Gelsenkirchen. Musiktheater, Zoo und Schwimmbäder: Ohne Subventionen durch Steuerzahler wären Eintrittskarten unerschwinglich. Das müssten Tickets kosten.

Kultur und Freizeit sind wertvoll – und teuer: Wer etwa eine Oper in Deutschland besucht, der zahlt dafür durchschnittlich 40 Euro. Die tatsächlichen Kosten liegen pro Person und Vorstellung aber bei rund 250 Euro. Für die Differenz kommt die öffentliche Hand in Form von Subventionen auf. Bei jeder Vorstellung legt der Staat also auf jeden Sitzplatz ein 210 Euro teures Geschenk – finanziert aus Steuermitteln. Da stellt sich die Frage, wie viel legt die Stadt Gelsenkirchen eigentlich aus ihrem Haushalt pro Ticket darauf? Was würde der Eintritt in eines der städtischen Bäder, in den Zoo und das Musiktheater eigentlich kosten?

„Leider lassen sich diese Fragen aus Sicht der Stadtverwaltung nicht so ohne weiteres beantworten“, erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann, liefert aber ein paar Zahlen, die eine Annäherung erlauben.

Gelsenkirchen zahlt dieses Jahr 16 Millionen Euro für das Musiktheater im Revier - allein an Betriebskostenzuschuss

„Was wir sicher beantworten können, ist die Summe, die im städtischen Haushalt als Betriebskostenzuschuss für die genannten Einrichtungen ausgewiesen ist. Diese Summe lässt sich aber nicht umrechnen auf die Subventionierung der einzelnen Eintrittskarte“, sagt Schulmann. Schließlich seien beispielsweise die kommunalen Bäder nicht nur für den öffentlichen Badebetrieb da, sondern auch von großer Bedeutung für die Sicherstellung des Schulschwimmens und den Vereinsschwimmsport – „und das in erheblichem Umfang“, so der Stadtsprecher.

Grundsätzlich ähnlich, wenngleich nicht in diesem Umfang, verhalte es sich mit dem Musiktheater im Revier. Auch diese wichtige Kultureinrichtung der Stadt habe nicht nur den Zweck, öffentliche Konzerte und Schauspiel zu zeigen, „sondern erfüllt darüber hinaus wesentliche – nicht zu monetarisierende – Aufgaben im Bereich kultureller Bildung und Theaterpädagogik“. Das MiR sei außerdem ein Imageträger für Gelsenkirchen und nicht zuletzt auch „ein kunsthistorisches und baukulturelles Erbe und Alleinstellungsmerkmal“, unterstreicht Martin Schulmann. Auch die Instandhaltung verursache nun mal Kosten, die nicht so ohne weiteres auf den öffentlichen Konzertbetrieb umgelegt werden könnten.

Das Musiktheater im Revier ist fraglos ein Schmuckstück in und für Gelsenkirchen. Der Betrieb kostet die Steuerzahler aber auch jedes Jahr eine beträchtliche Summe.
Das Musiktheater im Revier ist fraglos ein Schmuckstück in und für Gelsenkirchen. Der Betrieb kostet die Steuerzahler aber auch jedes Jahr eine beträchtliche Summe. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Unterm Strich heißt es aus dem Hans-Sachs-Haus zu der Ursprungsfrage: In der Spielzeit 2023/24 habe die Musiktheater im Revier GmbH von der Stadt Gelsenkirchen einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 16,25 Millionen erhalten. Allein um diesen Betrag auszugleichen, hätten die zuletzt im MiR pro Jahr gezählten rund 90.000 Besucherinnen und Besuchern etwa 180 Euro mehr pro Besuch zahlen müssen.

Tatsächlich kommt aber noch eine beträchtliche Summe oben drauf, die die Stadt an das Theater zahlt, etwa für ihren Anteil an der Neuen Philharmonie Westfalen, für den Gebäudeunterhalt, für Strom, Heizung und Hausmeister. Zahlen hat die Stadt Gelsenkirchen dazu zwar nicht genannt, klar ist aber, dass zu den 16,25 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss weitere Millionen dazukommen.

Bei Bädern und Zoo fehlen Millionen in Gelsenkirchen - so viel müssten Tickets kosten, um Fehlbetrag auszugleichen

Für den Betrieb der Zoom Erlebniswelt, den Betrieb des Sportparadieses und der anderen Bäder zahlt die Stadt Gelsenkirchen der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH keine laufenden Betriebskostenzuschüsse, betont Stadtsprecher Schulmann deutlich. Lediglich die Betriebskosten der Traglufthalle im Sportparadies, die wegen des Wegfalls des Zentralbades nötig ist, werden der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH durch die Stadt erstattet. Die Erstattung belief sich im Jahr 2023 auf knapp 323.300 Euro.

Hinter den Kulissen: Nachtwächter im Zoo Gelsenkirchen

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    Am Ende können sich aber in Gelsenkirchen – genauso wie in anderen Städten auch – weder Zoo noch Bäder selbst kostendeckend betreiben. Für den Bereich der Zoom Erlebniswelt wird für das laufende Geschäftsjahr ein Fehlbedarf in Höhe von rund fünf Millionen Euro prognostiziert. Würde man diesen Betrag auf die rund 786.900 Besucherinnen und Besucher im Jahr umlegen, müssten die Tickets noch einmal rund 6,35 Euro teurer werden. In den Wintermonaten kostet der Eintritt für Erwachsene bisher 15,50 Euro Kinder (4 bis 12 Jahre) 10,50 Euro, in den warmen Monaten 21,50 und 14 Euro.

    Der Fehlbedarf für den Bereich Sportparadies/Bäder wird sich in diesem Jahr voraussichtlich auf etwa sechs Millionen Euro belaufen. Damit sich die Bäder in Buer, Horst und das Jahnbad allein refinanzieren können, müsste es gemessen an den Besucherzahlen der vergangenen Jahre auf jede Eintrittskarte noch einen Zuschlag von 25 Euro geben. Beim Sportparadies wären es sogar 43 Euro, die auf jedes Ticket hinzukommen müssten.

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    Dann ist da auch noch die Emschertainment GmbH, die ihrerseits auf ein sehr gutes Geschäftsjahr 2023 zurückblickt. Mit mehr als 138 Veranstaltungen liegt die Menge der Events sogar über den Vor-Corona-Zahlen, was damit zusammenhängt, dass 2023 der neue Spielort – die Heilig-Kreuz-Kirche – erstmals vollumfänglich genutzt werden konnte. Das Unternehmen verzeichnete einen Verlust von 0,8 Millionen Euro, der im Rahmen eines Ergebnisabführungsvertrages durch die Gesellschafterin ausgeglichen wurde. Die Umsätze beliefen sich auf 1,3 Millionen Euro. 

    Alles in allem ist der Anteil für Kultur und Bäder am städtischen Haushalt in Gelsenkirchen, aber trotz der defizitären Einrichtungen, nicht besonders groß, bedenkt man, dass allein fast jeder zweite Euro des 1,4 Milliarden Euro schweren Etats für Transferausgaben draufgeht.