Essen. Auf dem großen Gelände, gelegen an der A52, soll es mehr als nur den Hotelbetrieb geben. Die Besitzer präsentieren nun erste Gedankenspiele.

„Dies ist ein ehrenwertes Haus.“ Mit einem Rückgriff auf einen seiner Hits trug sich einst Udo Jürgens im Hotel Bredeney ins Gästebuch ein. Das war im Mai 1982. Der Beitrag, mit selbstgezeichneten Noten und Autogrammkarte versehen, erinnert an die Zeit, als sich an der Theodor-Althoff-Straße die Prominenten gern ein Stelldichein gaben, wenn sie in Essen waren. Auch Altkanzlerin Angela Merkel soll dort schon genächtigt haben, genauso Boxlegende Muhammad Ali.

Fast genau 50 Jahre ist es her, dass 1975 in dem Hotel im Süden der Stadt die ersten Gäste nächtigten. Erbaut wurde es vom Architekten Walter Brune, der auch die benachbarte Karstadt-Hauptverwaltung entwarf, und in dessen Besitz es sich bis zu seinem Tod 2021 befand. Zur Zeit seiner Eröffnung war es die größte Herberge im Ruhrgebiet. Und mit 293 Zimmern und 456 Betten dürfte ihr der Rang bis heute kaum ein anderes Haus abgelaufen haben.

50 Jahre Hotel Bredeney
1982 trug sich Udo Jürgens ins Gästebuch ein und „sang“ dabei ein Loblied auf das Hotel Bredeney. © privat | Hotel Bredeney

Die großen Tage des Hotels sind allerdings weitgehend Geschichte. Die stark gewachsene Bettenkonkurrenz in der Stadt ist ein Grund dafür. Ein anderer ist der Modernisierungsstau, der sich über Jahre gebildet hat. Die neuen Eigentümer denken deshalb bereits intensiv darüber nach, wie die Zukunft des Hotels aussehen könnte und haben nach eigenem Bekunden „große Pläne“ auf dem Areal.

Soravia und Brockhoff kauften das Hotel Bredeney im Jahr 2022

Seit 2022 gehört das Hotel mehrheitlich der österreichischen Soravia-Gruppe. Diese hatte zusammen mit dem Essener Gewerbemakler Eckhard Brockhoff die Immobilie erworben. Beide Eigentümer sind auch über das Hotel hinaus miteinander verbunden. Soravia ist Gesellschafter bei Brockhoffs gleichnamigem Maklerunternehmen.

Das Luftbild zeigt das Gelände des Hotels Bredeney (Bildmitte). Der Bürokomplex links davon gehört der Uniklinik, dahinter liegt die alte Polizeischule.
Das Luftbild zeigt das Gelände des Hotels Bredeney (Bildmitte). Der Bürokomplex links davon gehört der Uniklinik, dahinter liegt die alte Polizeischule. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Nach Meinung der Besitzer bietet das 18.000 Quadratmeter große Grundstück direkt an der A52 gelegen weitaus mehr Potenzial als nur den Hotelbetrieb. Der Vertrag mit der Hotel Bredeney Betriebsgesellschaft mbH, die die Herberge managt, läuft zwar noch einige Jahre, betont Brockhoff. Doch diese Zeit wolle man nutzen, um die künftige Entwicklung auf dem Gelände zu planen. Erste Gedankenspiele gibt es bereits: Die Partner könnten sich neben dem Hotel auch Seniorenwohnungen, ein Pflegeheim vorstellen. „Den Bedarf gibt es im Essener Süden auf jeden Fall“, glaubt Brockhoff. Auch ein Schwesternheim für Uniklinik-Angestellte gehört zu den Überlegungen.

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Unabhängig davon soll es ein Hotel aber weiterhin an der Theodor-Althoff-Straße geben: Entweder wird das jetzige zurückgebaut und somit verkleinert oder es werde ein neues Haus gebaut, sagt Brockhoff. Mit den neuen möglichen neuen Nutzungen haben Soravia und Brockhoff vor allem die Entwicklungen im unmittelbaren Umfeld im Blick. In direkter Nachbarschaft hatte 2022 die Uniklinik einen großen Bürokomplex gekauft, um dort weite Teile ihrer Verwaltung anzusiedeln. Das sollte zwar längst geschehen sein, doch Brockhoff hofft, dass es bei diesen Plänen auch weiterhin bleibt.

Um das Hotel herum gibt es mehrere wichtige Entwicklungspläne

Auch im weiteren Umfeld tut sich südlich der A52 einiges. Dort engagiert sich unter anderem die RAG-Stiftung, die die alte Polizeischule zusammen mit dem Essener Projektentwickler Marcus Kruse erworben hat. Zudem will das Polizeipräsidium in den nahegelegenen Büropark Bredeney umziehen. Und auch die Frage wird spannend werden, was nach dem Auszug von Galeria aus der alten Karstadtzentrale werden wird. Als ein wichtiger Punkt für die Entwicklung des Areals gilt schon seit vielen Jahren eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Brockhoff erinnert daher die Stadt Essen an die Zusage, die U-Bahn-Strecke um eine Station zu verlängern.

Die ersten Zimmer im Hotel Bredeney sind jüngst modernisiert worden. Weitere sollen folgen. Bei insgesamt 293 Zimmern dürfte der Aufwand jedoch enorm sein.
Die ersten Zimmer im Hotel Bredeney sind jüngst modernisiert worden. Weitere sollen folgen. Bei insgesamt 293 Zimmern dürfte der Aufwand jedoch enorm sein. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bis all das Fahrt aufgenommen hat, werden noch einige Jahre vergehen. Deshalb „investieren wir auch weiter in den bestehenden Hotelbetrieb“, sagt Brockhoff. Die ersten Hotelzimmer sind bereits modernisiert, weitere sollen folgen.

Während großer Messen ist das Hotel häufig ausgebucht

Die Entscheidung, das Hotel in Zukunft zu verkleinern, ist dabei keine einfache. Denn besonders bei großen Messen ist das Haus aufgrund seiner Nähe zu den Messehallen häufig ausgebucht, aber genauso, wenn Superstars wie Taylor Swift in der Schalke-Arena auftreten. „Während der Messezeiten brauchen wir die gesamten Zimmer“, unterstreicht Taina Notbohm. Die 55-Jährige ist neben Julia Schürmann (31) eine der beiden Hotel-Geschäftsführerinnen und schon viele Jahre dabei. In „normalen Zeiten“ jedoch sinkt die Auslastung merklich. Im Schnitt erreichte das Hotel zuletzt eine Belegung von 43 Prozent.

50 Jahre Hotel Bredeney
Das Foto zeigt die Boxlegende Muhammad Ali (Mitte) vor dem Hoteleingang. Mit auf dem Bild ist der langjährige Direktor Jean Pierre Troillet, der bis heute zum Gesellschafterkreis der Betreibergesellschaft gehört und aus dessen privatem Archiv das Foto stammt. © privat | Hotel Bredeney

Das war in früheren Zeiten anders. Anfangs war das Hotel als Herberge für das angrenzende IBM-Schulungszentrum gedacht. Von Montag bis Freitag war das „Haus voll“, erinnert sich Taina Notbohm. Am Wochenende kamen die Promis. Unvergesslich dürften dabei auch die legendären Zeiten des Rockpalastes in der Grugahalle gewesen sein, als im Hotel Bredeney regelmäßig die Stars eincheckten.

Wie für alle Hotels im Land war auch in Bredeney zuletzt die Coronazeit ein gewaltiger Dämpfer. Mittlerweile haben sich die Gästezahlen wieder erholt; auch dank des anziehenden Messegeschäftes und der erwähnten Großkonzerte. Vergangenes Jahr zählte das Hotel knapp über 70.000 Übernachtungsgäste und somit mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Doch stark gestiegene Kosten für Energie, Grundsteuer und Personal machen auch dem Hotel Bredeney zu schaffen. Deshalb blickt Taina Notbohm momentan äußerst kritisch auf die Pläne der Stadt Essen, eine Bettensteuer einzuführen. „Ich befürchte, dass die Gäste dann in andere Städte abwandern werden“.

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