Gelsenkirchen. Trotz jahrelanger Suche fehlt weiter ein Betreiber für Gelsenkirchens Tierfriedhof. Was nun passieren könnte, welche Lösung die Stadt ablehnt.
Was in anderen Städten rund um Gelsenkirchen längst Realität ist, wird in dieser Stadt wohl noch lange dauern – mehr noch: Dass der Tierfriedhof überhaupt kommt, ist mehr denn je völlig ungewiss. Das Vorhaben verzögert sich mittlerweile seit Jahren und es scheint, als würde es zu einer unendlichen Geschichte werden. Noch immer ist kein Betrieb gefunden, der auf der seit zwei Jahren vorbereiteten Fläche angrenzend an den Rotthauser Friedhof an der Schonnebecker Straße einen solchen Tierfriedhof betreiben möchte. Anscheinend bestehe „kein wirkliches Interesse“ an dem Vorhaben, beklagt der FDP-Ratsherr Christoph Klug im erneuten Gespräch mit der Redaktion.
Gelsenkirchener Tierfriedhof: Umsetzung und Bau sind weiterhin ungewiss
Auf Nachfrage erklärt Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne den aktuellen Stand: „Leider haben uns alle zunächst interessierten Unternehmen aus dem Bereich der Friedhofsgärtnerei und der Humanbestattung nach langer und intensiver Prüfung zurückgemeldet, dass sie als Betreiber schlussendlich doch nicht zur Verfügung stehen.“ Dies hätte laut Auskunft der Unternehmen sowohl wirtschaftliche als auch organisatorische Gründe, so Heyne weiter. „Weitere Interessensbekundungen liegen uns momentan nicht vor“, sagt Heyne auch. So wurde in der letzten Sitzung des Gelsendienste-Ausschuss mit der Politik vereinbart, nun ein Unternehmen anzusprechen, „welches die Kremierung von Tieren anbietet und in diesem Kontext Interesse an dem Betrieb eines Tierfriedhofs haben könnte“, erklärt Heyne.
Von Seiten der Stadttochter Gelsendienste bestehe ein Interesse vorrangig daran, den Tierfriedhof langfristig an einen Betreiber übergeben zu können, erklärte Stadtrat und Wirtschaftsförderungs-Dezernent Simon Nowack auf Nachfrage der WAZ. Kontakt habe es zu örtlichen und überörtlichen Bestattungsunternehmen, aber auch zu Tierbestattungsunternehmen gegeben – doch es war niemand darunter, der Interesse bekundet hatte.
Suche nach einem Tierfriedhof-Betreiber: Kein Interesse am Standort Gelsenkirchen
Nach der letzten Berichterstattung der WAZ vor einigen Monaten hatte sich noch ein weiterer Interessent gemeldet, mit dem es auch Gespräche gegeben habe, abschließend sei es aber nicht zu einer Einigung gekommen, berichtet Nowack weiter. Nowack nennt als Herausforderung: „Die echten Profis in diesem Bereich bieten einen Full Service an: von der Abholung der Tiere, über die Kremierung bis eben hin zur Organisation der Beerdigung und dann am Ende auch eben Grabpflege.“ Das sei durchaus recht aufwendig – „da braucht man eine gewisse Zahl an Tierbeerdigungen, damit sich das lohnt.“ Für lokale Firmen (darauf hatte man bei Gelsendienste eigentlich gehofft) sei das nicht infrage gekommen, und die überregionalen, großen Tierbestatter hätten bisher kein Interesse am Standort Gelsenkirchen gehabt, erklärt Simon Nowack.
Ganz klar räumt der Stadtrat auch ein: „Wir selbst machen es nicht, das können wir nicht anbieten, dass wir die gesamte Organisation übernehmen“, und Nowack meint damit die in der Vergangenheit von Teilen der Politik geforderte Übernahme des Tierfriedhofs durch Gelsendienste. Der Bereich der Friedhöfe sei sowieso schon „stark defizitär“, Gelsendienste könne demnach finanzwirtschaftlich kein weiteres Risiko eingehen.
Ähnlich unzufrieden wie ihr Ausschuss-Kollege Christoph Klug nach dem letzten Gelsendienste-Ausschuss zeigte sich auch Silke Ossowski (SPD). Sie könne sich eigentlich nicht vorstellen, dass an einem Betrieb gar kein Betreiber Interesse hat. Die Antworten, die die Politik im Ausschuss bekam, die seien ihr und anderen Vertretern „einfach zu wenig und zu holzschnittartig“ gewesen, kritisiert sie. Wenn die Menschen ihr geliebtes Tier beerdigen möchten, warum müssten derartige Hindernisse aufgebaut werden, fragt Silke Ossowski. Und sie fügt hinzu: „In anderen Städten gibt es das ja auch.“
In einer der nächsten Sitzungen des Gelsendienste-Ausschusses soll die unendliche Geschichte Tierfriedhof noch einmal auf die Tagesordnung gebracht werden, das kündigten Ossowski und Klug an.