Gelsenkirchen-Bismarck. Verzweifelt gesucht: Perspektiven für die evangelische Bleckkirche in Gelsenkirchen-Bismarck. Kirchenkreis schließt auch einen Verkauf nicht aus.

Als sie 1735 errichtet wurde, schimpften die Maurermeister fast schon unflätig: Die Bismarcker Bleckkirche sei „simpel und einfältig, fast wie ein Stall“. Mittlerweile gilt das älteste protestantische Gotteshaus Gelsenkirchens mit seinem berühmten Grimberger Altar als Schmuckstück. Trotzdem wird es den Status eines Sorgenkindes nicht so recht los. Denn auch zwei Jahre nach dem Abschied von Pfarrer Thomas Schöps fehlt dem Backsteinbau eine Zukunftsperspektive. So dringend sucht der Evangelische Kirchenkreis nach einer Nutzung, dass selbst ein Verkauf nicht ausgeschlossen wird.

Bald 30 Jahre ist es her, dass die unscheinbare Kirche gegenüber dem Haupteingang der Zoom Erlebniswelt innen und außen restauriert wurde. 1991 war sie wegen ihres maroden Zustands geschlossen worden. Rund 485.000 Euro investierte der Gesamtverband der Kirchengemeinden im Evangelischen Kirchenkreis in die Arbeiten (1992 bis 1996), darunter die Aufarbeitung von historischer Orgel und Uhrwerk sowie von hölzernen Emporen, Träger, Kanzel und Bänken im Langschiff. Besonders aufwendig gestaltete sich die Behebung der Bergschäden: Die gesamte Kirche wurde mit einer Stahlbetonarmierung untermauert und umfasst - 225.000 Euro wendete die RAG dafür auf.

Ein Investor wollte die Gelsenkirchener Bleckirche für eine Kaffeerösterei nutzen

Danach nutzte der Kirchenkreis das Gotteshaus 25 Jahre lang für übergemeindliche Stadtkirchen- und Kulturarbeit, für die Pfarrer Thomas Schöps als „Beauftragter für Kunst & Kultur“ zuständig war. Gut 18 Veranstaltungen organisierte er im Jahr. Bei seinem Abschied Ende 2022 bilanzierte er: Wohl 140.000 Besucherinnen und Besucher seien zu den Lesungen, Konzerten und Ausstellungen mit gut 9000 Künstlerinnen und Künstlern gekommen.

Und heute? Nagt der Zahn der Zeit erneut am 1964 erstmals renovierten Grimberger Altar, wie zuletzt beim Tag des offenen Denkmals besichtigt werden konnte. Die kleine Kirche an der Bleckstraße wird aktuell für Trauungen, Beerdigungen und Taufen geöffnet, zudem bestehe eine Nutzungsvereinbarung mit einer Roma-Gemeinde, die dort am Wochenende Gottesdienste feiere, so Jutta Pfeiffer. „Das läuft gut“, bewertet sie die Zusammenarbeit. Darüberhinausgehende Nutzungskonzepte, die seien aber derzeit nicht in Sicht.

Tag des offenen Denkmals in der Bleckkirche
Der Grimberger Altar in der Gelsenkirchener Bleckkirche - hier beim Tag des offenen Denkmals im September 2024 - wird in diesem Jahr 450 Jahre alt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Es gab eine Anfrage, die Bleckkirche für eine Kaffeerösterei zu nutzen. „Diese hatte sich aber schnell erledigt, weil sich das Gebäude dafür nicht eignet.“ Weitere Interessenten hätten sich nicht gemeldet.

Das Problem: Das Gotteshaus ist denkmalgeschützt, und auch unabhängig davon müsse ein Konzept so nachhaltig sein, dass es die Synode als Beschlussgremium des Kirchenkreises nicht nur inhaltlich, sondern auch wirtschaftlich überzeugt. Ist es doch die Synode, die grünes Licht geben muss - einerseits für die Nutzung durch einen entsprechenden Investor, andererseits aber auch für die Freigabe eines mittleren sechsstelligen Betrages, der für einen Umbau zurückgelegt wurde. Denkbar sei da etwa eine Nutzung für gastronomische oder kulturelle Zwecke, aber beides müsse sich nun einmal dauerhaft rentieren, so Jutta Pfeiffer weiter.

Evangelischer Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid schließt Verkauf der Bleckkirche nicht völlig aus

Denkverbote - etwa was eine Nutzung als Moschee angeht - gebe es nicht, sagt sie; es liege auch kein Unvereinbarkeitsbeschluss für bestimmte Nutzungen vor. „Wir sehen die Bleckkirche schon jetzt als interreligiösen Ort, dort über gemeinsame Feiern und Essen miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Insgesamt sei sich der Kirchenkreis jedoch seiner Verantwortung beim Umgang mit dem Glaubensort sehr bewusst.

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Einen Verkauf verfolge man bislang nicht. „Wir hoffen nach wie vor, dass wir einen Investor finden, der ein Konzept vorlegt, das zu einer Kirche passt.“ Völlig auszuschließen sei ein solcher Verkauf aber auch nicht, räumt die Sprecherin ein. „Wir denken in großer Offenheit über alles nach.“

Bis es eine neue Faktenlage gibt, soll das Gebäude weiterhin für besondere Anlässe geöffnet werden. Aber nicht nur: „Die Apostel-Kirchengemeinde möchte in der Bleckkirche gerne eine offene Kirche einrichten, die zwei-, dreimal in der Woche etwa für Zoobesucher oder andere Interessierte offensteht“, so die Kirchenkreis-Sprecherin.