Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge zog im Radio-Interview eine positive Bilanz der EM für die Stadt. Kritik übte sie an der UEFA.
Ein ausgesprochen positives Fazit der UEFA Euro hat Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge im Rahmen eines Interviews mit dem Deutschlandfunk gezogen. Auf die Frage nach der finanziellen Bilanz sprach die OB von einem „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“, den die Stadt investiert habe und der vor allem in die wichtigen Sicherheitsmaßnahmen geflossen sei.
Welge: Eine gute Investition, gerade für die Bürgerinnen und Bürger
Auf die von der Interviewerin genannten 20 Millionen investierten Euro ging die Verwaltungschefin nicht ein. Im Vorfeld war in Gelsenkirchen die Rede von rund 19 Millionen Euro, die für das Fußballfest investiert würden.
Die Frage, ob eine finanzschwache Stadt wie Gelsenkirchen nicht lieber auf solche Ausgaben verzichten sollte, wies Welge zurück. Sie nannte die Teilnahme „an einem solchen internationalen Event eine gute Investition, gerade für die Bürgerinnen und Bürger“ einer Stadt, die sich häufig benachteiligt fühlten. Eine Bilanz der Einnahmen könne man aktuell noch nicht ziehen, die „Rückmeldungen der Hotels und der Gastronomie in der Umgebung“ seien jedoch positiv. Und bei derartigen Veranstaltungen könne es auch nicht nur um die finanzielle Bilanz gehen.
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Auf die Frage, ob der Marketing-Schuss nicht nach hinten losgegangen sei durch die von dem englischen Fan Paul Brown angestoßene „Drecksloch“-Diskussion, wiegelte die OB ab. „Das muss man relativieren. Wenn ein angekaterter Engländer morgens am Bahnhof einer Ruhrgebietsstadt ankommt, dann entspricht das vielleicht nicht seiner Erwartung. Aber bei uns haben sich 400.000 internationale Gäste fröhlich und friedlich in den Armen gelegen, sie haben tolle Spiele gesehen.“ Das kostenlose Public Viewing sei sehr gut angenommen worden, man habe ein schönes Fußballfest gesehen. Ihr Fazit sei durchweg positiv und auch die Stimmung in der Bürgerschaft nehme sie so wahr.
Die extremen Anforderungen der UEFA allerdings hätten den Städten tatsächlich ein zu enges Korsett angelegt. „Das war keine Partnerschaft auf Augenhöhe“ räumte sie ein. „Aber da gab es nur ein ‚Friss oder Stirb‘. Wollen wir die Spiele oder nicht?“
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Angesprochen auf die logistischen Probleme beim Abtransport der Fans konterte sie deutlich verärgert. „Philipp Lahm ist nicht in Gelsenkirchen, sondern in Passau hängengeblieben. Und wenn nicht alle Fans in unserer Stadt schlafen, dann kann der Abtransport auch mal eine Stunde länger dauern. Das ist überall so.“ Zudem habe die Bahn nicht mehr Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, das sei kein Versäumnis der Stadt.