Gelsenkirchen-Buer. Karl Dahm hat den Selbsthilfe Prostatakrebs e.V. gegründet. Den Landesplan, die Urologie in Gelsenkirchen-Buer zu schließen, nennt er gefährlich.
Karl Dahm hatte Prostatakrebs, leitete viele Jahre lang den eingetragenen Verein Prostata Selbsthilfe in Gelsenkirchen-Buer. Davon ist er zwar zurückgetreten, um seine kranke Frau pflegen zu können. Um die aktuell Betroffenen sorgt er sich dennoch weiterhin. Er wandte sich mit seiner Sorge an die WAZ-Redaktion. Sollte es zu der von der Klinikreform des Landes vorgesehenen Schließung der Klinik für Urologie am Bergmannsheil Buer kommen, sieht er die urologischen Krebspatienten akut gefährdet.
Vor allem nachts sieht er Engpässe in der Versorgung
„Tagsüber ist das kein Problem. Bei vier niedergelassenen Urologen am medizinischen Versorgungszentrum am Bergmannsheil ist die Versorgung gesichert. Aber bei Prostatapatienten kann es nachts häufig zu Notfällen kommen. Etwa, wenn eine Blasenentleerung spontan nicht möglich ist. Das bedeutet extreme Schmerzen und ist auch wirklich gefährlich, es muss dann schnell gehandelt werden“, erklärt er seine Bedenken. Und dass dies angesichts künftig weiter Wege bis zur nächsten, auch nachts verfügbaren Urologie immer gewährleistet ist, bezweifelt Dahm.
„Bei Prostatakrebs müssen häufig auch Biopsien gemacht werden, Gewebe-Entnahmen. Und die haben nicht selten Entzündungen in dem Bereich zur Folge. Auch da muss es schnell Hilfe geben“, erläutert er weiterhin. Bisher sei es häufig so, dass angesichts der kurzen Wege nächtens auch Angehörige die Fahrt zur Klinik schnell übernehmen oder ein Taxi gerufen werde. Die schmerzgeplagten Patienten selbst könnten in so einer Situation weder den Öffentlichen Nahverkehr nutzen noch selbst fahren. Ein Taxi aber wäre bei einer Entfernung wie in den äußersten Stadtsüden, zum Marienhospital Gelsenkirchen, oder nach Gladbeck für viele zu teuer. Den Rettungsdienst hält Dahm für bereits jetzt mehr als ausgelastet. Zumindest eine mit einem Urologen besetzte Notfallambulanz sollte seiner Überzeugung nach auch in Buer zur Verfügung stehen. „Einen Blasenkatheter einsetzen kann nicht jeder Mediziner“, weiß er.
Niedergelassener Urologe hält den Anfahrtsweg für zumutbar
Der niedergelassene Urologe und Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung, Klaus Rembrink, hingegen sähe keine erhebliche Gefährdung der Patienten durch den Wegfall einer stationären Versorgung im Stadtnorden. „Es gibt Regionen in Deutschland und auch in NRW, in denen die Wege deutlich weiter sind“, so Rembrink auf WAZ-Nachfrage. Die Entscheidung liegt ohnehin beim Landes-Gesundheitsministerium.
Wie die Entscheidung der Bezirksregierung beziehungsweise des Landes NRW zum Erhalt der Urologie am Bergmannsheil aussieht, bleibt abzuwarten. Karl Dahm hofft jedenfalls, dass seine Bedenken und Anregungen aufgenommen werden. Bis Ende des Jahres sollen alle Details zu den Umstrukturierungen geklärt sein.