahmen. „Die Familie Marten kannte ich gut, und die fragten mich, ob ich mir die Leitung des Hauses vorstellen könnte“, so Dirks. Er konnte – und willigte ein.

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„Aus heutiger Sicht war das ganz schön mutig“, gibt der inzwischen 70-Jährige zu. „Der Vorteil war halt, dass es ein Hotel garni war und ist, also ,nur‘ mit Frühstück und ohne Restaurantbetrieb.“ Eine schlechte Entscheidung sei es aber nicht gewesen, ganz im Gegenteil. „Natürlich haben wir am Anfang den einen oder anderen Fehler gemacht“, sagt Dirks heute, „aber wir sind an viele Dinge auch ganz unvoreingenommen und vielleicht ein wenig unkonventionell herangegangen – und das kam bei unseren Gästen offenbar gut an.“ Seine Frau Marion half von Anfang an mit, zunächst nebenberuflich, später stieg sie ganz ein.

Dieses Lob haben die beiden von ihren Gästen oft gehört

Der Betrieb läuft gut in den folgenden Jahren, offenbar haben Marion und Thomas Dirks den Bogen, wie man ein Hotel führt, schnell raus. „Besonders für unser Frühstück haben wir immer viel Lob bekommen“, sagt Marion Dirks, „etwa für unsere hausgemachten Marmeladen oder den frisch gepressten Orangensaft.“ „So ein Frühstück in einem Drei-Sterne-Hotel haben wir nicht erwartet“ – diesen Satz hätten sie oft von Gästen gehört, sagen die beiden.

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Die meisten der Hotelgäste seien geschäftlich in Gelsenkirchen gewesen, berichtet Thomas Dirks, vor allem zu Beginn seiner Tätigkeit. In den vergangenen Jahren habe sich das aber spürbar geändert, sagt er – auch wenn auch heute noch die Mehrzahl der Gäste beruflich hier ist. „Man merkt, dass immer mehr Touristen kommen.“. Mittlerweile gebe es ja auch eine ganze Menge an lohnenswerten Zielen in Gelsenkirchen. „Allen voran die Zoom Erlebniswelt“, findet Dirks, „das ist einer der besten, wenn nicht der beste Zoo in Deutschland.“ Und natürlich kommen die Menschen wegen Events in der Arena, seien es Schalke-Spiele oder Konzerte.

So geht es mit dem Buerer Hof weiter

Marion und Thomas Dirks: Den beiden ist anzumerken, mit wie viel Herzblut sie ihre Aufgabe angegangen haben – seit dem 31. Dezember ist allerdings Schluss. „Unser Pachtvertrag ist 2024 ausgelaufen“, sagt Thomas Dirks. Zunächst wollte er diesen noch einmal um einige Jahre verlängern, seine Frau habe ihn aber darauf hingewiesen, dass er mittlerweile 70 Jahre alt sei und allmählich ans Aufhören denken sollte. „Der Abschied ist uns beiden nicht leicht gefallen“, sagt Marion Dirks, „vor allem von unseren Stammgästen, das hat schon die eine oder andere Träne gegeben.“

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Der Betrieb im Buerer Hof geht weiter: Die Kette Vivotel hat das Haus übernommen. Ganz aus dem Gastgewerbe wollen sich Marion und Thomas Dirks aber nicht verabschieden. Nach wie vor vermieten sie drei Apartments für Langzeitgäste. Die möblierten Wohnungen, die etwa von Geschäftsleuten genutzt werden, die beruflich länger in der Region zu tun haben, befinden sich gleich um die Ecke vom Buerer Hof. Das nimmt natürlich bei weitem weniger Zeit in Anspruch als die Leitung eines Hotels. Die gewonnene Zeit wollen die beiden erst einmal für sich nutzen. Und das Hotelgewerbe mal wieder von der Gastseite aus genießen.