Essen-Bredeney. Jubiläumsfeier, mehr Führungen und Nachwuchs im Wildgatter Heissiwald in Essen - doch es gibt auch eine traurige Neuigkeit.

Der Förderverein des Wildgatters Heissiwald feiert in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Anlass für ein „Picknick unplugged“ am Samstag, 24. August auf der Rabenwiese. Noch arbeitet der Verein an Einzelheiten, aber schon heute steht fest, dass Menschen locker zusammenkommen, eine Picknickdecke, etwas zu essen und zu trinken mitbringen können, um gemeinsam zu feiern. „Es soll einfach eine Dankeschön-Veranstaltung werden“, so Ursula Tomasdottir, erste Vorsitzende des Fördervereins.

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Und tatsächlich gibt gleich mehrere Gründe zu feiern – zum einen natürlich den Geburtstag: Der Förderverein war vor drei Jahrzehnten gegründet worden, um das Wildgehege zu erhalten. Das wiederum gibt es inzwischen seit 60 Jahren. Keine Selbstverständlichkeit. Die Stadt hatte es 1994 aus Kostengründen eigentlich schließen wollen. Doch seinerzeit kamen Michael Kallenberg und seine Mitstreiter, darunter auch die ehemalige Bundesfamilienministerin Antje Huber, auf die Idee, das beliebte Ausflugsziel auf eine breitere finanzielle Basis zu stellen: Man fand Sponsoren und gründete den Förderverein, der sich bis heute um das Wildgatter kümmert.

Sechs neue Bewohner im Essener Heissiwald

Ein weiterer Grund für die Party: Es gibt sechs neue Bewohner im Heissiwald. Immer auf der Höhe des Geschehens ist in dieser Angelegenheit der Vorarbeiter im Wildgehege, Michael Schröder. Er kennt sämtliche Tiere aus dem Eff-eff und zeigt in Richtung Rotwild: „Das da hinten ist der Kasimir, der kommt aus dem Grugapark. Der Dicke, der da hinten liegt, das ist der Caesar. Und Schnucki ist ein Unikat. Die ist nämlich vom Förster aufgezogen worden und sehr zahm. Die kommt sogar zum Fressen, während wir den Trog noch auffüllen.“ Seit einigen Tagen laufen nun zusätzlich zwei Rotwildkälber durch das Gehege, vier Lämmer sind bei den Mufflons hinzugekommen.

Schnucki ist besonders zahm und frisst auch, wenn Menschen daneben stehen.
Schnucki ist besonders zahm und frisst auch, wenn Menschen daneben stehen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Nicht alles lief glatt bei den Geburten in diesem Jahr. „Bei der Weißen da vorne gab es eine Steißgeburt“, erinnert sich Schröder an ein Drama, das sich beim Rotwild erst vor wenigen Wochen an einem Freitagabend abgespielt hat. Eigentlich läuft eine Geburt so ab, dass der Kopf zuerst kommt. Aber hier hatte sich das Kalb im Bauch der Mutter nicht gedreht. „Wir waren an dem Tag alle abends noch sehr lange hier. Dr. Christina Lehnen, die Tierärztin des Vereins, hatte Mittel mitgebracht, um das Muttertier zu betäuben, damit wir bei der Geburt helfen können. Doch leider war das Kalb nicht mehr zu retten. Immerhin hat die Mutter überlebt und sich bis heute auch wieder gut erholt.“

In der Schonung im Essener Wildgatter gibt es zwei Welpen im Fuchsbau

Neben den zwei Kälbern und vier Lämmern gibt es auch eher ungewöhnlichen Nachwuchs im Heissiwald: „In der Schonung bei den Mufflons haben wir gerade einen Fuchsbau entdeckt“, erzählt Schröder. Da Füchse keine Gefahr für die Tiere darstellen, bestand auch kein Handlungsbedarf. „Im Bau sind zwei Welpen.“ Einer habe sich erst vor wenigen Tagen zu den Mufflons gesetzt und sich in dieser Gesellschaft augenscheinlich sehr wohl gefühlt. Schröder: „Der hat wohl gedacht: Was ist das schön hier. Erst als wir nähergekommen sind, ist der abgehauen.“

Dieses Rehkitz hat Vorarbeiter Michael Schröder entdeckt und fotografiert. Mittlerweile tollt es mit den anderen im Wildgatter umher.
Dieses Rehkitz hat Vorarbeiter Michael Schröder entdeckt und fotografiert. Mittlerweile tollt es mit den anderen im Wildgatter umher. © Michael Schröder

Erlebnisse wie diese sind in einer Großstadt ungewöhnlich. Der Verein möchte sie gerne teilen. Regelmäßig kommen Kindergärten und Schulklassen zu Besuch, und Schröder zeigt ihnen gerne, was wichtig ist im Wildgatter. Und von solchen Gelegenheiten soll es zukünftig mehr geben: „Wir möchten den Raum für die Öffentlichkeit noch transparenter machen“, sagt Tomasdottir, „und natürlich möchten wir auch Freunde und Förderer gewinnen“. Deshalb arbeite man derzeit an verschiedenen Ideen. Eine davon: regelmäßige Führungen, möglicherweise einmal im Monat zu festlegten Zeiten.

Dass es eine entsprechende Nachfrage gibt, daran besteht bei den Verantwortlichen kein Zweifel. „Wir haben im vergangenen Jahr in den Sommerferien zwei Führungen angeboten“, erinnert sich Katarzyna Lorenc aus dem Vereinsvorstand. Innerhalb von einer Stunde seien die 30 Plätze ausgebucht gewesen. „Die Menschen wissen, dass es das Wildgatter gibt und sie kommen her, um spazieren zu gehen und die Tiere zu beobachten. Aber es ist ein ganz anderes Erlebnis, wenn man mit einer Person vor Ort ist, die kompetent ist und zu allen Tieren etwas zu erzählen hat.“

Veranstaltungen im Wildgatter

Der Förderverein Wildgatter Heissiwald lädt zweimal im Jahr zu Veranstaltungen ein. Eine Woche vor Ostern fand das traditionelle Eiersuchen für Kinder statt. Am Sonntag, 13. Oktober, steht erneut das Kastanienfest an: Kinder können gesammelte Kastanien und Eicheln am Wildgehege abgeben und erhalten dafür eine Urkunde. Die Waldfrüchte werden als Zusatzfutter für die Tiere im Gehege verwendet.

In diesem Jahr gibt es noch eine dritte Veranstaltung anlässlich des Jubiläums: Das „Picknick unplugged“ ist für den 24. August in der Zeit von 13 bis 19 Uhr auf der Rabenwiese am Pavillon geplant. Weitere Details zu dieser Veranstaltung werden gerade erarbeitet.

Neu ist auch die Mitgliedschaft des Vereins bei „For a reason“. Ziel dieses Projekts ist es, die Vernetzung lokaler Initiativen zu fördern, ihre Arbeit sichtbar zu machen und mehr Menschen für die Arbeit im bürgerschaftlichen Engagement zu begeistern und zu gewinnen: www.for-a-reason.de.

Der Förderverein ist per E-Mail unter info@wildgatter-essen.de zu erreichen, Informationen gibt es auch auf www.wildgehege-essen.de.

Doch um zusätzliche Angebote zu schaffen, benötige man auch mehr Menschen, die mitarbeiten, vor allem natürlich Ehrenamtliche. Deren Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: „Wir haben beispielsweise eine Fütterhilfegruppe, in der man sich engagieren kann“, erklärt Tomasdottir. „Wir bekommen ja manchmal Futterspenden, etwa vom Großmarkt. Da brauchen wir dann Leute, die die Spende abholen und herbringen. Das machen Ehrenamtliche.“

Essener Verein sucht Ehrenamtliche zur Unterstützung

Hilfe benötigt der Verein natürlich auch für das große Picknick am 24. August. Auch zur Vorbereitung und Umsetzung dieser ungewöhnlichen Veranstaltung sind Ehrenamtliche gewünscht, sie werden sogar dringend benötigt. Geld verdienen kann man mit einer solchen Tätigkeit natürlich nicht. Doch auch dabei zuzusehen, wie vier Mufflon-Lämmer ausgelassen durch das Gehege tollen, dürfte eine Form der Belohnung sein.

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