Gelsenkirchen. Die Urologie am Bergmannsheil Gelsenkirchen soll schließen. Neben Patienten kritisieren nun auch Ärzte des Urologiezentrums nebenan die Pläne.

Die Urologie am Bergmannsheil Buer soll nach den Plänen der NRW-Klinikreform geschlossen werden, in Gelsenkirchen steht dann nur noch die Urologie am Marienhospital in Ückendorf zur Verfügung. Das beklagen nicht nur betroffene Patienten aus dem Stadtnorden, sondern auch die Mediziner des Urologiezentrums des am Bergmannsheil angegliederten Medical Center am Ehrenmal. Auf 360 Quadratmetern praktizieren hier fünf Ärzte, Tür an Tür mit der Urologischen Ambulanz des Bergmannsheil. Tür an Tür – das ist wörtlich zu nehmen: Es gibt eine Verbindungstür zwischen Praxis und Ambulanz. Doch damit soll ab Januar 2025 Schluss sein.

Zentrum an der Klinik angedockt, um ambulante und stationäre Behandlung zu verzahnen

„Wir haben 2006 zwei eigenständige Praxen aus der Buerschen City herausgezogen und hier zusammengelegt, mit vier Medizinern, eine halbe Million Euro investiert, um die allseits erwünschte und auch sinnvolle Verzahnung von ambulanter und stationärer Behandlung zu fördern“, erinnert Praxisgründer Thomas Peiler. Das Zentrum ist privater Mieter der Praxisräume im Medical Center, das der Knappschaft – dem Träger des Bergmannsheil Buer – gehört. Die mittlerweile fünf Ärzte sind alle Knappschaftsärzte und als solche eigentlich „motiviert, die Strukturen der Knappschaft zu nutzen“.

„Als wir uns hier niedergelassen haben, hat der damalige Chefarzt der Urologie, Dr. Stephan Miller, seine Ambulanz eigens hierhin verlegt, um die Kooperation noch direkter zu gestalten“, erinnert Peiler. Das mittlerweile verjüngte Team – nur Gründer Thomas Peiler ist noch dabei – hat die Zusammenarbeit seither intensiviert. Der Chefarztwechsel am Bergmannsheil erfolgte unglücklicherweise in der Corona-Zeit. Nach einem pandemiebedingten Tief habe der Nachfolger, Dr. Alexander Göll, jedoch die Kooperation neu aufgebaut und auch wieder intensiviert, versichert Dr. Thorsten Schiwy. Er und sein Praxiskollege Dr. Christian Kories operieren Patienten auch selbst an einem Tag der Woche in der benachbarten Klinik.

Bedenken bei Notfällen: Krankentransporte sind schon jetzt überlastet

Das dürfte in Zukunft nicht mehr möglich sein. „Es müssten zu viele Spezial-Instrumente vorgehalten werden“, erklärt Dr. Schiwy. „Wir haben keine Bedenken, deshalb weniger Patienten zu bekommen. Aber wir haben Bedenken, was die stationäre Versorgung im Stadtnorden angeht. Die Wartezeit auf elektive Operationen (Eingriffe ohne hohen Zeitdruck, die Red.) ist schon jetzt lang und wird nun sicher noch länger“, hat Thomas Peiler festgestellt.

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Wenn hier ein Patient mit einer Nierenkolik zu uns kommt und dann per Krankentransport in den Stadtsüden oder in umliegende Kliniken gebracht werden muss, dann kann die Wartezeit für einen Patienten mit starken Schmerzen schon sehr lang werden. Das Krankentransportsystem ist ja jetzt schon überlastet“, ergänzt Kollege Dr. Christian Kories. „Wir sind außerdem eine der wenigen Praxen in Deutschland, die noch ambulante Chemo- und Immuntherapien anbieten, was für Patienten viele Vorteile bietet. Unsere Mitarbeiter haben onkologische Zusatzschulungen, und wir sind einer der größten ambulanten Urologiestandorte in Deutschland“, nennt Schiwy weitere Argumente für die Anbindung an den Klinikstandort.

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Das Team glaubt zudem nicht an eine durch die Klinikreform erzwungene Aufgabe eines Urologiestandortes in der Stadt. „Für die Urologie gelten diese Mindestfallzahlen nicht in der Form, zumal unsere Einweisungszahlen ins Bergmannsheil sehr gut waren“, versichert Schiwy. Am Standort bleiben will das Team dennoch auf jeden Fall.