Essen-Bredeney. Verbotsschilder der Stadtwerke sorgen für Unmut bei Anwohnern am Meckenstocker Weg in Bredeney. Sogar die Polizei war schon vor Ort.

Eine eigentlich kleine Baustelle der Stadtwerke am Wolfsbachweg sorgt derzeit für erheblichen Unmut unter den Anwohnern. Betroffen ist vor allem Lothar Pues, Eigentümer zweier Mehrfamilienhäuser am Meckenstocker Weg. Aufgrund der Verbotssschilder an der Baustelle kann er seine Häuser nicht betreten und somit weder selbst nutzen noch vermieten.

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Das Gelände der ehemaligen Beitz-Villa ist fußläufig zu erreichen, der Blick aus dem Mehrfamilienhaus am Meckenstocker Weg 46 richtet sich auf das idyllische Landschaftsschutzgebiet Wolfsbachtal. Es ist eine schöne, wenn nicht gar exklusive Wohngegend, in der sich auch Carlos Gonzalez als Mieter von Lothar Pues gerne ansiedeln würde – wenn da nicht die Verbotsschilder vor und hinter dem Haus wären: Fußgänger verboten, Fahrradfahrer verboten, Durchfahrt verboten. Alle nebeneinander. Davor eine rot-weiße Sperre. Und auf dem Weg: Fahrzeuge und Werkzeuge, die zur Baustelle gehören.

Mieter möchte in Bredeney einziehen - kann aber nicht

So sahen die Pläne von Pues eigentlich aus: Eine der insgesamt zwölf Wohnungen in seinen beiden Häusern wollte er selbst beziehen, die anderen vermieten. Für einen „zivilen Preis“, wie der Steuerberater selbst sagt. „Ich will damit nicht reich werden.“ Doch wie soll er in ein Haus einziehen, wenn er die Straße nicht betreten, den Eingang nicht nutzen darf? Die Stadtwerke habe er mehrfach kontaktiert, aber keine Rückmeldung erhalten. Auch Bauarbeiter vor Ort seien nur darauf bedacht, ihn zu verjagen.

Gleiches gilt für Gonzales, der hier nicht nur privat einziehen, sondern zudem ein Büro einrichten will. „Jahrelang habe ich auf mein Start-up hingearbeitet, und jetzt, wo ich einen tollen Standort gefunden habe, setzt mir die Stadt ein groteskes Hindernis vor die Haustür. Diese Situation ist nicht nur frustrierend, sondern gefährdet auch meine berufliche Zukunft.“

Meckenstocker Weg
„Geschützt durch Bauwatch“: Wer nachts diesen Weg betritt, löst Alarm aus - Lichter leuchten auf, sogar die Polizei ist bereits angerückt. Lothar Pues fürchtet Anzeigen wegen Hausfriedensbruch, obwohl ihm das Grundstück und das Haus auf der linken Seite gehören. © Schacht 11 | Schacht 11

Man könne jetzt sagen, „ich bin ein Revoluzzer und laufe da trotzdem durch“, sagt Pues, doch die Essener Stadtwerke haben die Baustelle nicht nur mit Warnschildern versehen, sondern auch mit „Bauwatch“. „Kameras und Bewegungsmelder sorgen abends und nachts dafür, dass bei unbefugtem Betreten sofort Licht angeht. Außerdem wird automatisch die Polizei alarmiert. Und die hat mir schon gedroht, mich wegen Hausfriedensbruch anzuzeigen, wenn ich weiterhin die Baustelle betrete.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Pues Probleme am Meckenstocker Weg sieht. Es war 2020, als hier, nur ein paar Meter von seinen Häusern entfernt, ein Neubau entstand. Gemeinsam mit weiteren Anwohnern wünschte er sich statt der Einbahnstraßen-Regelung eine Sperrung hinter dem Neubau, um den Verkehr aus dem Stück Richtung Wolfsbachweg komplett herauszunehmen. Am Meckenstocker Weg Richtung B224 werde vielfach schräg geparkt, was eine Fahrbahn blockiere. „Wie sollen denn Einsatzkräfte zu den oberen Häusern und zu dem Neubau kommen? Die Straße ist doch viel zu eng“, gibt er zu bedenken. Bei einem Feuer komme die Feuerwehr gar nicht bis zu seinen Häusern durch.

Essener: Juristische Schritte keine Alternative

Ob es sich bei dem besagten Abschnitt des Meckenstocker Wegs überhaupt um eine Straße handelt, beschäftigte seinerzeit sogar die Justiz. Im Fall der aktuellen Baustelle jedoch scheut Pues noch den juristischen Weg gegen die Stadtwerke. „Ich könnte wegen der entgangenen Mieteinnahmen klagen, aber ich habe keine Lust mehr auf diese endlose Klagerei mit der Stadt. Die schicken einem dann Akten mit 30 Seiten Papier, und es passiert doch nichts.“

Meckenstocker Weg
Diese schmale Lücke nutzen Anwohner des Meckenstocker Wegs in Essen-Bredeney bisweilen, wenn sie zu ihren Häusern oder Wohnungen wollen. Erlaubt ist das wegen der Baustelle aber natürlich nicht. © Schacht 11 | Schacht 11

Die Stadtwerke Essen geben an, die Vollsperrung der Straße sei in Absprache mit allen Verkehrsbehörden, dem Rettungsdienst und der Feuerwehr eingerichtet worden. „Wir setzen dort Bauwatch ein, weil es auf der Baustelle wiederholt zu Sachbeschädigung gekommen ist“, so Pressesprecher Roy Daffinger. „Wenn jemand die Baustelle betritt, wird allerdings nicht sofort die Polizei gerufen. Dann meldet sich dort eine Stimme und warnt, dass man sich in einem abgesperrten Bereich befindet. Und wenn man nicht antwortet, erst dann wird tatsächlich die Polizei alarmiert.“

Stadtwerke Essen versprechen Korrektur

Dass die Hausnummer 46 Teil der verbotenen Zone ist, war den Vertretern der Essener Stadtwerke allerdings nicht klar - und es war so auch nicht beabsichtigt. „Da, wo die Schilder jetzt stehen, gehören die gar nicht hin“, erklärt Daffinger nach Ansicht unserer Fotos und nach Rücksprache mit dem Bauleiter. Er vermutet, jemand habe die Schilder verschoben. „Die Absperrung ist da zwar richtig, Fahrräder und Autos dürfen da auch nicht durch. Aber das Durchgang-verboten-Schild für Fußgänger sollte eigentlich hinter dem Hauseingang stehen. Die Stadtwerke Essen haben zu keiner Zeit Baustellenschilder so aufgestellt, dass Anwohnern der Zutritt zu ihren Häusern nicht möglich oder gestattet war.“

Mittlerweile sind die Stadtwerke tätig geworden und haben die Beschilderung nun wieder an die korrekten Stellen gestellt. Daffinger: „Unser Verkehrssicherer wurde angewiesen, nun regelmäßig zu schauen, ob die Schilder erneut widerrechtlich entfernt oder umgestellt werden.“

 „Es ist einfach frustrierend, dass ich mein eigenes Haus nicht nutzen kann und niemand weiß, wann das endlich vorbei ist“, sagt Pues. Auch da können die Stadtwerke Auskunft geben: Noch bis Ende April, Anfang Mai soll die Baustelle bestehen bleiben. Den Zugang zum Haus werde man nun ermöglichen. Und mit fortschreitenden Arbeiten werde die Baustelle ohnehin nach hinten verschoben und die Situation so weiter entschärft.

Gonzalez will trotz der Verzögerung standhaft bleiben und sich keine andere Wohnung mit Büro suchen: „Herr Pues will mir hier eine einmalige Chance geben. Ich warte. Vielleicht kommt ja jetzt etwas Bewegung in die Sache.“ Ein paar Meter würden ja wohl schon genügen.

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