Gelsenkirchen. Die Taylor-Swift-Konzerte im Juli bescherten Gelsenkirchen einen weltweiten Image-Gewinn. Wie tief man dafür in die Stadtkasse greifen musste.
Die drei Taylor-Swift-Konzerte im vergangenen Juli haben die Stadt Gelsenkirchen weltweit in ein positives Licht gerückt. Egal, ob auf Social-Media-Plattformen, Internetseiten oder in gedruckten Zeitungen und Zeitschriften: Überall fielen die Reaktionen von Fans und Berichterstattern gleichermaßen begeistert bis überschwänglich aus. Markus Schwardtmann, der Leiter des städtischen Referats Öffentlichkeitsarbeit, stellte eine ausführliche Nachbetrachtung im Kulturausschuss vor.
Allein 5,4 Millionen Nutzer auf den städtischen Internet-Portalen
„Egal ob die USA, Argentinien, Pakistan oder die Dominikanische Republik: In so gut wie jedem Land auf diesem Planeten, das den Vereinten Nationen angehört, haben dortige Medien über die Taylor-Swift-Auftritte bei uns in Gelsenkirchen berichtet“, erzählte Schwardtmann den Ausschussmitgliedern.
Allein die städtischen Internetseiten und -kanäle hätten in den Tagen rund um die drei Konzerte in der Schalker Arena insgesamt 5,4 Millionen Nutzer verzeichnet. Und die Videos, die anlässlich der provisorischen Umbenennung der Stadt in „Swiftkirchen“ veröffentlicht wurden, hätten allesamt sechsstellige Aufrufzahlen erzielt. All das, so Schwardtmann, seien „gigantische Werte, die kein anderes Ereignis in dieser Stadt zuvor erreichen konnte“. Selbst die kurz zuvor über die Bühne gegangene Fußball-EM in Gelsenkirchen nicht.
Swiftkirchen: Die „Mona Lisa unter den Ortseingangsschildern“
Der umdekorierte Meißner-Pavillon auf dem Heinrich-König-Platz in der Altstadt und die direkt daneben angesiedelte „Taylor Town“ hätten sich nicht nur als viel frequentierter Treffpunkt für die größtenteils weiblichen Fans erwiesen. Es seien auch die mit Abstand beliebtesten Selfie-Motive gewesen, so Schwardtmann. Er zitierte einen Artikel auf der Homepage der Stadt Köln, die dort schrieb: „Heute wären wir gern Gelsenkirchen...“ Und das knallgelbe „Swiftkirchen“-Schild, das an zahlreichen Stellen im Stadtgebiet als Dekoration aufgehängt wurde, erhielt von einem Autor die schöne Würdigung, die „Mona Lisa unter den Ortseingangsschildern“ zu sein.
In einem Interview mit der WAZ am Donnerstag räumte Schwardtmann auf Nachfrage ein, dass die städtische Wirtschaftsförderung, das Referat für Öffentlichkeitsarbeit und die Stadtmarketinggesellschaft gemeinsam insgesamt knapp 100.000 Euro für ihre Taylor-Swift-Aktivitäten investiert hätten. Von außen betrachtet: eine stattliche Summe. „Doch wenn man sieht, wie viele Kontakte dieses Investment uns beschert und wie positiv es weltweit auf das Image unserer Stadt eingezahlt hat, dann kann man nur sagen, dass wir genau richtig entschieden haben“, bilanzierte Schwardtmann.
Hotelkapazitäten in Gelsenkirchen waren blitzschnell erschöpft
Er räumte ein, dass bei Großereignissen wie diesen die Kapazität von rund 2000 Hotelbetten in dieser Stadt zu schnell erschöpft gewesen sei. Man habe aber mit Pop-up-Campingplätzen weitere 1700 Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Das Branding im gesamten Stadtgebiet mit Bannern, Fahnen, Plakaten und Pappaufstellern habe sich positiv auf die Grundstimmung der Besucher ausgewirkt. Doch auch der hiesige Einzelhandel und die Gastronomie in der Altstadt profitierten durch die verlängerten Aufenthaltszeiten der Fans.
Die Ruhr-Tourismus GmbH verbuchte ihrerseits für den Monat Juli ein Plus von fast 40 Prozent bei den Übernachtungen ausländischer Gäste in Gelsenkirchen. Über 200.000 Besucherinnen und Besucher hatten die drei Shows des Musik-Superstars in und vor der Arena miterlebt. Laut Veranstalter stammten rund 150.000 von ihnen aus dem Ausland und hätten eine Anreise von mehr als 100 Kilometern in Kauf genommen.
Zusätzliche Wertschöpfung von mindestens 44 Millionen Euro
Viele dieser Menschen übernachteten hier oder in der umliegenden Region, sie kauften ein, fuhren Bus oder Taxi. „Zusammen mit den Ausgaben der Tagesgäste gehen wir von einer zusätzlichen Wertschöpfung von mindestens 44 Millionen Euro aus“, erklärte Ruhr-Tourismus-Geschäftsführer Axel Biermann. „Hotels, Gastronomie und Einzelhandel haben von den Konzertbesuchern wirtschaftlich profitiert.“ Genau wie die Stadt Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet insgesamt.
Die Kulturausschuss-Mitglieder wollten von Schwardtmann wissen, was die Stadt aus den gesammelten Erfahrungen mitnehmen und für künftige Großveranstaltungen in der Arena übernehmen und nutzen würde. Wobei gleich mehrere Politiker wie etwa Christof Grossheim (SPD) anmerkten, dass Taylor Swift eine singuläre Erscheinung und das weltweite Interesse an ihr mit nichts zu vergleichen sei.
„So ein Aufwand ist für uns nicht beliebig oft wiederholbar“
Für Schwardtmann lautet mit Blick auf kommende Großereignisse, wie den angekündigten Auftritten von Pur, Helene Fischer oder Iron Maiden im kommenden Jahr, die allerwichtigste Frage: Was wollen die Fans? Das gelte es im Vorfeld mit dem jeweiligen Veranstalter abzustimmen. Wenn es ein Fanangebot in der Altstadt gebe, dann könnten sich auch deren Aufenthaltszeiten dort spürbar verlängern – mit oben geschilderten Folgen. „So ein Aufwand ist für uns aber nicht beliebig oft wiederholbar“, schränkten Schwardtmann und der ebenfalls anwesende Stadtkämmerer Luidger Wolterhoff mit Blick auf mögliche Kosten und die allgemeine Finanzlage ein.