Essen-Altenessen. Zwei Jahre lang wurde der Verkauf der 38.000 Quadratmeter großen Fläche vorbereitet. Was der Investor, eine Firma aus Grevenbroich, nun vorhat.

Im Essener Norden wurde Anfang des Jahres ein millionenschwerer Kaufvertrag geschlossen, von dem bislang nur wenige Menschen Notiz genommen haben dürften. Und das, obwohl auf dem verkauften Areal in Altenessen-Süd zahlreiche Unternehmen ansässig sind und obwohl der ehemalige Eigentümer schon seit Jahren verkaufen wollte: Die Rede ist vom Gewerbepark an der Krablerstraße 127 mit rund 38.000 Quadratmetern Fläche, davon 28.000 Quadratmeter überbaut. Der Rest: Freiflächen für Container und Fahrzeuge, für die Anlieferung und als Flächenreserve für Neu- und Erweiterungsbauten.

Der Gewerbepark ist in die Jahre gekommen, an vielen Stellen ist der Renovierungs- und Sanierungsbedarf deutlich sichtbar. Dennoch handele es sich um ein Grundstück, das bestens ins Portfolio seiner Firma Beyer Real Estate passe, erklärt Geschäftsführer Uwe Beyer. Seit Januar 2025 ist seine Firma nun neue Eigentümerin.

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Zwei Jahre lang hat Essener Makler den Verkauf des Gewerbeparks vorbereitet

Makler Rolf Beier von der gleichnamigen Immobilien GmbH erhielt Ende 2022 den Auftrag, das Grundstück zu verkaufen. Die Vorbereitung des Verkaufs sei irrsinnig aufwendig gewesen, sagt er. „Es gab erhebliche Probleme, auch baurechtlicher Natur.“ Die Ausmaße des Geländes, das sich zwischen Krablerstraße und Laubenhof erstreckt, dessen kleinteilige Bebauung aus unterschiedlichen Jahrzehnten, die Suche nach fehlenden Dokumenten. Stundenlang habe er mit dem Verkäufer in dessen Büro gesessen und alte Akten gewälzt, habe zahllose Termine mit Architekten und Statikern absolviert, Gespräche mit der Stadt geführt.

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Groß beworben oder inseriert habe er den Gewerbepark gleichwohl nicht: Bei Objekten dieser Größenordnung gebe es nur einen kleinen Kreis potenzieller Käufer, weshalb er gezielt mögliche Interessenten aus seinem Netzwerk angesprochen habe. Sein Verkaufsargument sei dabei weniger der Zustand, den er als „so lala“ bezeichnet, gewesen, sondern vielmehr die Lage: „etwa auf halber Strecke zwischen Stadtzentrum und A 42“.

Essen: Der Gewerbepark an der Krablerstraße 127 ist verkauft worden
Eine Zufahrt zum Gelände des Gewerbeparks liegt an der Krablerstraße 127. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Lage habe auch für ihn den Ausschlag gegeben, so Investor Uwe Beyer: „Städte brauchen zentrumsnahe Gewerbeflächen wie diese, für verschiedene Gewerke und Dienstleistungen. Hier haben wir alles zwischen 50 und 2000 Quadratmetern, und das wird nachgefragt.“ Aktuell sei der Park voll vermietet.

Anders als ein weiterer Kaufinteressent, der laut Makler Beier erst einmal alle Gebäude habe abreißen und Neubauten errichten wollen, verfolge die Beyer Real Estate eine Entwicklungsstrategie im vorhandenen Bestand. Auf der Unternehmenswebsite bezeichnet sich die Firma als „inhabergeführter Immobilien-Investor“, der überwiegend im Bereich „Office-, Gewerbe- und Handelsimmobilien in Deutschland“ tätig sei. Man wolle Objekte weiterentwickeln, um so eine dauerhafte Wertsteigerung zu erzielen. „Dazu erwerben wir Liegenschaften mit Revitalisierungspotenzial, diffizilen Eigentümerstrukturen, Instandhaltungsstau, oder Restrukturierungsbedarf“, heißt es weiter. Man habe mehrere Gewerbeparks im Bestand, so Geschäftsführer Uwe Beyer, verstärkt in NRW, aber auch in anderen Bundesländern.

Investor aus Grevenbroich will Mieter halten und Bestandsbauten aufwerten

Und wie sehen die Pläne für das Areal an der Krablerstraße aus? Seine Firma werde den Park behutsam entwickeln, so Beyer, den Bestand erhalten und optimieren – immer im Austausch mit den aktuellen Mietern, die man überwiegend halten wolle. „Wir werden das Objekt in die nächste Generation heben, auf ein anderes Niveau.“ Auch optisch solle sich daher einiges verändern, etwa an den Gebäudefassaden. „Das werden Sie schon sehen können, wenn Sie nächstes Jahr herkommen“, sagt Makler Beier. „Naja, sagen wir: in zwei Jahren“, bremst ihn der neue Eigentümer.

Die Anforderungen an Gewerbebauten würden sich verändern, erklärt er, ebenso die Vorschriften, und es müsse zudem einiges instandgesetzt werden. Auch den Hausmeisterdienst habe er vom ehemaligen Eigentümer übernommen – „denn die kennen das Gelände und können sich um kleinere Reparaturen kümmern“. Der Zustand des Parks, seine „teilweise vernachlässigte“ Bausubstanz, bedeute auch, dass regelmäßig etwas zu tun sei, wofür nicht immer Handwerker beauftragt werden müssten.

Einige Hallen seien zwar neueren Baujahrs, erklärt Makler Beier, andere stammten noch aus der Zeit, als das Gelände industriell genutzt wurde. Denn die Ursprünge des Gewerbeparks reichen mindestens ein Jahrhundert zurück: Damals habe der Bergbauzulieferer Zur Nieden große Hallen an der Krablerstraße gebaut. Eine Hälfte sei später vom Möbeldiscounter Poco gekauft worden, die andere vom ehemaligen Eigentümer. Dieser habe die Fläche kleinteiliger strukturiert und in der Folge Grundstücke zugekauft sowie weitere Hallen gebaut, bis er sich nach 40 Jahren aus Altersgründen zum Verkauf entschloss..

Für 2026 ist der Bau einer neuen Halle im Essener Gewerbepark geplant

Im Laufe der Zeit ist eine Mieterstruktur gewachsen, die Investor Beyer überwiegend positiv bewertet: Es gebe Synergieeffekte zwischen langjährigen Mietern und ein insgesamt harmonisches Miteinander. Bei den Firmen handele es sich um teilweise sehr spezialisierte Betriebe aus unterschiedlichsten Branchen: von Autowerkstatt bis Obst-Lieferdienst, von Krankenbetten-Transport bis Stahlhandel, von Speiseöl-Abfüllung bis Autoteil-Handel. In den vergangenen Wochen habe er viele Gespräche mit den Mietern geführt, sei noch immer dabei, sie kennenzulernen. Dabei gehe es um Geschäftsentwicklung, Zukunftspläne und den damit verbundenen Flächenbedarf.

Zu Kaufpreis und Mieten will sich Beyer nicht äußern, nur soviel: Man habe den Gewerbepark für einen „beachtlichen Millionenbetrag“ gekauft und wolle auch künftig investieren. Zwar müssten keine zusätzlichen Verkehrswege gebaut werden, weil es bereits mehrere Zufahrten gibt (Laubenhof, Krablerstraße, Weigelwerkstraße), doch der Bau einer neuen Halle stehe an, die Baugenehmigung sei beantragt. Weil sie vor Längerem schon einmal vorgelegen habe, dann aber verfallen sei, sei die Neuerteilung wohl nur eine Formsache. Geplanter Baustart der 2000 Quadratmeter großen Halle: 2026.

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