Gelsenkirchen. Die Konzertreihe „Gelsenkirchen Barock“ lockt seit 2002 in die Bleckkirche nach Bismarck. Ensemble will um diesen Spielort kämpfen.

Wenn Ingo Negwer durch die Bleckkirche schlendert, wird ihm immer gleich ganz warm ums Herz. „Für alte Musik ist das einfach der optimale Raum. Er verfügt über eine tolle Akustik“, stimmt der Berufsmusiker eine wahre Lobeshymne an. Negwer kennt das älteste Gotteshaus der Stadt mit Sitz an der Bleckstraße in Bismarck schon seit langem – als bevorzugten Spielort für Konzerte von Convivium Musicum Gelsenkirchen.

Auf Musik der Renaissance und des Barock spezialisiert

Dieses Ensemble, das sich auf Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts spezialisiert hat, gibt es bereits seit 1989. Und neben Ulrich Schumacher ist Negwer eines von zwei noch verbliebenen Gründungsmitgliedern. Mehrere Dutzend Male sind sie seitdem bereits in der Bleckkirche aufgetreten. „Normal waren immer vier bis fünf Konzerte pro Jahr. In 2024 sind es aber nur noch zwei“, sagt Negwer, der im beruflichen Alltag als Leiter der Musikschule im hessischen Seligenstadt arbeitet und in Frankfurt lebt.

Ingo Negwer ist Gründungsmitglied von Convivium Musicum Gelsenkirchen. Im Hintergrund: die Bleckkirche in Bismarck, in der schon zahlreiche Konzerte des Ensembles stattgefunden haben.
Ingo Negwer ist Gründungsmitglied von Convivium Musicum Gelsenkirchen. Im Hintergrund: die Bleckkirche in Bismarck, in der schon zahlreiche Konzerte des Ensembles stattgefunden haben. © Thomas Richter | Thomas Richter

Seitdem Pastor Thomas Schöps in den Ruhestand gegangen sei, betont Negwer, sei die Zahl der kulturellen Aktivitäten in der Bleckkirche spürbar zurückgegangen. Mit Pastor Dieter Eilert von der Apostelgemeinde gebe es nun einen anderen verbindlichen und verlässlichen Ansprechpartner. Doch der Evangelische Kirchenkreis sucht nach wie vor eine Zukunftsperspektive für den markanten Backsteinbau. Sogar ein Verkauf des historischen Gebäudes wurde zuletzt nicht mehr ausgeschlossen. „Für uns wäre es schön, wenn die Kirche als Kultur-Spielort erhalten bleiben würde und wir dort wieder öfter auftreten könnten“, so Negwer.

Der Förderverein sucht dringend neue Unterstützer

Um dieses Vorhaben umzusetzen, braucht es aber nicht nur viel guten Willen, sondern auch Geld. „Die Stadt Gelsenkirchen hilft uns schon enorm, aber wir benötigen dringend weitere Unterstützer und Sponsoren“, sagt Negwer, der zudem im Förderverein „Gelsenkirchen Barock – Alte Musik im Ruhrgebiet“ das Amt des Geschäftsführers innehat. Wer Kontakt zum Förderverein aufnehmen möchte, erreicht diesen unter 0171 99 59 174 oder im Internet unter www.gelsenkirchen-barock.de.

Ulrich Schumacher (r.) spielt die Viola da Gamba, Ingo Negwer die Theorbe - ein gigantisches Zupfinstrument.
Ulrich Schumacher (r.) spielt die Viola da Gamba, Ingo Negwer die Theorbe - ein gigantisches Zupfinstrument. © U. Freitag

„Gelsenkirchen Barock“ ist auch der Name jener Konzertreihe, die 2002 ihre Premiere erlebte und seitdem fester Bestandteil des Kulturangebotes in dieser Stadt geworden ist. „Wir haben uns im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte ein treues Stammpublikum erarbeitet, das nicht nur aus Gelsenkirchen, sondern aus der gesamten Region kommt“, berichtet Negwer. Darunter seien natürlich deutlich mehr ältere Menschen. „Wir wollen aber ganz bewusst auch ein neues, jüngeres Publikum ansprechen“, sagt der im Haverkamp aufgewachsene Negwer.

Das Adventskonzert steigt am 22. Dezember in der Bleckkirche

Rund 100 Besucher passen bei Konzerten von Convivum Musicum in die Bleckkirche. Und beim bevorstehenden Adventskonzert am Sonntag, 22. Dezember, dürften die Plätze auf den Holzbänken wieder einmal gut gefüllt sein. Renata Grunwald (Sopran), Hagen-Goar Bornmann (Blockflöten), Heike Sierks und Ulrich Schumacher (Viola da Gamba), Lucius Rühl (Orgel) und Ingo Negwer (Theorbe) wollen ab 17 Uhr in dem gut einstündigen Konzert einige Werke von Stefano Bernardi, Girolamo Frescobaldi und Georg Philipp Telemann präsentieren. Karten sind für 15 Euro (ermäßigt: zehn) an der Abendkasse erhältlich.

Seine Konzertpläne für 2025 hat das Ensemble auch schon erarbeitet. Stand jetzt sollen dann auch erneut zwei Auftritte in der Bleckkirche dazugehören. Die genauen Nutzungspläne für das im Alltag derzeit geschlossene Gotteshaus stünden aber noch immer nicht fest, so Negwer. Die Zukunft sei somit ungewiss. „Wir würden es aber sehr bedauern, wenn diese besondere und geschichtsträchtige Kirche als Spielort komplett verlorenginge“, sagt Negwer. Und deshalb werde das Ensemble um den Fortbestand seiner Konzertreihe in Gelsenkirchen kämpfen.