Gelsenkirchen. Dieser aus TV und Radio bekannte Satiriker tritt am 18. Januar mit seinem Jahresrückblick in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche auf.

Florian Schroeder sitzt gerade in einem Hotelzimmer in Bremen, als wir ihn telefonisch erreichen. Dort bereitet er sich auf seinen Auftritt am Abend vor, um sein aktuelles Programm „Schluss jetzt!“ zu präsentieren. Mit diesem gewohnt bissigen und schonungslosen Jahresrückblick gastiert der beliebte Satiriker und Kabarettist am Samstag, 18. Januar, auch in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche. Grund genug, um sich im Vorfeld den Fragen von WAZ-Redakteur Thomas Richter zu stellen.

Herr Schroeder, wie blicken Sie auf das Jahr 2024 zurück?

Florian Schroeder: Ich würde es als ein Achsen-Jahr bezeichnen, das der Beginn einer Zeitenwende ist und in dem es tektonische Plattenverschiebungen gegeben hat. Denn nahezu zeitgleich haben viele Veränderungen von historischen Ausmaßen stattgefunden. Ich erinnere nur an den 6. November: Damit hat am Morgen mit dem neuerlichen Wahlsieg von Donald Trump auch in der größten und wichtigsten Demokratie des Westens das autoritäre Zeitalter begonnen. Und am selben Abend bricht dann noch unsere Ampel-Regierung zusammen – eine Regierung, die noch nach den Gesetzen des späten 20. Jahrhunderts agiert hat. Als Satiriker sieht man solche Katastrophen aber immer auch mit einem lachenden Auge. Denn es ist ja unser Job, diese aufzugreifen und zu verarbeiten.

Gilt das auch für den Nahost-Konflikt im Gaza-Streifen?

Ja, das war auch 2024 wieder ein bestimmendes Thema. Ich fand vor allem auffällig, wie viele angebliche Israel-Kritiker sich zu Wort gemeldet haben. Und propalästinensische Demonstranten. Beide einte ein offener Antisemitismus, der als Punk rüberkam, also als Akt des Pop-Widerstands.

Tritt nur in Anzug und mit Krawatte ins Scheinwerferlicht: Kabarettist und Satiriker Florian Schroeder.
Tritt nur in Anzug und mit Krawatte ins Scheinwerferlicht: Kabarettist und Satiriker Florian Schroeder. © Frank Eidel | Frank Eidel

Worauf werden Sie in Ihrem Jahresrückblick noch den Scheinwerfer richten?

Natürlich auch auf leichtere Themen. Etwa die Fußball-EM. Ich bin zwar kein richtiger Fan, aber bei großen Turnieren wie einer WM oder EM schaue ich bei den deutschen Spielen schon mal die letzten zehn Minuten. Und natürlich kommt auch Taylor Swift vor. Die habe ich bei einem Konzert in Hamburg live erlebt. Das war wirklich ein tolles Erlebnis mit einer Künstlerin, die zurecht so groß ist, wie sie ist.

Fußball-EM und Taylor Swift gab es 2024 ja auch hier in Gelsenkirchen.

Und das war von außen betrachtet besonders spannend: Erst haben einige englische Fans Gelsenkirchen als „Shithole“ weltweit negativ in die Schlagzeilen gebracht. Und kurz darauf sorgte die Umtaufe der Stadt in Swiftkirchen und die vielen positiven Fanrückmeldungen für eine 180-Grad-Wende in der öffentlichen Wahrnehmung. Das konnte so ja auch keiner erwarten.

Spielt die bevorstehende Bundestagswahl in Ihrem Programm auch eine Rolle?

Natürlich! Vor allem das neue Traumpaar Friedrich Merz und Markus Söder. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren sich die beiden noch spinnefeind. Und jetzt inszenieren sie sich als die harmonischsten Freunde. Für mich sind die die neuen Modern Talking. Aber Söder wechselt seine Meinungen ja bekanntlich häufiger als seine Unterwäsche. Deswegen glaube ich auch nicht, dass eine mögliche schwarz-grüne Bundesregierung an Söder und der CSU scheitern wird. Wenn es drauf ankommt und nicht anders geht, wird er schon eine passende Ausrede finden, warum eine solche Koalition das ist, was er eigentlich immer wollte.

Wie sammeln Sie eigentlich das Material für einen solchen Jahresrückblick?

Ich schreibe praktisch das ganze Jahr über mit. Denn Ereignisse sind dann am kraftvollsten, wenn man sie festhält, kurz nachdem sie geschehen sind. Nur so hält man die Lebendigkeit des Augenblicks fest. Ich schaue mir dann am Ende des Jahres alles an und sehe, was ich davon so noch gebrauchen kann, was ich umarbeiten muss und was sich einfach längst überholt hat und weg kann.

Und was kommt am Ende dabei heraus?

Ein knapp zweistündiges Programm! Material genug hatte ich für die dreifache Zeit, aber man muss sich auch von Themen trennen können. Dieses Rausschmeißen ist ein enorm wichtiger Prozess. Denn dadurch wird das Programm letztlich dichter und damit auch besser. Selbstverständlich aktualisiere ich auch im neuen Jahr weiter. Wenn ich also in Gelsenkirchen bin, werden schon aktuelle Themen aus dem Januar mit dabei sein. Das Jahr endet bei mir nicht am 31. Dezember, sondern dann, wenn die Tour endet.

Sind Sie schon oft in Gelsenkirchen aufgetreten?

Ja, bereits mehrmals in der „Kaue“. Jetzt bin ich aber zum ersten Mal in der Heilig-Kreuz-Kirche. Und ich bin schon sehr gespannt, schließlich genießt die bei uns in Künstlerkreisen einen sehr guten Ruf.

Karten für Florian Schroeders Auftritt am Samstag, 18. Januar, in der Ückendorfer Heilig-Kreuz-Kirche (Bochumer Straße 115) gibt es ab 35 Euro an der Tourist-Info im Hans-Sachs-Haus oder im Netz unter www.emschertainment.de.