Essen-Burgaltendorf. Das beliebte Burgfest wird dieses Jahr nicht stattfinden: Die Organisatoren aus Burgaltendorf ziehen die Reißleine und erklären ihre Sorgen.
Bühne und Zelte waren bereits gemietet, jetzt sind nicht nur diese Verträge aufgelöst: Das Burgfest 2025 fällt ganz aus. Bis zu 10.000 Gäste tummeln sich bei dem traditionellen Stadtteilfest in Burgaltendorf alle zwei Jahre um die und auf der Burg, doch den Organisatoren vom Burg- und Heimatverein fehlen im Vorstand schlichtweg die verantwortlichen Leute. Jetzt haben sie die Reißleine gezogen – und hoffen gleichzeitig auf eine Lösung.
Seit 1981 feiern die Burgaltendorfer ihr Fest mit den Besuchern und Besucherinnen. Dafür übernimmt der Heimat- und Burgverein die Verantwortung, Vorbereitung, Koordination und den technischen Service. „Als Fest der Vereine“, beschreibt der Vorsitzende Rolf Siepmann das Konzept, da sich viele beteiligen, nicht nur Bier zapfen oder Würstchen grillen, das Miteinander und die fröhliche Atmosphäre genießen, sondern ihren Verein auch vorstellen. Und dann gebe es schließlich noch den wirtschaftlichen Nutzen, denn die Gewinne des Burgfests landen auf dem gemeinsamen Burgfestkonto. „Muss dann mal der Wagen der Karnevalisten repariert werden, können wir auf die Kasse zurückgreifen“, nennt er ein Beispiel.
Verantwortliche für Einkauf, Sicherheit oder Technik sind in Essen-Burgaltendorf erforderlich
Geht es beim Burgfest selbst darum, Bierzeltgarnituren aufzubauen, dann fänden sich in der Regel auch immer wieder genug Leute. Ob von der Freiwilligen Feuerwehr, der Kolpingsfamilie, dem Rassegeflügel-Zuchtverein oder aus dem Dorf. Das sei auch jetzt so gewesen, das Wochenende selbst hätten sie wohl stemmen können. Es fehlten aber diejenigen, die schon vor dem Fest für Bereiche wie Einkauf, Sicherheit, Programmplanung oder Technik verantwortlich sind. Derzeit stemmen sie stattdessen alles mit einem Kernvorstand, so dass jeder alles mache.
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„Wir brauchen dringend Planer, wir brauchen mehr Leute, mehr Köpfe und auch jüngere Mitstreiter“, sagt Rolf Siepmann zur Situation. Notwendig sei Hilfe beim Eventmanagement, so nennt er den belastenden Teil der Organisation, der bereits ein Jahr vor dem Fest beginne. Er zählt auch gleich auf, was alles dazugehört: beispielsweise alles rund um Gema, Versicherungen, Bühne, Müllcontainer, Steuerberater oder Feuerwehr. Der Einkäufer im Team wiederum sorge etwa für Würstchen, Mayo und Mehrweggeschirr und habe dafür den Hut auf.
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„Es war bis zum Stichtag der Burgfest-Sachausschusssitzung am 23. Januar für dieses Jahr nicht möglich, genügend Verantwortliche für ein Komitee zu finden, das die Organisation und Vorbereitung unseres traditionsreichen Stadtteilfestes hätte übernehmen können“, drückt Rolf Siepmann sein Bedauern zudem in den sozialen Medien aus.
Sagenspaziergang und Glühwein in der Burg
Mit einem Winter-Klassiker eröffnet der Heimat- und Burgverein Burgaltendorf am Samstag, 15. Februar, sein diesjähriges Programm: Bei Einbruch der Dunkelheit geht es zur Sagen-Wanderung von der Burg aus ins Ruhrtal und zurück. Auf dem gut einstündigen Rundweg erzählt der Burgaltendorfer Sagenbuch-Autor Rolf Siepmann an den Orten, an denen es sich auch vermutlich zugetragen haben soll, die Geschichten vom Kobolden und Zwergen und weist auf ein paar versteckte Zeugnisse aus der Dorfgeschichte am Wegesrand hin. Anschließend erwarten die Burgfrauen des HBV die Gruppe im Burgturm mit heißem Glühwein und Kinderpunsch zum Aufwärmen und Plaudern.
Treffpunkt ist am Samstag um 17 Uhr im Vorhof der Burgruine. Zur Witterung passendes Schuhwerk wird empfohlen, weil der Rundweg nicht nur über die Straße verläuft. Die Teilnahme ist kostenlos.
Aber auch im Heimat- und Burgverein selbst seien die Mitgliederzahlen rückläufig. Die sind in den vergangenen anderthalb Jahren um 50 auf 452 geschrumpft. „Dabei haben wir die 500 nie geknackt“, beschreibt er den Negativrekord und ergänzt die Alterststruktur. Denn von den Mitgliedern seien zwei Drittel über 70 Jahre alt – ein Drittel über 80. „Wir benötigen Unterstützung“, sagt Siepmann, denkt dabei etwa an Frührentner. Natürlich seien auch 40-Jährige willkommen. Der Vorsitzende hält das gleichwohl für utopisch und weiß, dass sich viele inzwischen nicht mehr festlegen und binden mögen. Projekte seien gefragter.

Im Verein haben seinerzeit Mitglieder angepackt, die in den 1980er Jahren jung gewesen sind, die hätten sie dann abgelöst. „Jetzt sind wir die Alten“, sagt Rolf Siepmann, der auf die 70 zugeht und auch nicht weiß, wie lange er noch bei den Kita-Burgführungen herumschreien und -rennen kann. Außer ihm aber betreue diesen Bereich niemand. Dabei gebe es Anfragen auch aus Velbert, Oberhausen oder Hattingen. Schön wäre es daher, jemanden zu finden, der sich verantwortlich für den Bereich Kinder und Familien fühlt und zum Beispiel Konzepte mit den Schulen entwickelt.
Denn fest steht: „Die Angebote rund um die Burg sind gefragt, allein zu Halloween kamen im Zeitraum von drei Stunden rund 1000 Kinder“, beschreibt er den Ansturm. Beim Hexenfest für Familien sah es nicht anders aus. Beliebt sei auch der Besuch des Turms, den Burgwächter samstags, sonntags und feiertags dafür jeweils zwei Stunden öffnen – immer zu zweit. So fallen von April bis Oktober mehr als 100 Schichten an.

Wenn nun im Mai erneut Vorstandswahlen anstehen, blickt Rolf Siepmann nun optimistisch auf dieses Treffen. Denn es sei ihnen in persönlichen Gesprächen gelungen, Interessierte zu finden, die sich künftig im Vorstand engagieren möchten. Daher gibt es nicht nur Hoffnung für das Burgfest 2027, sondern auch für den Burg- und Heimatverein. Hatten sich doch mitunter Sorgen um das Fortbestehen breit gemacht, weil es eng im Vorstand geworden war.
Es wird zunächst eine Glühweinwanderung und auch ein Frühjahrsfest in Essen-Burgaltendorf geben
Dabei sind die Mitglieder doch auch diejenigen, die sich um das Wahrzeichen ihres Stadtteils kümmern: die mit der Stadt verhandeln, jeden Donnerstag drei bis vier Stunden im Einsatz sind, Unkraut rupfen, Blumen pflanzen und auch für die Wasserversorgung und die Ausstattung für Kulturveranstaltungen gesorgt haben. Nun soll es zunächst eine Glühweinwanderung, aber auch ein Frühjahrsfest und Pläne für Halloween sowie Weihnachten geben.
Worauf die Verantwortlich dann beim nächsten Burgfest hoffen, ist mehr Unterstützung für die älteren unter ihnen. Damit nicht wieder die Handwerkergruppe im Alter zwischen 70 und 77 Jahren alle Kabel verlegt, die Wasserleitungen auch, um dann durchgehend die Toiletten zu betreiben, sagt Rolf Siepmann. Damit nicht um 23 Uhr der 75-Jährige unter dem Bierwagen allein die defekte Wasserleitung repariert. Und auch die Burgfrau (78) sollte um 23.30 Uhr eine Ablöse finden, wenn sie das Mehrweggeschirr spült. „Das können wir so nicht mehr machen.“
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