Gelsenkirchen. Luke Mockridge sollte Ende Oktober zweimal in Gelsenkirchen spielen. Nach seinen „Witzen“ über Paralympics-Athleten handelt Emschertainment.
„,FUNNY TIMES‘ verspricht eine gute Zeit und die Erkenntnis, dass dir am Ende niemand danken wird, wenn du stets empört und ernst durchs Leben gelaufen bist, anstatt es zu genießen!“ - mit diesen Worten werden Luke Mockridges neue Tour und damit auch seine beiden Shows in Gelsenkirchen am 25. und 26. Oktober in der Kaue angekündigt. Die Erkenntnis nach Mockridges jüngsten „Witzen“ gegen Paralympics-Athleten dagegen ist eher, dass manche Aussagen wohl zu geschmacklos sind, um nicht darüber empört zu sein. Der Sender Sat.1 hat Mockridges für den 12. September geplante Show „Was ist in der Box?“ bereits gestrichen. Und nun zieht auch Emschertainment in Gelsenkirchen Konsequenzen.
Emschertainment streicht Mockridge-Shows in Gelsenkirchen ersatzlos
Wie die Stadtwerke-Tochter jetzt mitteilte, werden die beiden ausverkauften Shows Ende Oktober ersatzlos gestrichen. Man habe mit „großer Irritation und Bestürzung“ die Äußerungen des 35-jährigen Comedian zum Thema Paralympics und Menschen mit Behinderung zur Kenntnis genommen. Die öffentlichen Statements, zu denen sich Mockridge habe hinreißen lassen, „machen uns sprachlos“, so der Gelsenkirchener Veranstalter. „Es mangelt Luke Mockridge offensichtlich an jeglicher Demut gegenüber der Leistung der Paralympioniken und an Respekt gegenüber Menschen mit Behinderungen jeglicher Art. Wir empfinden seine Äußerungen als menschenverachtend und beschämend“, heißt es in der Stellungnahme.
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„Um die Rufschädigung sowie jeglichen anderen Schaden“ von Emschertainment fernzuhalten, habe man beschlossen, die Shows im Oktober abzusagen. Luke Mockridges Äußerungen seien „in keiner Weise“ mit den Werten des Unternehmens vereinbar. „Satire darf alles, Dummheit und Geschmacklosigkeit aber nicht. Das sollte man sehr deutlich voneinander unterscheiden“, sagte Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox.
Kunden, die Karten für eine der beiden Veranstaltungen erworben haben, können diese laut Emschertainment „ab dem 10. September 2024 an den Stellen zurückgeben, an denen sie käuflich erworben wurden.“
Die Gags der Empörung im Originalzitat: Das hat Luke Mockridge gesagt
Was war eigentlich passiert? Mockridge war bereits am 15. August im Video-Podcast „Die Deutschen“ zu Gast, aber Aussagen aus dem Gespräch haben erst jetzt für Wirbel gesorgt.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde fangen er und die Hosts Nizar Akremi und Shayan Garcia in der Podcast-Folge an, über die Paralympics zu sprechen. Nachdem sich Akremi über Menschen mit Dysmelie lustig macht und nachahmt, wie Menschen schwimmen, die verkürzte Gliedmaßen haben, sagt Mockridge: „Es gibt Menschen ohne Arme und Beine, die wirft man ins Becken.“ Akremi fragt dann: „Aber dann ertrinken die doch?“ Mockridge erwidert: „Wer als letzter ertrinkt, hat gewonnen.“ Die Gastgeber finden das so witzig, dass sie sich lachend in ihren Sesseln biegen und mit den Füßen stampfen.
Im Video sagt Mockridge auch: „Ich rede auch über die Paralympics bei meiner Show. Ich finde das mega, das ist ein tolles Event für Inklusion. Aber der erste, der die Idee hatte - das ist schon abgefahren, oder? Der erste, der gesagt hat: Du kennst doch die Olympischen Spiele? Ich habe eine ähnliche Idee: Ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land, oder? Sollen wir mal gucken, wer Schnellere hat? [...] Diese Idee ist wild, Alter!“
Luke Mockridge hat sich für seine Gags entschuldigt
Nach dem ersten Aufschrei an diesem Wochenende hatte er sich öffentlich auf Instagram entschuldigt und schrieb: „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen, besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele.“ Er habe bei der Arbeit mit behinderten Menschen „immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt“. Dass es ihm nicht gelungen sei, diesen Humor selbst richtig zu vermitteln, tue ihm leid.
Besonders gut angekommen ist die Entschuldigung in der Öffentlichkeit bislang nicht. „Sie wirkt halbherzig und ist vermutlich aus blanker Not erfolgt“, meint auch Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox. Gerade mit Blick auf die Aufregung, die um Luke Mockridge in den vergangenen Jahren bereits geherrscht hatte, hätte man „mehr Sensibilität“ von ihm erwarten können.
Worauf Hasenkox anspielt: Mockridge steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Mit der Sat.1-Show „Was ist in der Box?“ wollte er eigentlich sein TV-Comeback als Moderator nach rund drei Jahren feiern. Mockridge war länger aus dem Rampenlicht verschwunden, weil seine ehemalige Partnerin Ines Anioli im September 2021 schwere Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen ihn erhoben hatte. Mockridge wies die Anschuldigungen zurück, die Staatsanwaltschaft Köln stellte das Verfahren ein. Öffentlich räumte Mockridge jedoch ein, grundsätzliches Fehlverhalten gegenüber Frauen an den Tag gelegt zu haben. „Ich hatte eine fast sportliche Motivation, Frauen aufzureißen“, räumte Mockridge gegenüber dem „Stern“ ein. „Ich war ein Arschloch, und das tut mir leid.“