Gelsenkirchen. Projekt des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen mit Klima-Preis ausgezeichnet: Regenwasser landet künftig nicht mehr in der Kanalisation.

Wo das blau-weiße Holzschild seinen endgültigen Platz finden wird, das weiß Heiner Montanus schon ganz genau. „Wir werden es hierhin hängen“, sagte der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und deutete auf eine gut sichtbare Ecke im Eingangbereich der Bleckkirche. Dieses Gotteshaus in Bismarck und der Kirchenkreis wurden am Donnerstag mit dem „Wasser-Zeichen“ ausgezeichnet. Das ist ein Preis, den die Zukunfstinitiative Klima-Werk verleiht und damit den nachhaltigen Umgang mit Regenwasser belohnt.

Der Preis „Wasser-Zeichen“ wurde schon weit über 100 Mal verliehen

Zu besagter Initiative gehören neben der Emschergenossenschaft auch 17 Kommunen aus der Region, darunter eben auch Gelsenkirchen. Gemeinsam haben sie in den vergangenen Jahren bereits weit über 100 Mal das „Wasser-Zeichen“ verliehen. „Insgesamt haben wir in diesem Zeitraum aber bereits rund 500 Projekte zur naturnahen Regenwasser-Bewirtschaftung umgesetzt. Und eigentlich hätten sie alle diese Auszeichnung verdient gehabt“, betonte Andrea Rickers aus dem Sprecher-Team der Emschergenossenschaft.

Den Preis „Wasser-Zeichen“ erhielt Superintendent Heiner Montanus (l.) aus den Händen von (v. l.) Sascha Potrafke, Andreas Giga und Tobias Unterbäumer an der Gelsenkirchener Bleckkirche.
Den Preis „Wasser-Zeichen“ erhielt Superintendent Heiner Montanus (l.) aus den Händen von (v. l.) Sascha Potrafke, Andreas Giga und Tobias Unterbäumer an der Gelsenkirchener Bleckkirche. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Ziel dieses Projektes ist es, auch Gelsenkirchen in eine so genannte „Schwammstadt“ zu verwandeln. Soll heißen: Das Regenwasser solle mithilfe gezielter Maßnahmen nicht mehr in die Kanalisation und von dort vermengt mit dem Schmutzwasser in Richtung Kläranlage fließen. Nein, stattdessen soll es dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden. Das sei gerade in den zugebauten Revier-Großstädten mit den vielen versiegelten Flächen zwingend vonnöten, betonte Andreas Giga von der Initiative Klima-Werk.

In zwei großflächigen Mulden kann sich das Regenwasser künftig sammeln

Und was wurde an der Bleckkirche nun konkret verändert? Das Regenwasser, das sonst auf dem Dach des im Jahre 1735 erbauten Gebäudes und dem umliegenden Grundstück gelandet und von dort in die Kanalisation geflossen wäre, wird nun auf eine umliegende Grünfläche geleitet. Dort wurden zwei großflächige Mulden und unter der Erdoberfläche auch noch einige Rigolen angelegt, die künftig als Überflutungsflächen dienen. Das Regenwasser kann sich dort sammeln und nach und nach ins Erdreich versickern.

„Wir haben neun Monate Arbeit in die Planung und Umsetzung des Vorhabens gesteckt“, sagt Sascha Potrafke, der für die Liegenschaften des Kirchenkreises zuständige Architekt. Rund 45.000 Euro wurden insgesamt investiert, 20.000 davon steuerte die Emschergenosenschaft als Förderung bei. Weitere Liegenschaften des Kirchenkreises sollen nun daraufhin untersucht werden, ob vergleichbare Maßnahmen dort auch möglich sind. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, etwas zum Schwammstadt-Projekt beizutragen“, so Potrafke.

Stadt Gelsenkirchen stellt für das Projekt eine Grünfläche zur Verfügung

Ein Teil des Geländes, das nun als Auffangfläche fürs Regenwasser dient, ist in Besitz der Stadt Gelsenkirchen. Diese stellte die öffentliche Grünfläche dem Kirchenkreis für die neue Nutzung zur Verfügung. „Wir unterstützen das Projekt und alle Menschen, die sich dafür engagieren wollen“, sagte Tobias Unterbäumer, der zuständige Sachgebietsleiter bei der AGG Gelsenkanal.

Zurück zum großen Thema Klimawandel: Natürlich habe eine solche Einzelmaßnahme nur einen überschaubaren Effekt, räumte Andreas Giga ein. Aber viele kleine Puzzleteilchen würden irgendwann ein stimmiges Gesamtbild ergeben. „Und wir hoffen, dass Preisverleihungen wie diese einen gewissen Nachahmungseffekt bei anderen Immobilien- und Grundstückseigentümern auslösen“, so Giga.

Hausbesitzer können bares Geld sparen

Die positiven Auswirkungen des „Schwammstadt“-Ausbaus lägen auf der Hand: Die Kanalisation werde im Falle von Starkregen-Ereignissen entlastet, mehr Feinstaub könne gebunden werden, die Umgebung werde besser gekühlt und es sei ein Beitrag zur Stärkung der Biodiversität. „Zudem ist es für alle Grundstückseigentümer aber auch eine Möglichkeit zum Sparen“, betonte Giga. Denn für Regenwasser, das nicht in der Kanalisation landet, müssten auch keine Abwassergebühren bezahlt werden.

Kontakt und Förderinfos unter: www.klima-werk.de.