Gelsenkirchen. SPD und CDU wollen in Gelsenkirchen die Kita-Gebühren abschaffen. Warum das für Familien am Ende keine gute Nachricht ist – Verwahrlosung droht!
SPD und CDU, die in Gelsenkirchen eine Koalition im Stadtrat und mit FDP und Grünen bei Haushaltsfragen ein Zweckbündnis bilden, haben ihre Anträge für den Haushalt 2025 vorgestellt. Bisweilen interessiert das nur Feinschmecker der Lokalpolitik. Denn in der Regel sind es meist nur einige Zehntausend Euro, die pro Antrag vorgesehen sind, weil der zu verteilende Teil des 1,4 Milliarden Euro schweren Etats mit zwei Millionen Euro vergleichsweise mickrig ausfällt. Der Rest geht vor allem für Pflichtausgaben wie Sozialleistungen drauf, die rund die Hälfte des Budgets ausmachen. Für viele wichtige oder wünschenswerte Themen bleibt in Gelsenkirchen schlicht kaum Geld.
Und jetzt wollen SPD und CDU der Stadtgesellschaft, vor allem aber Eltern und Kindern, noch Geld wegnehmen, obwohl die nächste Kinderbetreuungs-Katastrophe schon am Horizont zu sehen ist! Das mag auf den ersten Blick paradox klingen, weil ja Gebühren erlassen werden sollen. Letztendlich wird die Rechnung der Groko aber wohl nicht aufgehen und im Zweifel sogar schaden.
Millionengeschenk im Wahljahr 2025 könnte Familien teuer zu stehen kommen
Beide Parteien haben sich vor einigen Wochen noch darum gekabbelt, wer denn nun eigentlich zuerst die Idee hatte, die Kita-Gebühren abzuschaffen. Zunächst entschloss sich die SPD bei ihrem Unterbezirksparteitag Ende September dafür. Unmittelbar danach setzte die CDU noch einen darauf, weil sie die Gebühren für den Offenen Ganztag an Schulen (OGS) auch gleich mit abschaffen will, während die SPD am liebsten zusätzlich noch das Gehalt der Kita-Erzieherinnen und -Erzieher erhöhen will.
Unterm Strich macht das zusammen rund 8,2 Millionen Euro jährlich – Tendenz steigend! Geld, welches der Stadt dann an anderer Stelle fehlt. Zum Beispiel beim dringend nötigen und vorgeschriebenem Ausbau von OGS-Plätzen UND Räumen und dem entsprechenden Personalausbau. Und auch für den weiteren Ausbau von Kitaplätzen braucht Gelsenkirchen jeden Cent.
Schon jetzt gleicht die Betreuung in mancher Kita und mancher OGS einer Massenverwahrung der Kinder ohne echte Chance auf pädagogisch sinnvolle Arbeit. Längst schlagen Erzieherinnen und Betreuer allerorts Alarm. Das System braucht mehr Geld. Ein Stadt-Etat, dem jedes Jahr mindestens acht Millionen Euro fehlen werden, ist da keine Hilfe.
- Gelsenkirchens Millionen-Versprechen für 2025 ist kaum Thema
- So viele Gelsenkirchener wollen jetzt ihr Geschlecht ändern
- „Alarmierend“: Darum explodieren Gelsenkirchens Sozialkosten
- Gelsenkirchens Plan: Wohin fließen 1,4 Milliarden Euro?
- Kraftakt: Gelsenkirchen muss 7000 Ganztagsplätze schaffen
Die Hoffnung von SPD und CDU, dass im Gegenzug gut situierte Familien nach Gelsenkirchen ziehen könnten, wenn hier keine Kita- und OGS-Gebühren erhoben werden, ist sehr weit hergeholt. Daran glauben selbst in den beiden Parteien wohl nur die wenigsten.
Ein ausreichendes Angebot an Kita- und OGS-Plätzen, das den Bedürfnissen der Familien und der Erzieher und Betreuer ernsthaft gerecht wird, sollte auch für SPD und CDU Priorität haben. Dafür sollte die Groko sich einsetzen und weniger um Millionengeschenke ohne echten Mehrwert pünktlich zum Wahljahr 2025. Denn schon heute ist es so, dass ohnehin die allermeisten Familien von den Gebühren befreit sind.