Gelsenkirchen. Warum Kirchen mit ihrer Bank in Gelsenkirchen hadern, wenn es um Spenden geht – und schon von einem „Kollekten-Gate“ sprechen.

Sein Geld loszuwerden, ist für gewöhnlich kein Problem, erst recht in einer Bank, sollte man meinen. Tatsächlich klagen aber katholische und evangelische Kirchengemeinden seit Wochen über Schwierigkeiten, gesammelte Münzen bei ihrem Kreditinstitut einzuzahlen. Die Rede ist von „Katastrophe“, gar von „Kollekten-Gate“. Das ist der Hintergrund.

Der Sonntag ist vorüber, die Job-Woche startet: Wenn Anton Rzetka, Küster der Evangelischen Kirchengemeinde Nord, darüber klagt, dann hat das bei ihm einen besonderen Grund: Er muss das Kollekten-Geld von vier Gottesdienst-Standorten in Buer, Hassel und Scholven zur Sparkasse bringen. Und das kostet ihn viel Zeit und Nerven, schimpft er.

Gelsenkirchener Gemeinde: Werden bei Einzahlungen immer wieder auf einen anderen Tag vertröstet

Besonders der Einzahl-Automat für Münzen in der Filiale Buer sei immer wieder defekt, sodass er unverrichteter Dinge mit der Tasche voller Geld wieder abrücken und eine andere Zweigstelle anfahren müsse. „Doch auch in Erle oder Horst haben die Geräte oft eine Störung, sodass er auf den nächsten Tag vertröstet wird“, berichtet Presbyteriums-Vorsitzende Andrea Kemner-Hogrebe von unnötigem zeitlichen und finanziellen Aufwand, da der Küster für diesen ja bezahlt werden müsse.

„Mittlerweile ruft der Küster in der Filiale an und fragt nach, ob das Gerät funktioniert, bevor er sich auf den Weg macht. Aber das ist doch ein Unding, dass die Geräte in Buer und Erle von Anfang Mai an rund drei Wochen außer Betrieb waren“, ärgert sich die Bueranerin. „Herr Rzetka war alle zwei Tage vor Ort, und jedes Mal waren die Automaten nicht funktionstüchtig. Die Mitarbeiter haben für ihn sogar die Filialen abtelefoniert: Nur die Geräte in der Altstadt funktionierten zu dem Zeitpunkt, in Horst war niemand zu erreichen.“

Gelsenkirchener Gemeinde: Aufwendige Einzahlung für Ehrenamtliche eine „Zumutung“

Die Sparkasse Gelsenkirchen - hier die Zweigstelle Buer mit Graffitikunst von Beni Veltum an der Nienhofstraße / Robinienhof - betreibt in Gelsenkirchen fünf Münz-Einzahlautomaten, bei denen immer mal wieder Störungen auftreten.
Die Sparkasse Gelsenkirchen - hier die Zweigstelle Buer mit Graffitikunst von Beni Veltum an der Nienhofstraße / Robinienhof - betreibt in Gelsenkirchen fünf Münz-Einzahlautomaten, bei denen immer mal wieder Störungen auftreten. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Pfarrer Peter Spelsberg von der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Buer mit Standorten in Erle, Resse und der Resser Mark kennt das Problem: Weil der Münz-Einzahlautomat in Erle immer wieder defekt war und ein Mitglied des Presbyteriums regelmäßig weitere Wege zur nächsten Sparkassen-Filiale auf sich nehmen musste, hat vor einiger Zeit eine Festangestellte diese Aufgabe übernommen. „Mittlerweile funktioniert das Gerät in Erle auch in der Regel, wenn unsere Mitarbeiterin vor Ort ist. Aber es ist natürlich nicht mehr so einfach wie früher, als es solch einen Automaten auch in anderen Filialen gab.“

Auch die katholische St.-Urbanus-Gemeinde klagt über häufige technische Störungen des Gerätes in Buer. Sprecher Ludger KIingeberg spricht auf Nachfrage von einer „Katastrophe“, weil eine Mitarbeiterin der Verwaltung sich mehrmals in der Woche auf den Weg machen müsse. Auch die Propstei hat auf die „Zumutung für Ehrenamtliche“, wie Klingeberg sagt, reagiert und frühere Abläufe geändert: Statt des ehrenamtlichen Kirchenvorstands-Mitglieds ist es nun eine Festangestellte, die das Einzahlen übernommen hat.

Gelsenkirchener Sparkasse spricht von „vereinzelten“ Defekten

Werbegemeinschafts-Vorsitzender Dirk Niewöhner, Inhaber der Buchhandlung Kottmann unmittelbar neben der Sparkassen-Filiale Buer, weiß nur zu gut, worüber die Gemeinde-Vertreter sich ärgern. „Die Schlangen vor dem Münz-Einzahlgerät sind tatsächlich immer sehr lang, teils ist der Automat auch außer Betrieb.“ Er selbst umgehe das Problem, indem er sein Bargeld direkt am Schalter einzahle, auch wenn dies mit einer Gebühr verbunden sei. Wie es von der Werbegemeinschaft heißt, müssten Einzelhändler eher Münzgeld des Wechselgelds wegen von der Sparkasse holen als dort einzahlen und seien deshalb von dem Problem nicht so sehr betroffen.

Sparkassen-Sprecherin Melina Ince bestätigt auf Nachfrage der Redaktion, dass die insgesamt zwei Münz-Zählautomaten in der Altstadt und die Einzelgeräte in Buer, Erle und Horst in den „beiden zurückliegenden Monaten vereinzelt“ defekt gewesen seien. Von einer dreiwöchigen Störung der Geräte in Buer und Horst ab Anfang Mai könne jedoch keine Rede sein.

Kreditinstitut in Gelsenkirchen begründet Störungen auch mit Kunden-Verhalten

Überhaupt müsse man unterscheiden zwischen Defekten, die nur ein auswärtiger Techniker beheben könne, und solchen, die die Sparkassen-Mitarbeitenden selbst beheben könnten. „In Erle stand der Münzeinzahler nur jeweils für einen Werktag im Monat nicht zur Verfügung, da ein Techniker kommen musste. In Buer fiel der Automat am Freitag vor Pfingsten aus und erforderte eine größere Reparatur, sodass die Nutzung erst am Mittwoch nach Pfingsten wieder möglich war.“

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Tatsächlich gebe es „aber eine Vielzahl von Ausfällen, die durch die Nutzenden verursacht werden“, betont die Sprecherin: „Vielfach werden Tüten oder Beutel einfach ausgekippt, ohne darauf zu achten, dass sich wirklich nur Euro-Münzen und keine anderen Gegenstände darin befinden.“

Gelsenkirchener Bank verweist auf „Safebags“ als Lösung bei Automaten-Defekt

Die Münzen seien oft sehr verunreinigt, sodass die Geräte trotz Reinigungssystems häufiger manuell gesäubert werden müssten; währenddessen seien sie natürlich außer Betrieb. Meistens könnten die Störungen aber von den Mitarbeitenden vor Ort behoben werden.

Als Lösung für den Fall eines Automaten-Defekts verweist die Sprecherin auf sogenannte „Safebags“ als Einzahlmöglichkeit für Münzen, die „grundsätzlich allen Kundinnen und Kunden“ zur Verfügung stünden. Alle Sparkassen-Geschäftsstellen gäben diese speziellen Klarsicht-Hüllen aus, die - mit Münzen gefüllt - wieder entgegengenommen und zeitversetzt gezählt würden. Im Anschluss erfolge die Gutschrift auf das Kunden-Konto.

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Was nach einer guten Lösung klingt, ist zumindest für die Evangelische Kirchengemeinde Nord keine: „Die Sparkasse stellt pro Safebag mindestens 7,50 Euro in Rechnung bzw. behält ab 250 Euro drei Prozent der eingezahlten Summe als Bearbeitungsgebühr ein. Das sind bei einer Kollektensumme von knapp 1100 Euro etwa 45 Euro, und das womöglich wöchentlich. Wie soll ich das denn abrechnen? Es handelt sich doch um Spenden!“, ärgert sich Andrea Kemner-Hogrebe über eine entsprechende Information am Schalter in Buer.

Diese revidiert Sparkassen-Sprecherin Ince freilich auf Nachfrage der Redaktion: „Gemeinnützige Organisationen können Safebags und Automaten gebührenfrei nutzen. Das gilt auch für eine Kirchengemeinde, die an gemeinnützige Zwecke spendet.“