Essen-Schonnebeck. Sie ärgern sich über den Zustand von Flächen am Hallo-Park: Zum Teil liege der Müll seit Monaten dort. Forderung nach gründlicherer Reinigung.

Wenn Anke Vosloh zu ihrem täglichen Spaziergang aufbricht, die Straße überquert hat und den Bürgersteig der Langemarckstraße in Richtung Hallopark entlanggeht, hält sie neuerdings den Blick gesenkt: „Ich versuche, nicht nach links und rechts zu gucken“, sagt die 53-Jährige. Denn der Anblick, der sich ihr da bietet, frustriert sie.

„Ich bin nicht so jemand, der in der Nachbarschaft herumgeht und sich darüber aufregt“, sagt sie, doch der Abfall, der sich entlang des Weges ansammelt, der teils schon seit Wochen und Monaten dort liege, mache selbst sie wütend. „Ich finde den Anblick einfach schrecklich.“

EBE-Mitarbeiter dürfen nur 1,50 Meter ins Grün hinein Müll aufsammeln

SCHONNEBECK: Anwohner beklagen sich über Vermüllung im Park Am Hallo, die nicht beseitigt werde. Wir treffen Anke Vosloh und ihren Mann Michael Notbaum, die dort fast täglich unterwegs sind.
An den Papier- und Glascontainern an der Langemarckstraße werde immer wieder Müll abgeladen, sagen Anwohner. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ihre Schilderung bestätigt sich bei einem Ortsbesuch: Kurz hinter der Bushaltestelle Bonifaciusstraße hält sich das Müllaufkommen noch in Grenzen, ähnelt dem Bild, das sich an vielen öffentlichen Straßen und Wegen in der Stadt bietet. Doch etwa auf Höhe der Papier- und Altglascontainer wird es mehr: Angefangen bei dem Abfall, der direkt neben den Containern abgestellt wurde –Styropor, Elektroschrott, Plastikfolie. Hier werde regelmäßig auch Sperrmüll abgeladen, sagt Anke Voslohs Mann Michael Nothbaum. Darüber müsse man angesichts der Situation aber beinahe froh sein, sagt der 59-Jährige – „sonst würden sie das auch noch alles in die Büsche werfen“.

Was er damit meint, zeigt sich ein paar Meter weiter. Von der Straße aus gut zu sehen, aber doch ein Stück entfernt, zwischen den Bäumen, hat jemand eine wilde Kippe hinterlassen: Teile von Küchenschränken, Reisekoffer, Kinderspielzeug, Elektrogeräte, Ladekabel, Plastikmüll. Auch leere Parfumflaschen und eine Zahnbürste liegen dort. Mittendrin ein aufgespannter Regenschirm und etwas abseits ein Klapp-Liegestuhl. Es gibt weitere vermüllte Stellen zwischen den Bäumen, doch viel Abfall liegt auch direkt am Gehweg, vor allem Plastikflaschen und Verpackungen.

Auf einem ihrer Spaziergänge habe sie einen Mitarbeiter der Straßenreinigung angesprochen und gefragt, weshalb der Müll nicht weggeräumt werde, erzählt Anke Vosloh. Er habe ihr erklärt, dass er die an den Bürgersteig grenzenden Flächen nur bis 1,50 Meter vom Gehweg entfernt reinigen dürfe.

Eine Nachfrage bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) ergibt: Das stimmt. „Entlang der Langemarckstraße reinigen wir, wie es die Verträge mit der Stadt Essen vorsehen, bis zu einer Tiefe ins Grün von 1,50 Metern“, bestätigt EBE-Sprecher Christian Herrmanny. An der Langemarckstraße würden demnach Gehweg, Bordstein, Randsteine und Grün (bis 1,50 Meter Tiefe) wöchentlich gereinigt. Würden dabei wilde Müllkippen oder „Dreckecken“ auffallen, bzw. über den Mängelmelder gemeldet, würden diese erfasst und „möglichst zeitnah abgearbeitet“: aktuell innerhalb von durchschnittlich drei Tagen. Die Entsorgung übernähmen dann aber spezielle Teams, ggf. auch mit Sperrmüllfahrzeugen.

Anwohner aus Schonnebeck fordern gründlichere Reinigung entlang der Straße

SCHONNEBECK: Anwohner beklagen sich über Vermüllung im Park Am Hallo, die nicht beseitigt werde. Wir treffen Anke Vosloh und ihren Mann Michael Notbaum, die dort fast täglich unterwegs sind.
Anke Vosloh und Michael Nothbaum beklagen, dass auch direkt am Gehweg Müll liegenbleibe und bei der wöchentlichen Reinigung nicht mitgenommen werde. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Doch Anke Vosloh kritisiert, dass auch nach der wöchentlichen Reinigung Abfall direkt am Gehweg zurückbleibe, nicht nur tiefer im Gebüsch. Zudem müssten den Mitarbeitern die gut von der Straße aus sichtbaren wilden Kippen doch auffallen. Warum werde das nicht weitergegeben?, fragt sie. Die Mitarbeiter trügen zwar keine Schuld am Zustand der Flächen, sondern diejenigen, die achtlos ihren Abfall wegwerfen würden, dennoch müsse man eine Lösung für dieses Problem finden. Michael Nothbaum ergänzt: Wenn man will, kann man das alles wegräumen. Wir zahlen doch auch Steuern dafür.“

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Woran sich das Paar besonders stört: Im Essener Süden würde es erst gar nicht so weit kommen, meinen sie. Nicht nur, weil dort weniger Müll in der Natur entsorgt werde: Regelmäßig seien sie in der Umgebung des Heissiwalds in Bredeney unterwegs, hätten auch dort schon die Straßenreinigung bei der Arbeit gesehen: „Aber da war hinterher gar kein Müll mehr, hier schon.“ Tatsächlich fallen beim Ortsbesuch einige Stellen auf, an denen der Müll unmittelbar neben dem Bürgersteig augenscheinlich schon älter als eine oder zwei Wochen ist.

EBE-Sprecher Herrmanny weist noch darauf hin, dass eine Reinigung an Parkplätzen oder Parkstreifen, wie an der Langemarckstraße, wegen der dort abgestellten Fahrzeuge mitunter schwierig sei: „Weil wir mit unseren Geräten diese Stellen nicht so gut erreichen können, da wir ständig Gefahr laufen, parkende PKW zu beschädigen. Das stellt für uns eine echte Problematik dar.“

Viel Müll liegt unmittelbar am Eingang zu Essener Landschaftsschutzgebiet

SCHONNEBECK: Anwohner beklagen sich über Vermüllung im Park Am Hallo, die nicht beseitigt werde. Wir treffen Anke Vosloh und ihren Mann Michael Notbaum, die dort fast täglich unterwegs sind.
Am Weg zum Friedhof liegt neben Plastikflaschen noch Silvestermüll. Der Bereich ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Doch woher kommen überhaupt die großen Abfallmengen? Viele Leute würden die Straße Richtung Friedhof und zurück entlanglaufen, sagt Michael Nothbaum. Doch Mülleimer sucht man entlang dieses Weges vergebens. Auch auf der Zuwegung zum Friedhof, an deren Eingang ein Schild das Gebiet als Landschaftsschutzgebiet ausweist, steht zwar eine Sitzbank, jedoch kein Abfalleimer. Es bietet sich hier ein ähnliches Bild wie vorn an der Straße: Müll am Wegesrand, Müll rund um das Schild. Auch Reste von Silvesterfeuerwerk sind darunter: immerhin vier Wochen nach dem Jahreswechsel.

Für diesen Weg sind nicht die EBE, sondern Grün und Gruga verantwortlich, die auf Nachfrage lediglich mitteilen, dass man „die Situation vor Ort prüfen und die erforderlichen Maßnahmen einleiten“ werde. „Generell empfiehlt die Stadt den Bürgerinnen und Bürgern, für die Meldung derartiger Verschmutzungen den Mängelmelder der Stadt Essen zu verwenden“, heißt es in einer schriftlichen Antwort auf die Anfrage der Redaktion.

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Zurück zu den öffentlichen Mülleimern: Deren Anzahl und Standorte würden sich nach „dem erfassten Bedarf bzw. einer Beauftragung durch die Stadt Essen“ richten, erklärt EBE-Sprecher Herrmanny. An der Langemarckstraße würden sich Papierkörbe an den Haltestellen und an den Abzweigungen „zu den in unserer Verantwortung stehenden Wegen“ befinden. „Diese reichten bislang unserer Einschätzung nach aus.“

SCHONNEBECK: Anwohner beklagen sich über Vermüllung im Park Am Hallo, die nicht beseitigt werde. Wir treffen Anke Vosloh und ihren Mann Michael Notbaum, die dort fast täglich unterwegs sind.
Stellen wie diese gibt es mehrere entlang der Langemarckstraße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Anfang Januar schrieb Anke Vosloh an das Büro des Oberbürgermeisters sowie an Grün und Gruga: „Wenn man durch Essen fährt, hat man sich an den Anblick von Müll auf Straßen und Bürgersteigen ja schon gewöhnt, aber muss das auch in ausgewiesenen Naherholungsgebieten und den Zuwegungen hierzu so sein?“ schrieb sie. „Und warum ist das im Essener Süden anders? Warum wird das nicht als Diskriminierung angesehen, wenn muslimische Mitbürger ihre Verwandten auf einer Müllkippe beerdigen müssen?“ Sie lud dazu ein, sich die Situation vor Ort einmal anzuschauen. Eine Antwort habe sie bislang nicht erhalten, sagt Anke Vosloh.

Michael Nothenbaum achtet am Papiercontainer mittlerweile sehr genau darauf, was andere dort entsorgen – umgekehrt werde auch er beäugt: „Alle gucken hin, ob jemand was daneben schmeißt.“ Auf frischer Tat ertappt haben sie bisher aber niemanden.

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