Gelsenkirchen. Eine Festanstellung an einer Gelsenkirchener Schule? Das kommt für viele Nachwuchs-Lehrer nicht in Frage. Dabei könnte das eine Maßnahme ändern.

Bei Referendaren steht eine Festanstellung an einer Gelsenkirchener Schule selten oben auf der Wunschliste. Was oft allerdings weniger an den Schulen oder der Schülerschaft liegt, sondern daran, dass sie nicht aus dem Ruhrgebiet, sondern dem Münsterland stammen und dort längst ihren Lebensmittelpunkt haben. Jedenfalls genügt die Aussicht auf 350 Euro mehr Lohn für jene, die sich für eine „Schule mit besonderen Herausforderungen“ entscheiden, nur sehr selten als Anreiz, sich für diese Schule zu entscheiden, räumte Bildungsministerin Dorothee Feller bei ihrem Besuch beim Bildungskongress in Gelsenkirchen ein.

Auch andere Maßnahmen wie Abordnungen haben bisher kaum geholfen, die Lehrkräfteversorgung in Gelsenkirchen nachhaltig zu verbessern. Was vermutlich helfen könnte, wäre die Einrichtung eines Lehrerseminars in Gelsenkirchen, zu dem auch Studierende von Ruhrgebietsuniversitäten Zugang bekommen. Dies ist beim Seminar im Haus Lüttinghoff, wo bereits Grundschulpädagogen ausgebildet werden, nur beim Eignungs-und Orientierungspraktikum zu Beginn des Studiums der Fall. Im späteren Praxissemester im Masterstudium sind fast ausschließlich Studierende der Uni Münster zugelassen – die sich in dieser Lebensphase oft schon auf ihre Heimatregion festgelegt haben.

Praxissemester im Masterstudium nur für Studierende der Uni Münster

Die Notwendigkeit der Beschränkung begründet das Ministerium mit der „räumlichen Nähe“ von Universität, betreuendem Seminar und der Schule. Dadurch soll „vor allem eine gute Betreuung der Studierenden sichergestellt werden. Für das Praxissemester sind die Schulen der Stadt Gelsenkirchen im Wesentlichen der Universität Münster zugeordnet“ so das Bildungsministerium auf Anfrage. Es handelt sich dabei um Praxissemesterstudierende der Universität Münster für Grundschulen, Gymnasien/Gesamtschulen und Berufskollegs sowie im Bereich Sonderpädagogik neuerdings auch um Masterstudierende der Technischen Universität Dortmund.

Für das Referendariat gilt die Bindung an die Universität zwar nicht. Maßgeblich für den Standort sind aber die Ortswünsche der Bewerber. Zu dem Zeitpunkt haben diese ihr Praxissemester oft in „ihren“ Universitätsstädten Bochum, Essen oder Duisburg gemacht – oder eben im Münsterland. Lesen Sie auch:Schockierend: So wenige Stellen sind an Gelsenkirchener Schulen besetzt

Schulaufsicht unterstützt Öffnung für Ruhrgebietsuniversitäten

Im Fachausschuss in Gelsenkirchen hatte der Gesamtabteilungsleiter der zuständigen Schulaufsicht Münster eingeräumt, dass eine Öffnung auch für Praxissemester im Masterstudiengang für Ruhrgebietsunis helfen könnte, mehr Kräfte für Gelsenkirchen zu gewinnen. Wer in Essen oder Bochum studiert hat, kann sich deutlich eher vorstellen, in Gelsenkirchen zu leben und zu arbeiten, wenn er eine Schule schätzen gelernt hat – so die Idee dahinter.

Entsprechend formuliert ein Antrag der SPD als Ziel zur Lehrkräftegewinnung, „im Zusammenspiel mit der Schulaufsicht neben wertschätzenden Veranstaltungsformaten auch strukturelle Projekte [...] wie die Gründung eines Seminars zur Ausbildung von Lehrkräften für Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen“ in Gelsenkirchen zu forcieren.“

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++

Auf WAZ-Anfrage beim Schulministerium in Düsseldorf zum Stand der Dinge bei der Öffnung für Ruhrgebietsunis im Masterstudium heißt es, „die Zuordnung von Universitäten, Seminaren und Schulen im Ruhrgebiet wird derzeit überprüft. Weil damit eine Vielzahl organisatorischer und fachlicher Fragen verbunden ist, wird dieser Prozess eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.“ Es wird also dauern.

Ansonsten verweist das Ministerium auf das gemeinsam mit den Ruhrgebietsunis aufgelegte Lehramtsstipendium Ruhr, mit dem gezielt Lehrkräfte für Schulen in herausfordernder Lage des Ruhrgebiets gewonnen werden sollen. Lehramtsstudierende aller Ruhrgebietsunis können sich zwischen 1. Dezember 2023 und 12. Januar 2024 auf ein Stipendium bewerben, das auch begleitete Arbeit an Schulen einschließt. Das Angebot gilt für alle Ruhrgebietskommunen und ist unter anderem verbunden mit einer Förderung von je 300 Euro für maximal 36 Monate.

Mehr Informationen zum Stipendium auf der Seite des Schulministerium unter www.schulministerium.nrw/lehramtsstipendium-ruhr-deine-region-deine-chance