Gelsenkirchen-Buer. In der Traditionsgaststätte Haus Rohmann in Gelsenkirchen-Buer befindet sich das italienische Restaurant Vitali. Wir haben es getestet.

  • In der Traditionsgaststätte Haus Rohmann in Gelsenkirchen-Buer befindet sich das Restaurant Vitali
  • Seit 2006 wird hier italienisch gekocht
  • Wir haben das Restaurant getestet

Zugegeben: Von außen betrachtet kommt man hier nicht wirklich auf Italien. Hübsch ist das Haus in Gelsenkirchen-Buer, in dem das Restaurant „Vitali“ untergebracht ist, auf jeden Fall, aber mit seiner Klinkerfassade, den grün-weißen Schlagläden und dem Fachwerk sieht es definitiv deutlich westfälischer als italienisch aus. Doch wie sagt schon der kleine Prinz: „Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.“ Und in diesem Falle kommt das Wesentliche auf den Teller – und das ist in der Tat italienisch. Im Rahmen unserer Reihe „Gastrokritik“ haben wir „Vitali“ einmal getestet.

Die westfälische Anmutung des Hauses kommt natürlich nicht von ungefähr: Im Jahr 1858 erbaut, befand sich in dem sehenswerten Gebäude an der Horster Straße jahrzehntelang das „Haus Rohmann“ – noch heute ist das an der Seitenwand des Hauses zu lesen. 2006 übernahm der Gastronom Sergio Cabras die Gaststätte und wandelte sie zum italienischen Restaurant um, neben dem Haus entstand ein gläserner Wintergarten.

Diese italienischen Regionen bilden den Schwerpunkt auf der Speisekarte

Testessen im Restaurant „Vitali“ in Gelsenkirchen-Buer am 29.12.2024.
Ein Klassiker: das Thunfisch-Carpaccio als Vorspeise. © WAZ | Matthias Heselmann

In genau diesem Wintergarten dürfen wir an diesem Sonntagabend Platz nehmen. Das Ambiente ist gemütlich-elegant, geschmackvolle Beleuchtung taucht den gläsernen Raum in ein warmes Licht, kurz und gut: Man fühlt sich auf Anhieb wohl. An den Wänden hängen große Fotos, die Schalke-Spieler zeigen: Olaf Thon etwa, Raúl oder ein Doppelporträt von Julian Draxler und Sead Kolasinac – allesamt ehemalige Stammgäste.

Am Nachbartisch hat eine vielköpfige Familie gerade ihr Abendessen beendet, aber das trägt eher noch zur entspannten Atmosphäre bei. Ein Kellner kommt mit den Speisekarten, fragt nach ersten Getränkewünschen, bringt dann die Kreidetafel an den Tisch, auf denen die Tagesangebote stehen.

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Die Karte sorgt für die ersten „Ahs“ und „Ohs“ des Abends – und sie liefert schon einmal deutliche Hinweise darauf, für welche kulinarische Richtung man sich bei „Vitali“ entschieden hat. Denn genauso wenig wie es eine „typisch deutsche“ Küche gibt, gibt es eine „typisch italienische“ Küche: Dafür ist das Land zu groß, sind die Regionen zu vielfältig, von den Alpen im Norden bis zur mediterranen Küche mit arabischen und nordafrikanischen Einflüssen ganz im Süden. Im „Vitali“ liegt der Schwerpunkt auf der Mitte des Landes: Es dominieren Gerichte aus der Toskana und aus Sardinien.

Als Hauptspeise gibt es Kaninchenkeule

Testessen im Restaurant „Vitali“ in Gelsenkirchen-Buer am 29.12.2024.
Das Fleisch fällt zart vom Knochen: die Kaninchenkeule. © WAZ | Matthias Heselmann

Für die Vorspeise wählen wir einerseits einen Klassiker: Das Carpaccio vom Thunfisch kommt mit Kapern, Rucola und getrockneten Tomaten daher. Die Rucola-Blätter sind gabelfreundlich gehackt, das Dressing aus Öl und Essig ist ausgewogen und dezent – es gibt nichts auszusetzen. Für die andere Vorspeise komme ich auf die Empfehlung des Hauses zurück und entscheide mich für die toskanische Linsensuppe mit Wildschwein und Wintertrüffel. Nicht gerade ein Gericht, das einem als Erstes einfällt, wenn man an Italien denkt, aber dafür umso leckerer.

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Auch die Hauptspeise stammt von der Seite der Speisekarte, die mit „Unsere Empfehlung“ überschrieben ist: Ofenfrische Kaninchenkeule „sardischer“ Art mit Kapern und Oliven in Weißwein, dazu gibt es Kartoffeln und frisches Gemüse. Das Fleisch fällt zart vom Knochen, die Sauce ist gut abgeschmeckt, Oliven und Kapern geben dem Gericht das gewisse Extra. Auf dem anderen Teller: Hausgemachte Tagliatelle mit Dorade, Kapern, Oliven und Tomaten – auch dieses Essen findet Gefallen. Dazu kommt: Die Sorge, dass man nicht satt wird, ist unbegründet. Die Portionen sind reichlich, sodass die Frage nach der Dessertkarte mit einem zufriedenen Kopfschütteln beantwortet wird.

So gar nicht italienisch: Das steht auf der Mittagskarte

Auch die Weinkarte – schon fast eine Selbstverständlichkeit in einem „gehobenen“ italienischen Restaurant – kann sich sehen lassen. Apropos „gehoben“: Ein billiger Spaß ist das Essen bei „Vitali“ natürlich nicht. Unangemessen sind die Preise aber auch nicht, Qualität hat ihren Preis und soll ja auch ihren Preis haben.

Übrigens: Ganz will „Vitali“ bzw. „Haus Rohmann“ seine westfälischen Wurzeln dann doch nicht verleugnen. Beim Verlassen fällt uns die Tafel auf, die auf den Mittagstisch hinweist, den es im Restaurant auch gibt. Das Hauptgericht ist so wenig italienisch, wie man sich nur denken kann: Es gibt Sauerbraten.

Hinweis: Unsere Restaurantbeschreibungen basieren auf subjektiven Bewertungen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wir bezahlen unsere Rechnungen selbst und geben uns erst nach Begleichen der Rechnung als Tester zu erkennen

Dieser Text erschien zuerst am 30. Dezember 2024.