Gelsenkirchen-Buer. Spanplatte statt Glamour: Das denkmalgeschützte Filmpalast-Gebäude ist seit Jahren eine Baustelle. Und das wird noch länger so bleiben.

Die Schauburg in Buer gilt als Filmpalast mit einem der schönsten Kinosäle im gesamten Ruhrgebiet. Auch das 1929 errichtete Gebäude an der Horster Straße beeindruckt mit seiner expressionistischen Architektur und der Naturstein-Fassade in warmem Ockergelb - jedenfalls grundsätzlich. Denn aktuell dürfte es vielen Besucherinnen und Besuchern eher schwerfallen, beim Anblick der Immobilie ins Schwärmen zu geraten: Das Denkmal an der Kulturmeile erinnert in Teilen an eine Bretterbude. Und das wird wohl auch noch länger so bleiben.

Wo nach der Eröffnung vor 96 Jahren Opern-, Operetten- und Kinostars auftraten, wo berühmte Regisseure und Schauspieler ihre Filme präsentierten, wo tatsächlich immer wieder Glanz und Glamour herrschten und sogar für einige Kriegsjahre die Familie einer Platzanweiserin lebte, „ziert“ seit etlichen Monaten, unübersehbar, eine Spanplatte das Erdgeschoss der städtischen Immobilie. Zwischen dem Eingang zu den VHS-Räumlichkeiten im Obergeschoss und den Schaufenstern des Stadt-Büros für Bildung und Teilhabe verschließt sie offensichtlich ein Loch im einstigen Schaufenster - zum Ärger etlicher Bueranerinnen und Bueraner.

Gelsenkirchener ärgert verwahrloster Eindruck auf der Kulturmeile in Buer

„Das kann doch nicht sein, dass da seit Monaten nichts passiert, und das auf der so viel beworbenen Kulturmeile“, wundert sich etwa Günther Hiltrop, der regelmäßig an der „Baustelle“ vorbeispaziert. Gerade wenn Auswärtige die Schauburg besuchten oder sich den neu angelegten Walk of Fame anschauen wollten, hinterlasse der Anblick einen schlechten, geradezu verwahrlosten Eindruck. Manch anderer spricht gegenüber der Redaktion gar von der Anmutung einer Schrottimmobilie, die nur zu gut zum Image einer der ärmsten Städte Deutschlands passe. „Da muss man sich ja schämen“, schimpft eine Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Tatsächlich ist auch die Stadtverwaltung nicht glücklich mit dem äußeren Erscheinungsbild dieser ansonsten recht prominenten Ecke Buers, sagt auf Nachfrage Stadtsprecher Martin Schulmann. Im Moment seien ihr jedoch aufgrund der überraschend vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar die Hände gebunden, die längst beschlossene Fassaden-Sanierung auch zeitnah umzusetzen.

Stadtverwaltung begründet Verzögerungen auch mit Wahlen

Schauburg Gelsenkirchen-Buer wirkt wie eine Bretterbude
Ein Ärgernis für viele Bueranerinnen und Bueraner: Eine Spanplatte verdeckt ein Loch in einem Schaufenster des Schauburg-Gebäudes - seit vielen Monaten. © Günther Hiltrop | Günther Hiltrop

Im Außenbereich der Obergeschosse seien die Fassadenarbeiten in einem ersten Bauabschnitt Mitte November 2023 abgeschlossen worden. Rund sechs Monate benötigten die Handwerker für die Reinigungs-, Verfugungs- und Ausbesserungsarbeiten an dem vierstöckigen Gebäude.

„Der zweite Bauabschnitt im Erdgeschoss-Bereich sollte ursprünglich im ersten Quartal 2024 beginnen, die Fertigstellung war gegen Ende März 2024 vorgesehen“, teilt Schulmann mit. Dieser Zeitplan sei dann aber gleich aus mehreren Gründen durcheinander geraten.

Wegen der Bundestagswahl muss der Bauzeitplan erneut angepasst werden

So hätten die barrierefreien, zentralen Räumlichkeiten des städtischen Büros für Bildung und Teilhabe als Wahlscheinstelle zur Europawahl 2024 genutzt werden müssen. Außerdem habe sich die Erstellung der Ausführungsplanung verzögert, weil man sich umfangreich mit der Unteren Denkmalbehörde habe abstimmen müssen. Nicht zuletzt habe das Erdgeschoss noch auf Schadstoffe hin untersucht werden müssen. „Immerhin ist dabei nichts gefunden worden“, betont Schulmann.

Und: „Nun muss der Bauzeitplan erneut angepasst werden, weil das Ladenlokal für die Bundestagswahl im Februar als Wahlscheinstelle genutzt werden muss“, so der Stadtsprecher weiter. Vorgesehen gewesen sei nun ein Baustart Mitte Mai 2025. „Doch weil die Arbeiten wohl ein Dreivierteljahr dauern werden und sich diese Planung mit der Kommunalwahl am 14. September überschneidet, ist auch dieser Termin nicht zu halten.“

Gelsenkirchener Schauburg wird wohl erst Ende 2026 wieder „baustellenfrei“ sein

Realistisch betrachtet, müsse man wohl von einem Baustart im Frühjahr 2026 ausgehen, so dass die Schauburg - Stand heute - Ende nächsten Jahres „baustellenfrei“ sein werde. Ein alternativer Raum für die Wahlscheinstelle stehe nicht zur Verfügung, stellt er klar. Nur diese städtischen Räume erfüllten die besonderen Anforderungen. Diese müsse barrierefrei, als zentrale Anlaufstelle bekannt, mit dem ÖPNV gut erreichbar sein und räumlich an einen Backoffice-Bereich angebunden sein, in dem interne Verwaltungsarbeiten ohne Publikumsverkehr erledigt werden können.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.