Gelsenkirchen. Die Malteser haben massive Probleme, ihren Rettungsdienst-Auftrag zu erfüllen. Sie ziehen die Reißleine. Was das für Feuerwehr und Co. bedeutet.
Rekord-Einsatzzahlen und dazu noch jede Menge Bagatelle-Notrufe - die Retter in Gelsenkirchen und anderswo kommen kaum aus ihren Stiefeln heraus. Als ob das nicht schon genug Probleme sind, geht den Helfern in der Not jetzt auch noch das Personal aus. Betroffen: der Malteser Hilfsdienst. Die Folge: Rettungs- oder Krankentransportwagen in ihrer Verantwortung bleiben mitunter unbesetzt. Die Stadt bestätigt das Problem.
Bitte um Vertragsauflösung: Malteser ziehen im Gelsenkirchener Rettungsdienst die Reißleine
„Es fehlt insbesondere an Notfallsanitätern. Aus diesem Grund haben wir die Feuerwehr Gelsenkirchen darum gebeten, unseren Vertrag zum Jahresende aufzulösen“, bedauert Thorsten Schildt, stellvertretender Geschäftsführer der Malteser im Ruhrbistum. „Durch die außerordentlich schwierige Situation am Arbeitsmarkt, ausreichend qualifiziertes Personal zu gewinnen, sehen wir uns jedoch zu diesem Schritt gezwungen.“ Andere Standorte im Ruhrgebiet, an denen die Malteser im Ruhrbistum am Rettungsdienst beteiligt sind, seien aktuell von diesem Thema nicht betroffen, erklärt die Hilfsorganisation
Stadtsprecher Martin Schulmann betont, dass „die Versorgung der Gelsenkirchener Bevölkerung nicht gefährdet ist.“ Selbst wenn Einsatzwagen unbesetzt blieben, stünden genug andere zur Verfügung. Das Stresslevel und der Kräfteverschleiß bei den Notfallsanitätern von Feuerwehr und anderen Hilfsdiensten dürfte aber anwachsen - denn die müssen die Löcher in der Personaldecke der Malteser über Wochen und Monate stopfen.
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Das heißt aber auch: Die städtische Vergabestelle wird die Dienstleistung für den hiesigen Rettungsdienst (Rettungsdienst und Krankentransport) neu ausschreiben und vergeben. Allein die Ausschreibungsfrist beträgt sechs Monate, weswegen von Feuerwehr und den anderen beteiligten Hilfsorganisationen viel Improvisationstalent gefragt ist, bis neue Fachkräfte hinzustoßen.
Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie groß die Problemlage ist, ein Beispiel: Um einen RTW rund um die Uhr zu besetzen, braucht es nach Expertenangaben „eine Besatzungsstärke von insgesamt zehn bis elf Fachkräften“, für den Zwölf-Stunden-Dienst, entsprechend weniger.
Malteser in Gelsenkirchen: Verantwortung für vier Einsatzwagen, davon zwei im 24-Stunden-Dienst
Mitarbeitende des Malteser-Hilfsdienstes besetzen in Gelsenkirchen drei Rettungs- (RTW) und einen Krankentransportwagen (KTW). Ein RTW ist dabei im 24-7-Dienst, also ausnahmslos jeden Tag und rund um die Uhr. Zwei weitere RTW fahren im Zwölf-Stunden-Schichtdienst (von 7 bis 19 Uhr), also in der Stoßzeit. Dazu noch ist ein KTW im 24-Stunden-Dienst vorgesehen.
Damit die Feuerwehr die Last des Rettungsdienstes und der Krankentransporte nicht alleine schultern muss, sichert sich die Stadt regelmäßig über eine europaweite Ausschreibung die Unterstützung weiterer Hilfsorganisationen, aktuell die des Deutschen Roten Kreuzes, der Gelsenkirchener DIG GmbH, Falck und eben auch der Malteser. Für die Dienste sind im Haushalt 2025 insgesamt 15 Millionen Euro vorgesehen.
Der Sprung zuletzt über die 50.000er-Marke bei den Einsatzzahlen hat zu einer Aufrüstung geführt. Die Zahl der Rettungstransportwagen ist von 16 auf 19 und die Zahl der Krankentransportwagen von fünf auf sieben aufgestockt worden. Dazu kam ein dritter Notarztwagen im ständigen Einsatz. Dies macht unter dem Strich ein Plus von 20 Stellen aus.