Gelsenkirchen/Essen. Ein Mann aus Gelsenkirchen (44) prügelte einen Mitpatienten ins Koma. Er war „wie ferngesteuert“, als er seine Partnerin brutal verletzte.

Die Schläge trafen mit voller Wucht: Vor rund sechs Monaten hat ein psychisch kranker Mann aus Gelsenkirchen in einer Klinik einen Mitpatienten fast totgeschlagen. Jetzt ist sein Leben in Freiheit erst einmal vorbei. Das Essener Landgericht hat den 44-Jährigen auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen – zum Schutz der Allgemeinheit.

Das Leben des heute 44-Jährigen war nicht leicht. In der Schule wurde er nach eigenen Angaben gemobbt. Einmal hätten seine Mitschüler sogar seinen Namen an die Wand geschrieben – mit dem Zusatz: „Ausgang“.

Mehrfache Suizidversuche: „Ich wollte nicht mehr“

Der Beschuldigte, der in Österreich groß geworden ist, flüchtete sich in Alkohol und Drogen. Die ersten Anzeichen für Depressionen machten sich bemerkbar. Mit 31 folgte der erste von drei Suizidversuchen. „Ich wollte nicht mehr“, sagte der 44-Jährige im Prozess.

Im Sommer 2023 gab es dann aber noch einmal einen Lichtblick. Der Österreicher lernte über das Internet eine junge Mutter aus Gelsenkirchen kennen, zog schnell zu ihr. Der Neustart schien anfangs auch zu glücken.

Zunächst wurde es besser: Beschuldigter findet neue Liebe in Gelsenkirchen

„Man war verliebt“, sagte Richterin Dorothee Endriss bei der Urteilsbegründung der 17. Strafkammer des Essener Landgerichts. „Er kümmerte sich um ihr Kindergartenkind, sodass sie wieder arbeiten gehen konnte.“ Doch die psychischen Probleme waren nicht verschwunden. Es dauerte dann auch nur ein paar Monate, bis seiner Partnerin erste Veränderungen auffielen. Seine Medikamente hatte der 44-Jährige zu diesem Zeitpunkt bereits abgesetzt.

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„Er glaubte, dass ihn jemand umbringen will“, so Richterin Endriss. Bei einem Streit schlug er seiner Partnerin schließlich brutal vor den Kopf, schleifte sie anschließend zum Balkon. Dass er sie nicht hinuntergeworfen hat, war nur ihrer verzweifelten Gegenwehr zu verdanken.

„Er war wie ferngesteuerte“, sagte die Ex-Partnerin den Richtern. Später sei er wie ein „Zombie“ durch den strömenden Regen gelaufen.

Beschuldigter greift Patienten in der Klinik an „Der schlägt den tot“

Die Polizei hatte den 44-Jährigen nach weiteren Bedrohungen noch in derselben Nacht festgenommen. Er kam ins Krankenhaus, wo er sich zunächst auch ruhig verhielt. Bis zum nächsten Morgen. Dann schlug er aus dem Nichts heraus mit Fäusten auf einen Mitpatienten ein. Als sich eine Mitarbeiterin vor Gericht an die dramatischen Szenen erinnerte, liefen ihr die Tränen übers Gesicht. „Der schlägt den tot!“: Diese Worte hatte sie damals voller Entsetzen gerufen.

Der Mitpatient lag monatelang im Koma. Die Ärzte stellten ein Schädelhirntrauma und Hirnblutungen fest. Der Mann kann bis heute nicht wieder richtig sprechen. Eine klassische Bestrafung des Täters kam nicht in Betracht. Er galt zur Tatzeit als schuldunfähig.

+++ Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich an die Telefonseelsorge unter 0800/1110111 (kostenlos). Die Nummer ist rund um die Uhr besetzt. +++