Gelsenkirchen. Eine Studie hat untersucht, wie Menschen in die Zentren von Gelsenkirchen kommen. Bewertet werden die Ergebnisse völlig unterschiedlich.
Gelsenkirchen ist bekanntlich eine Stadt mit zwei Zentren: Sowohl in Altstadt als auch in Buer gibt es Einkaufsstraßen, gibt es Gastronomie, gibt es Behörden, all das also, was so ein Zentrum ausmacht. Doch wie gelangen die Menschen in die beiden Stadtzentren? Dazu hat das Institut „Stadt + Handel“ eine Befragung durchgeführt, die Ergebnisse dazu liegen jetzt vor.
Im März 2024 waren die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gelsenkirchen und der Nachbarstädte aufgerufen, an der Online-Befragung teilzunehmen, aufgeteilt nach den beiden Zentren Altstadt und Buer. Insgesamt nahmen 2064 Menschen teil, 1359 in Altstadt, 705 in Buer. Bei den Fragen ging es um das Einkaufs- und Mobilitätsverhalten – so unter anderem darum, aus welchem Grund man die Innenstädte aufsucht.
Aus diesen Gründen kommen die Menschen in die Gelsenkirchener Zentren
Dabei zeigten sich einige Unterschiede zwischen den beiden Zentren. Sowohl für Altstadt als auch für Buer steht der Grund „Einkaufen“ an erster Stelle (Altstadt: 20 Prozent der Befragten, Buer: 18 Prozent), an zweiter Stelle „Dienstleistung“ (Altstadt: 18 Prozent, Buer: 15 Prozent). Dann beginnen allerdings die Unterschiede: Während in Buer der Besuch des Wochenmarktes sowie der Gang in die Gastronomie an dritter Stelle liegen (je 13 Prozent), spielen diese Motive für einen Besuch der Altstadt eine nicht so wichtige Rolle (Gastronomie: 7 Prozent, Wochenmarkt: 2 Prozent).
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Keine großen Unterschiede gibt es bei der Frage, mit welchen Verkehrsmittel die Menschen in die Zentren kommen: Hier liegt das Auto mit großem Abstand vorne (Altstadt: 52 Prozent, Buer: 49 Prozent). In Buer kommen 33 Prozent der Besucher zu Fuß ins Zentrum, in Altstadt 24 Prozent, lediglich im einstelligen Bereich liegen die Zahlen für Bus, Bahn und Rad.
Das wünschen sich die Befragten beim Thema Parken
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage waren auch dazu aufgerufen, einige Aspekte der Zentren zu bewerten. Dabei fiel das Thema Parken durch: zu wenig Parkplätze, zu hohe Parkkosten, so der Konsens. Dementsprechend wünschten sich dann auch viele der Befragten ein verbessertes Parkraumangebot sowie günstigere Parkmöglichkeiten.
Das Fazit der Studie fasst Jonas Reimann von „Stadt + Handel“ zusammen. „Der Pkw ist das wichtigste Verkehrsmittel zur Erreichung der beiden Zentren.“ Die Erreichbarkeit per PKW werde unter allen Verkehrsmitteln in beiden Zentren allerdings am schlechtesten bewertet.
Die Ergebnisse wurden jetzt auf der Sitzung des Wirtschaftsausschusses der Stadt vorgestellt – allerdings fiel die Bewertung deutlich unterschiedlich aus. „Mit dem Ergebnis der Befragung gibt es jetzt schwarz auf weiß, was zumindest uns nicht überrascht und in den Anstrengungen für unsere Innenstädte bestätigt“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Sascha Kurth: „Der Individualverkehr und vorrangig auch der PKW-Verkehr muss für eine bürger- und vor allem handelsorientierte Politik im Mittelpunkt stehen.“
CDU und Grüne bewerten die Studie unterschiedlich
Die Bürgerinnen und Bürger hätten einer „auto- und individualverkehrsfeindlichen Politik“ eine klare Absage erteilt. Seine Folgerung: „Die dogmatische Verkehrspolitik für unsere Innenstädte, die von einigen Seiten in den vergangenen Jahren vorangetrieben wurde, muss damit endlich ein Ende finden und klar als das benannt werden, was sie ist: innenstadt- und bürgerfeindlich.“ Kurth plädierte für ein weiter verbessertes Parkraumangebot und parkgebührenfreie Aktionstage in der Innenstadt.
Ganz anders fiel die Reaktion der Gelsenkirchener Grünen aus. Sie kritisierten die Umfrage als „einseitig und zu kurz gedacht“. „Statt Motivation und Entwicklungsmöglichkeiten bei der persönlichen Wahl des Verkehrsmittels zu thematisieren, zielt die Mobilitätsbefragung nur auf den Status quo ab“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Adrianna Gorczyk. So sei zwar klar, welche Verkehrsmittel die Besucher der Innenstädte nutzen, aber nicht, warum, oder was es bräuchte, damit sie umsteigen. „Wenn die Gruppe der Befragten zu über 50 Prozent aus Autofahrenden besteht, bilden die Ergebnisse vor allem ihre Interessen ab“, so Gorczyk. Insofern überrasche es nicht, dass die CDU diese als Legitimierung für mehr und günstigere PKW-Parkflächen nutze, was aber nicht im Einklang mit den Zielen des Masterplans Mobilität stehe, den der Rat der Stadt mit den Stimmen der CDU verabschiedet hat.
„Zudem sind junge Menschen in der Umfrage deutlich unterrepräsentiert“, sagt die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Franziska Schwinge. Die Jugendbefragung der Stadt habe gezeigt, dass der Individualverkehr für Jugendliche und junge Erwachsene nur eine untergeordnete Rolle spiele. „Eine Aufstellung der Ergebnisse nach Altersgruppen wäre daher hilfreich“, führt Schwinge aus. Sie kritisiert außerdem, dass der Zusammenhang zwischen Gastronomie und Parkraum nur einseitig betrachtet wird. „Es ist schade, dass nicht thematisiert wird, dass die Außengastronomie durch die Nutzung einzelne Parkflächen gestärkt werden könnte, wenn Autofahrende die Bereitschaft signalisieren, auf Parkhäuser auszuweichen.“