Essen-Rüttenscheid. Die Stadt Essen hat die Ergebnisse einer Untersuchung ihrer „Verkehrsoptimierung“ in Rüttenscheid vorlegt. Eine Frage bleibt dabei offen.

Die Abbiegezwänge, die den Durchgangsverkehr auf der Rüttenscheider Straße reduzieren sollten, sind derzeit ausgesetzt. Grund: zwei erfolgreiche Klagen gegen die geänderte Verkehrsführung. Als sie noch in Kraft waren, hat die Stadt untersucht, wie sich die Maßnahmen auf die Fahrradstraße Rü und die Nebenstraßen auswirkten. Die Ergebnisse liegen jetzt vor. Sie wurden dem Ausschuss für Verkehr und Mobilität in seiner vergangenen Sitzung am 13. Februar vorgestellt.

Die Untersuchung ging laut Stadt mithilfe eines „kamerabasierten Verkehrsdatenerfassungssystems“ über die Bühne. Überprüft werden sollte, ob die umgesetzten Verkehrsregelungen zu der gewünschten Entlastung der Rüttenscheider Straße führen. Außerdem wollte man wissen, ob Verdrängungseffekte ins Nebennetz erkennbar sind. Hierfür wurden nach Angaben der Verwaltung an insgesamt sieben Standorten auf und neben der Rüttenscheider Straße am Donnerstag, 28. November, und am Freitag, 29. November, Beobachtungen durchgeführt.

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Stadt Essen legt Daten ihrer Verkehrsmessungen auf der Rüttenscheider Straße vor

Die Stadt veröffentlichte einen Auszug der Messungen, die am Donnerstag, 28. November innerhalb von 24 Stunden erhoben wurden:

Rüttenscheider Stern (in Fahrtrichtung Süden)

  • Kfz in erlaubter Fahrtrichtung, Rechtsabbiegen auf Zweigertstraße: 1.256 (Vergleichswert aus 2022: 726)
  • Kfz in erlaubter Fahrtrichtung, Linksabbiegen auf Klarastraße: 1.226 (868)
  • Kfz in nicht erlaubter Fahrtrichtung, geradeaus weiter auf Rüttenscheider Straße: 313 (Vergleichswert 2022, als das Geradeausfahren noch erlaubt war: 2.290)

Rüttenscheider Straße/Manfredstraße (in Fahrtrichtung Norden)

  • Kfz in erlaubter Fahrtrichtung, Rechtsabbiegen auf Manfredstraße: 1.502 (920)
  • Kfz in erlaubter Fahrtrichtung, U-Turn/Linksabbiegen auf Manfredstraße: 610 (234)
  • Kfz in nicht erlaubter Fahrtrichtung, geradeaus weiter auf Rüttenscheider Straße: 409 (1.799)

Rüttenscheider Straße/Christophstraße (in Fahrtrichtung Süden)

  • Kfz in erlaubter Fahrtrichtung, Rechtsabbiegen auf Christophstraße: 560
  • Kfz in nicht erlaubter Fahrtrichtung, geradeaus weiter auf Rüttenscheider Straße: 737

Dorotheenstraße/Rüttenscheider Straße/Christophstraße (von Dorotheenstraße kommend)

  • Kfz Rechtsabbiegen auf Rüttenscheider Straße: 834
  • Linksabbiegen auf Rüttenscheider Straße: 666
  • Geradeaus auf Christophstraße: 263

Hedwigstraße (Höhe Hausnummer 17)

  • Kfz in Fahrtrichtung Dorotheenstraße: 1.528
  • Kfz in Fahrtrichtung Rosastraße: 268

Ursulastraße (Höhe Hausnummer 68)

  • Kfz in Fahrtrichtung Magdalenenstraße: 1.165
  • Kfz in Fahrtrichtung Manfredstraße: 893

Die Auswertungen der Messstation Rüttenscheider Straße / Huyssenallee / Friedrichstraße / Hohenzollernstraße sind laut Stadt zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht aufbereitet und werden nachgereicht.

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Verkehrsbelastung der Nebenstraßen in Essen-Rüttenscheid: Keine Vergleichswerte

Die Verwaltung sieht in den Ergebnissen eine Bestätigung ihres Vorgehens. „Die Messungen zeigen, dass sich die Verkehrslage entsprechend der vorherigen Modellberechnung entwickelt hat“, heißt es in einer Mitteilung. Die Verkehrsbelastung auf der Rüttenscheider Straße sei verringert worden. Tatsächlich ist dies keine Überraschung für die entsprechenden Abschnitte, die betroffen waren von Abbiegezwängen, die nach einer Übergangszeit von den meisten Autofahrer regelkonform beachtet wurden.

Die verkehrliche Zunahme in den Nebenstraßen habe sich so moderat entwickelt, wie es das Verkehrsmodell prognostiziert habe, so die Stadtverwaltung. Die Richtwerte der „Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen“ (RASt) der jeweiligen Straßentypen sei nicht überschritten worden. Fazit der Stadt: „Die Maßnahmen haben die gewünschte Verkehrsreduktion erzeugt.“

Betrachtet man die Zahlen, fällt allerdings auf: Für die Nebenstraßen liegen keine Vergleichswerte aus der Zeit vor der geänderten Verkehrsführung vor. So bleibt offen, wie die Stadt ermittelt haben will, dass der Verkehr dort nur „moderat“ zugenommen habe. Wenn die Autos nicht mehr über die Rüttenscheider Straße gefahren sind und gleichzeitig die Nebenstraßen nicht stark frequentiert haben sollen – wo sind sie dann hin? Diese Frage bleibt in der Mitteilung der Stadt unbeantwortet.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sprach sich für andere Lösung aus

Bei einer Informationsveranstaltung der Stadt im November 2024 meldeten sich Anwohner der Dorotheenstraße, der Christophstraße und der Ursulastraße mit Augenzeugenberichten zu Wort. Sie berichteten, dass die Verkehrsbelastung klar angestiegen sei. Verkehrsplaner Christian Blexen zog besonders drastische Schilderungen in Zweifel, hatte andererseits kaum Detailzahlen dabei, um sie stichhaltig zu widerlegen. 

Dass die Abbiegebote wieder in Kraft gesetzt werden, ist indes unwahrscheinlich. „Ich rate davon ab“, erklärte Oberbürgermeister Thomas Kufen Anfang Februar. Auch Hinweise aus der Bürgerbeteiligung zum Verkehrskonzept sollten berücksichtigt werden. „Wir brauchen nach der zurückliegenden Diskussion eine tragfähige Lösung, die Akzeptanz findet“, so der OB.

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