Gelsenkirchen. Zum Gelsenkirchener Auftakt des Krimi-Festivals „Mord am Hellweg“ las der Berliner Erfolgsautor Max Bentow im Traditionskino „Schauburg“.

Blut, überall Blut: Eine Frau liegt grausam massakriert in einem Baumhaus, mit durchgeschnittener Kehle und abgehackten Händen. Da gruselt es selbst die abgebrühten Kriminalkommissare. Und den Zuhörerinnen und Zuhörern läuft es eiskalt den Rücken herunter. Es werden wieder die Messer gewetzt, die Giftspritzen aufgezogen und die Revolver geladen: Das international größte Krimi-Festival „Mord am Hellweg“ macht wieder Station in Gelsenkirchen.

Furioser Auftakt mit dem Bestseller-Autor Max Bentow

Zum furiosen Auftakt gastierte der prominente Bestseller-Autor Max Bentow am Dienstagabend im bestens besetzten Kinosaal „Lux“ der „Schauburg“ in Buer. Der 58-jährige Berliner las aus seinem erst kürzlich erschienenen Psycho-Thriller „Eulenschrei“ rund um den Ermittler Nils Trojan. Begrüßt wurde der Schriftsteller von Herbert Knorr, dem Gelsenkirchener Gründer des mordsmäßig erfolgreichen Festivals. Es findet inzwischen zum elften Mal an besonders schönen und interessanten Stätten im Revier statt. In Gelsenkirchen unterstützen auch diesmal wieder die Stadtbibliothek und ihr Förderverein das Projekt.

Gut besucht war die Lesung von Erfolgsautor Max Bentow in Gelsenkirchen.
Gut besucht war die Lesung von Erfolgsautor Max Bentow in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Herbert Knorr, ebenfalls als Krimi-Autor unterwegs, ließ Bentow über Werk und Vita seiner Erfolgsromane plaudern, seine literarischen Charaktere vorstellen, bevor es dann mitten hinein ging in die Gänsehaut-Alpträume mit weit mehr als nur einer Leiche.

Nach der Pause präsentiert Bentow seinen Gelsenkirchener Kurzkrimi

Besonders spannend geriet der Abend fürs heimische Publikum nach der Pause. Denn da präsentierte der Autor seinen in dieser Stadt recherchierten und verorteten Kurzkrimi „Das Messer von Gelsenkirchen“. Ein melancholisches, tragisch-trauriges Stück, auch ein Spiel mit Revier-Klischees und aktuellen gesellschaftlichen Problemen.

Max Bentow bekannte nach seinen Studien vor Ort: „Es war interessant, sich auf diese Stadt einzulassen.“ Seine Idee: „Ich wollte eine Geschichte schreiben, die etwas mit Fußball und mit Bergbau zu tun hat.“ Mancher im Publikum schmunzelte, lauschte dann aber einem Krimi, dessen eigentliches Thema weder Kicker noch Kumpel sind.

Gelsenkirchen-Krimi war eine Auftragsarbeit

Denn im Mittelpunkt steht Konrad, der seinen sterbenskranken Vater im Zechenhaus in Hassel besucht und hier mit einem bösen Kindheitstrauma konfrontiert wird. Lokale Schauplätze tauchen auf: der Hauptbahnhof, Schloss Berge oder die Cranger Straße in Erle. Wem es am Ende warum an den Kragen geht, sei hier nicht verraten.

Mord auf Bestellung: Der Gelsenkirchen-Krimi entstand als Auftragsarbeit für die Festival-Anthologie voller fieser Fantasien. Die bereits elfte Sammlung von Erzählungen hochkarätiger Autorinnen und Autoren trägt den Titel „Verbrechen nebenan“. Geschehen in Hassel zum Beispiel. Für einen unfreiwilligen Sturm an Gelächter und Gekicher sorgte der Mann aus Kreuzberg mit der Aussage: „Es ist hier in Gelsenkirchen so spannend wie in Berlin-Neukölln.“

Eine Stimme, die für reichlich Stimmung sorgte

Dass Thriller-Star Bentow in seinem beruflichen Werdegang zunächst eine Ausbildung als Schauspieler absolviert hat („Ich wollte immer Schriftsteller werden, aber zunächst was Vernünftiges lernen“), kommt ihm und seinem Publikum nun hörbar zugute. Der Autor las mit sonorer, unaufgeregter Stimme, passte den Rhythmus nur leicht ans jeweilige Geschehen an, veränderte die Stimmlage je nach Figur minimal. Aufs Schauspielern konnte er komplett verzichten, die Hände blieben stets am Buch. Eine Stimme, die für unheimliche Stimmung und am Ende für viel Applaus sorgte.

Wie sehr die Leserschaft die Krimis von Bentow schätzt, dokumentierten der dicht umlagerte Bücherstand der Buchhandlung Kottmann im Kino-Foyer und die nicht enden wollende Schlange vor dem Signiertisch in der Pause und nach der Veranstaltung.

So geht‘s bei „Mord am Hellweg“ weiter

Europas größtes Krimifestival serviert noch bis zum 8. November über 150 Veranstaltungen in 19 Städten. In Gelsenkirchen geht es am Samstag, 28. September, um 19 Uhr in der Stadtteilbibliothek am Schloss Horst weiter. Unter dem Titel „Westfalen trifft Hamburg“ lesen Angelique und Andreas Kästner und Lucie Flebbe. Ein prominenter Autor gastiert mit Friedrich Ani am 4. Oktober um 19.30 Uhr in der Glashalle von Schloss Horst.

Karten: Stadtbibliothek an der Ebertstraße 19 (0209 169 28 19) oder Stadtbibliothek Buer an der Hochstraße 40-44 (0209 169 43 78). Infos: www.mordamhellweg.de.