Gelsenkirchen. Gelsenkirchen kann große Events. Dreh- und Angelpunkt: die Schalker Arena. Diese neue Millionen-Marke wird bald geknackt. Eine vorläufige Bilanz.

„Einen Veranstaltungs-Marathon in dieser Größenordnung und Qualität – das hat es bislang noch nicht gegeben“, ist sich Volker Fürderer sicher, er ist der Geschäftsführer der Arena Management GmbH beim FC Schalke 04. „Das ist ein Jahrhundertsommer für Gelsenkirchen.“ In der Tat, zuletzt reihte sich ein Highlight ans andere, und die Festwochen in der Emscherstadt sind noch längst nicht zu Ende.

2023 waren es fast zwei Millionen Fans und Besucher, die in die Veltins-Arena pilgerten – dieses Jahr wird Volker Fürderer zufolge noch deutlich übertroffen. Allein die 19 Großveranstaltungen der vergangenen acht Monate haben für einen Zuschauerstrom von einer Million Besucher geführt. Bei AC/DC, Taylor Swift oder Rammstein sind je Konzert zwischen 700 und 800 Mitarbeitende und Aushilfen (vor allem Catering-Aushilfen) im Einsatz – externe Kräfte nicht mit eingerechnet. Solch große Kapazitäten sind auch notwendig, allein bei den AC/DC-Konzerten wollten die Fans den Auftritt der Rockstars mit über 80.000 Liter Bier feiern.

Für zweieinhalb Monate war respektive ist Gelsenkirchen der Hotspot für gut eine Viertelmillion Fans

EM, Taylor Swift, Rammstein:  Für zweieinhalb Monate war respektive ist Gelsenkirchen der Hotspot für gut eine Viertelmillion ausgelassen feiernder Fans aus aller Welt.
EM, Taylor Swift, Rammstein: Für zweieinhalb Monate war respektive ist Gelsenkirchen der Hotspot für gut eine Viertelmillion ausgelassen feiernder Fans aus aller Welt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

AC/DC im Doppelpack, vier Wochen Fußball-Europameisterschaft, zum Tourauftakt in Deutschland das Taylor Swift-Triple, der Schalke-Tag und in ein paar Tagen sogar noch ein Full House mit Rammstein. Nachdem die Band bereits drei Konzerte in Frankfurt spielte und für zwei weitere Gigs in Klagenfurt in Österreich Halt gemacht hatte, ist nun Gelsenkirchen an der Reihe. Gleich fünfmal bespielen Till Lindemann und seine Kollegen die Veltins-Arena (26., 27., 29., 30. und 31. Juli).

Heißt: Für zweieinhalb Monate war respektive ist Gelsenkirchen der Hotspot für gut eine Dreiviertelmillion ausgelassen feiernder Fans aus aller Welt.

Eine Auszeichnung und echter Image-Gewinn für Gelsenkirchen, ein Großereignis nach dem anderen organisieren und stemmen zu können. Untrennbar verbunden mit der Schalker Multifunktionsarena, das Kind von Schalkes legendärem Manager Rudi Assauer. Und mit dem Dienst von tausenden Einsatzkräften und Hunderten - oft freiwilligen - Helfern wie beispielsweise jene gut 100 Sanitäter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder die 230 EM-Volunteers.

Allein Polizei und Feuerwehr waren mit jeweils über 1000 Einsatzkräften während des EM-Turniers rund um die Uhr zur Stelle. Die Polizei wurde bei den Einsätzen durch Kräfte aus 33 anderen Polizeibehörden des Landes NRW unterstützt – darunter waren etwa Einsatzhundertschaften, Pressesprecher, Kriminalbeamte und Drohnenabwehr-Spezialisten.

AC/CD in der Veltins Arena in Gelsenkirchen. Die Fans feierten die beiden Auftritte der Rockstars mit über 80.000 Litern Bier.
AC/CD in der Veltins Arena in Gelsenkirchen. Die Fans feierten die beiden Auftritte der Rockstars mit über 80.000 Litern Bier. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

Dreieinhalb Jahre Planung und Organisation sind dem Mammuteinsatz der Feuerwehr vorausgegangen. Elf-Stunden-Schichten haben die Einsatzkräfte meist geschultert, gut 6200 Stunden beträgt die Gesamtarbeitszeit von Führungsstab und Einsatzkräften an den vier EM-Spieltagen in Gelsenkirchen. Bei Taylor Swift waren 24 Feuerwehrleute rund 760 Stunden im Einsatz - die Vorbereitung nicht eingerechnet. Bei Rammstein wird’s ähnlich sein.

Apropos Drohnen: Während der EM sind in Gelsenkirchen insgesamt zehn Drohnen durch Polizeibeamte im Umfeld des Stadions detektiert worden. In acht Fällen gaben die Drohnenpiloten an, nicht über das Flugverbot Bescheid gewusst zu haben. Folge trotz Entschuldigung: eine Strafanzeige. Zweimal verlief die Spur zur Drohne und zum Piloten ins Leere, einmal übernahmen Beamten elektronisch die Kontrolle über solch einen Quadrokopter.

England-Spiel: Einsatzkräfte verdrücken 1,2 Tonnen Chili, 1,2 Tonnen Reis, 450 Kilo Salat und 450 Kilo Dessert

Die Wegstrecke zwischen Polizeipräsidium und Arena beträgt 3,1 Kilometer in eine Richtung. Geht man davon aus, dass während der EM und den Konzerten nur jeweils ein einziges Polizeiauto einmal zur Arena hin und wieder zurückgefahren ist, hätte dieses Auto insgesamt schon 210,8 Kilometer zurückgelegt. Weil aber nicht nur eins, sondern teilweise weit mehr als einhundert Einsatzfahrzeuge in der Stadt pro Tag unterwegs waren, „kann man sicher sagen, dass die Polizei für die EM und die Konzerte weit über zehntausend Kilometer Strecke zurückgelegt hat“, sagt Polizeisprecher Thomas Nowaczyk. 

Die Polizei hat aber nicht nur personell, sondern auch technisch aufgerüstet. Etliche Kilometer Strom-, Telefon- und Datenkabel wurden neu verlegt. „Allein der digitale Datenbestand zur EM beläuft sich auf rund 2,65 Terrabyte“, so Nowaczyk weiter. Das entspricht einer Datenmenge von ungefähr 19,7 Millionen Dokumentenseiten oder 1600 Stunden Videomaterial in HD-Qualität.

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Bei Polizei und Feuerwehr gibt es ein Sprichwort: „Ohne Kampf kein Mampf“. Womit wir bei der Versorgung angelangt sind: Beim Spiel England/Serbien, wo die meisten Kräfte in Gelsenkirchen im Einsatz waren, hat ein externer Caterer der Polizei 1,2 Tonnen Chili geliefert, dazu 1,2 Tonnen Reis, 450 Kilogramm Salat und 450 Kilogramm Dessert.

Hunger und Durst hatten auch die 200.000 Besucher der drei Fanzonen bei der EM: Amphitheater, Nordsternpark und Trabrennbahn. 34.000 Essensportionen wurden nach Angaben von Stadtsprecher Martin Schulmann über die Tresen geschoben, 39.000 Liter Bier und 17.000 Liter alkoholfreie Getränke gingen trockene Kehlen hinunter. Unklar ist noch, wie stark und hoch die heimische Wirtschaft von EM und Konzerten profitieren konnte – das wird noch erhoben.

Taylor Swift: Deutsches Rotes Kreuz war mit 100 Helfern insgesamt 60 Stunden lang vor Ort – 321 Einsätze

Fans und Helfer zugleich: Das Deutsche Rote Kreuz war bei den Taylor Swift-Konzerten mit 100 Kräften im Einsatz.
Fans und Helfer zugleich: Das Deutsche Rote Kreuz war bei den Taylor Swift-Konzerten mit 100 Kräften im Einsatz. © DRK

Beim Konzert-Triple von Taylor Swift sind gut 100 ehrenamtliche Helfer insgesamt 60 Stunden für die Fans der Pop-Ikone im Einsatz gewesen. DRK-Kreisgeschäftsführer Johannes Heinrich zieht ein „positives Fazit“. Mit steigenden Temperaturen nahm auch die Zahl an Einsätzen zu – und zwar von 86 am ersten über 110 am zweiten bis hin zu 125 Einsätzen am dritten Konzerttag. 321 Mal leisteten die Sani-Trupps Erste Hilfe, 28 Mal kamen Patientinnen ins Krankenhaus. Lebensbedrohliche Situationen gab es zum Glück aber keine. Meist beschränkte sich die Hilfeleistung auf die „Versorgung wund gelaufener Füße, Wespenstiche, Wasserverteilen und Schatten spenden durch die Ausgabe von Rettungsdecken“, so Heinrich.

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