Essen-Altenessen. Bei der Essener Ehrenamtsmesse am 25. Februar stellen sich Organisationen vor, um freiwillige Helfer für ihre Arbeit zu finden.

Fast 29 Millionen Menschen üben in Deutschland ein Ehrenamt aus. Das Bundesinnenministerium meldet damit eine Quote von 40 Prozent der über 14-jährigen Bürgerinnen und Bürger, die sich engagieren und ihre Zeit spenden. In Essen geht die Zahl der Ehrenamtler weit in den sechsstelligen Bereich. Eine genaue Zahl will oder kann die Ehrenamt Agentur der Stadt nicht nennen.

Und trotzdem gibt es noch weiße Flecken bei den vielen Organisationen und Vereinen in der Stadt. Grund genug, dass sich diese bei einer Ehrenamtsmesse am Dienstag, 25. Februar, zwischen 14 und 19 Uhr auf Zeche Carl (Wilhelm-Nieswandt-Allee 100) bei freiem Eintritt der Öffentlichkeit präsentieren und für ihre Aktivitäten werben.

Der Bedarf an Ehrenamtlichen in Essener Vereinen ist groß

Die Situation in Vereinen und Organsationen ist in Bezug auf ehrenamtliche Mitarbeiter angespannt. Das liegt offenbar zum einen daran, dass viele ältere Menschen ausscheiden, andererseits der Bedarf an Mitarbeitern sehr hoch ist und junge Menschen oft durch Arbeitsbelastung, aber auch durch Desinteresse, nicht zum Ehrenamt finden.

Hendrik Rathmann (Ehrenamt Agentur Essen e. V.)
Hendrik Rathmann von der Ehrenamt Agentur Essen zeigt das Plakat zur Messe. © Jens Kolpatzik | Jens Kolpatzik

Bei der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft (gUG) Lebens(t)raum, die sich um obdachlose Menschen kümmert, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, fehlt es an Helferinnen und Helfern. Astrid Fülling ist eine der Triebfedern dieser Gesellschaft, die aus der Aktion „Essen packt an“ entstanden ist. Um die 30 Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen zählt Fülling momentan. Die Arbeit, die diese Menschen in Essen verrichten, sei hart. Man suche die Obdachlosen an ihren Schlafstätten auf, bringe warme Kleidung und warmes Essen und gebe Zuspruch. Außerdem bemühe man sich, Wohnraum für die Menschen zu finden. „Fünf bis sechs Stunden sind wir täglich unterwegs“ berichtet Astrid Fülling und hofft, dass sich noch viele Gleichgesinnte melden.

Essener Kneipp-Verein sich auch Vorstandsmitglieder

Auf Ehrenamtliche setzt auch der Essener Kneipp-Verein. Vorstandsmitglied Brigitte Brosch klärt auf, warum Helfer hier sehr gefragt sind: „Wir haben ein sehr großes Programmangebot, sowohl die kneippschen Anwendungen betreffend, als auch auf dem Sektor der Wanderungen.“ Viele Wanderführer sind relativ alt, einige von ihnen möchten den Ehrenamtsjob beenden. Nachwuchs zu finden, sei sehr schwierig.

Dabei habe der Verein ohnehin derzeit nur vier Vorstandsmitglieder. Auch da müsse sich dringend etwas tun. Ein ehrenamtlicher IT-Fachmann für die Webseite des Vereins steht ebenfalls auf der Wunschliste von Brigitte Brosch. Der Verein biete nach wie vor unter größten Anstrengungen ein umfangreiches Programm für die Gesundheit, das in absehbarer Zeit sogar noch breiter werden soll.

Auch die „Gießkannenhelden
Auch die „Gießkannenhelden" (hier Vincent Demond vor dem Zentrum 60plus in Rüttenscheid) suchen weitere Helferinnen und Helfer zum Gießen der Pflanzen in der warmen Jahreszeit. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Arbeitslose Jugendliche für einen Job fit zu machen und sie in dauerhafte Arbeit zu vermitteln, ist die Losung der gemeinnützigen AG Joblinge mit einem ihrer Standorte in Essen. Auch hier setzt man auf das Ehrenamt. Managing Director Raphael Karrasch: „Wir benötigen Mentoren, die die Jugendlichen anleiten und begleiten können während ihrer Ausbildungszeit. Die Jugendlichen, die bei uns eine Chance erhalten, müssen vorher selbst einige Stunden ehrenamtliche Tätigkeit investieren, um die entsprechenden Hilfen von uns zu erhalten.“ Manchmal würden sich Jugendliche aus Dankbarkeit später für das Ehrenamt zur Verfügung stellen, das reiche aber nicht aus.

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„Altenessen blüht“ heißt ein Verein, der direkt am Ort der Ehrenamtsmesse tätig ist. „Unser Zukunftsbild ist ein blühender Stadtteil mit einer starken Gemeinschaft. Diese wächst zusammen, indem wir uns gemeinsam für unseren Stadtteil einsetzen“, sagt Kristina Wendland, eine der Koordinatorinnen. Auch hier geht es nur, wenn sich genügend Menschen ehrenamtlich engagieren. „Völlig gleich, ob jung oder alt, mit oder ohne Migrationshintergrund, bei uns ist jeder willkommen.“

Menschen mit Migrationshintergrund engagieren sich in vielen Essener Vereinen

Alle befragten Organisationen sagten, dass sie Ehrenamtler mit Migrationshintergrund in ihren Reihen haben. Es seien aber viel zu wenige. Die, die sich melden, tun es aus Dankbarkeit, dass sie hier sein dürfen oder weil sie hoffen, so schneller Deutsch lernen zu können, so die einhellige Meinung der Organisationen. Es seien integrationswillige Menschen, die man sehr gerne in die Gemeinschaft aufnehme. Dass Essens Norden bezüglich des Ehrenamtes schlechter als andere Stadtteile aufgestellt sei, konnte keine der Organisationen bestätigen.

Teilnehmer der Messe sind unter anderem: Gießkannenhelden, Franz-Sales-Haus, Naturheilpraxis ohne Grenzen, Joblinge, Kultur Pott Ruhr, Paten für Arbeit in Essen, Altenessen blüht, Lebens(t)raum, Mehrgenerationenhaus Essen, Ambulanter Hospizdienst Cosmas und Damian.

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