Gelsenkirchen-Schalke-Nord.. Die 500 Tonnen schwere Bogenbrücke an der Uferstraße wird von einem Schwimmponton aus im Hafen eingeschwenkt. Der Neubau ist 67 Meter lang.
Dieser Balanceakt erfordert Kraft und Können. 500 Tonnen gilt es, durchs Hafenbecken zu bewegen und zum Finale exakt zu platzieren. Die Ladung ist herausfordernd: 67 Meter lang, fast 15 Meter breit wird die neue Bogenbrücke Uferstraße.
An einem Stück (allein die Stahlkonstruktion wiegt 350 Tonnen) wurde Donnerstag auf die Widerlager gesetzt. Millimeterarbeit in Zeitlupe – und im Zusammenspiel von Hubliftern auf einem Schwimmponton, Zugseilen, einer vielköpfigen Spezialisten-Crew, dem Schubschiff „Gertrudia“ und zahlreichen Bauleuten an Land.
Im Hafengelände vormontiert
Gegen 13.30 Uhr hat das lange Vorspiel ein Ende. Die Mannschaft der holländischen Firma Van der Wees hat ihren schwierigen Wassertransport beendet, die Brücke hat eine Punktlandung hingelegt. Alles sieht gut aus nach zwei Tagen finaler Vorbereitung und dreieinhalb Monaten Montagearbeit vor Ort allein an der Stahlkonstruktion.
In Polen wurden die Brückenteile gefertigt. Im Hafen wurden sie auf dem Speditionsgelände der Firma Siefert montiert. Begleitet hat den Prozess Andreas Polch von QM Engineering im Auftrag des Bauherrn. „Hersteller-, Teile- und Schweißkontrolle“ sowie die Prüfung des Korrosionsschutzes sind sein Metier. Vier Schichten Spezialfarbe decken den Stahl und schützen künftig gegen Rost.
Schalungskonstruktion wiegt 150 Tonnen
Aus „sechs Bogenelementen, zehn sogenannten Hauptkomponenten, 74 Zugstreben und 19 Querdiagonalen“ ist die Brücke geformt worden. Hinzu kommt noch – zu beiden Wasserseiten – der Auffahrschutz an den Längsträgern, der mögliche Schiffskontakte abfedern soll. Aktuell wurden auch noch Stützkonstruktionen eingeschweißt, um die Brücke fürs Einschwimmen zu stabilisieren. Sie werden entfernt, wenn sie endgültig auf den Lagern ruht und die Streben die volle Last auffangen.
Eingebaut in die künftige Fahrbahn wurde bereits – 150 Tonnen schwer – die Schalungskonstruktion für den Betonunterbau der Fahrbahn. Mit dem Gesamtgewicht hätte die Brücke jeden Schwimmkran überfordert. Die (etwas kleinere und völlig entkernt 260 Tonnen schwere) Vorgängerin – war am 12. April noch vom Schwimmkran „Hebo Lift 8“ zum Verschrotten an Land befördert worden. „Doch die größten Binnenkräne haben eine Tragfähigkeit von maximal 300 Tonnen, das wäre hier nicht machbar gewesen“, sagt Bernhard Brackhues, Leiter der Abteilung Brückenbau bei der Firma Amand, die Abbruch und Neubau im Auftrag der Stadt realisiert.
Kurze „Seereise“ durchs Hafenbecken
Mittwoch bereits wurde die aufgebockte Bogenbrücke für ihre kurze „Seereise“ durchs Hafenbecken“ positioniert: Im Schneckentempo wurde sie auf fahrbaren Spezial-Liftern auf den Ponton bugsiert. Donnerstag ging es dann um 8 Uhr los Richtung Ziel. Die letzte Höhendifferenz wurde über den Schwimmponton ausgeglichen und die ausladende Last in Waage gehalten. Ein Kraftakt mit gutem Ende.
Nun wird der Fahrbahnbelag fertig gestellt
Nun geht es an den Endausbau. Leitungen werden durch die Brücke gelegt, die Fahrbahn aufgetragen. „Alles hat geklappt, Gott sei Dank“, freut sich der städtische Bauleiter Andreas Knolle. „Schöne Brücke, die gefällt mir.“
Seit dem 8. Januar 2018ist die Uferstraße gesperrt. Der Verkehr wird weiträumig umgeleitet. Die alte Brücke wurde nach der Demontage direkt im Hafen verschrottet. Der Brückenneubau soll 4,5 Millionen Euro kosten. Freie Fahrt soll es ab Januar/Februar 2019 geben.